MAK

Volltext: Kunst und Kunstgewerbe in Tirol : aus Anlass der kunstgewerblichen Ausstellung in Innsbruck im August 1878. Vortrag gehalten am 14. November 1878 im österr. Museum

6 
Vintschgau und Sterzing ist andern Marmorgattungen nicht blos rück 
sichtlich seiner Schönheit gleichzustellen, sondern er übertrifft die letzteren 
sogar durch seine grosse Dauerhaftigkeit. Wer die Triumphpforte am Aus 
gange der Maria-Theresienstrasse in Innsbruck betrachtet, die im Jahre 
1765 errichtet wurde, sieht, welche Schönheit der Tiroler Marmor beibe 
hält und welche Dauerhaftigkeit derselbe hat. Die grossen Figuren von 
Bernini, die in Carrara-Marmor ausgeführt, die Engelsbrücke in Rom 
zieren, sind ganz schwarz geworden; man erkennt kaum die Modellirung. 
Die grossen Apostelfiguren Petrus und Paulus unmittelbar vor der Peters 
kirche sind heutigen Tags nach wenigen Jahrzehnten theilweise schon von 
schwarzen Pilzen überzogen und werden in wenigen Jahren ebenso wenig 
kenntlich sein, wie die Figuren auf der Engelsbrücke. Die Figuren und 
Reliefs an der Triumphpforte in Innsbruck dagegen leuchten noch heute 
im vollen Glanze, trotz der dortigen Witterungsverhältnisse und trotzdem 
dieselben an der Wetterseite liegen. Nirgends zeigen sich jene gefährlichen 
Pilzbildungen, denen der Carrara-Marmor unterworfen ist. Auf dem Fried 
hofe zu Meran und auf anderen Tiroler Friedhöfen kommen Grabdenk 
mäler aus dem 16. Jahrhundert vor und noch zeigt sich keine Spur einer 
Veränderung an denselben. Man sollte glauben, dass in einem Lande, 
welches ein so kostbares Material in einer solchen Menge besitzt, die Aus 
beutung desselben anzutreffen sein müsste, und dass besonders in jenen 
Thälern, in welchen die Marmorbrüche sich befinden, ein grosser Wohl 
stand sich bemerkbar machen sollte. Und doch, wie mühsam arbeiten sich 
jene Industriellen durch, welche in diesen Gegenden die Marmorbrüche 
eröffnet haben. Wir haben seit den Zeiten der Kaiserin Maria Theresia 
nach dieser Richtung hin volkswirthschaftlich nur sehr geringe Fortschritte 
gemacht. Damals war eine Zeit der Blüthe für die österreichische Marmor 
industrie, seither sind wir hierin von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zurückge 
gangen und haben den wälschen Händlern mit Carrara-Mamor die Wege 
geebnet. Erst jetzt ist eine kleine Besserung bemerkbar. Der Trientiner 
Marmor wird allerdings industriell rationeller ausgebeutet und wird jetzt 
in Wien vielfach verwendet; die Walschtiroler entfalten ein grösseres kauf 
männisches und industrielles Geschick, als die Deutschtiroler. Allerdings 
ist der Trientiner Marmor vorzugsweise nur für architektonische Zwecke 
brauchbar und nicht in gleichem Masse witterungsbeständig als anderer 
Tiroler Marmor. 
Unter den Trientiner Marmorarten verdient der gelbe eine besondere 
Beachtung; er ist ein reizendes Material für Decorationsarbeiten, wie man 
es am Cafe Grabhofer in Innsbruck sehen kann. Der weisse und der 
rothe Trientiner Marmor bewährt sich nicht überall gleich. Der Schaft 
der Annasäule in Innsbruck musste ausgewechselt werden. Ob der rothe 
Stein am Margarethen-Brunnen sich bewähren wird, muss man der Zu 
kunft überlassen. Der Gramsacher Marmor bei Brixlegg ist nicht im 
Handel. Der weisse Marmor in Laas und Schlanders hat vollkommenere
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.