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Volltext: Die Glasindustrie (Gruppe IX, Section 3), offizieller Ausstellungs-Bericht

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L. Lobmeyr. 
chen zu 30 Stück und je 12 Kittchen in einer Ueberkifte verpackt gehandelt 
werden. 
Auf der Weltaustlellung waren mit geblafenen und zwar grofsen und klei 
nen Spiegeln durchgängig fchöner Qualität nur öfterreichifche Fabrikanten 
erfchienen, von denen fich befonders die Glasfabrik der C. Graf Kinsky Erben 
zu Bürgttein und jene von Jakob Mallmann in Elifenthal in Böhmen noch durch 
die reichen Rahmen, mit welchen fie ihre Erzeugniffe ausgeftattet hatten, hervor- 
thaten, und die Firma Joh. Ant. Ziegler’s Söhne noch dadurch die Aufmerkfamkeit 
erregte, dafs fie die ganze Erzeugnifsweife geblafener Spiegel klar erfichtlich 
machte und fomit ihre Expofition zu einer um fo intereffanteren, weil lehrreichen 
geftaltete. 
So alt auch die Spiegelerzeugung und felbft jene der Gufsfpiegel ift, die 
eigentliche grofse Entwicklung diefes Induftriezweiges fällt doch erft in die letz 
ten Decennien, ja in die allerjüngfte Zeit, als es gelang, die Maffe billiger, freier 
von Blafen und überhaupt reiner zu fchmelzen, in den Mafchinen für das Giefsen 
und die Bearbeitung der Platten eine ungleich gröfsere Vollendung zu erreichen. 
Auf diefem Gebiete ift Frankreich ftetig vorangegangen, es hat diefe 
Induftrie durch eine Menge eigener Erfindungen und gegenwärtig durch eine 
rafche Einführung des Siemens’fchen Gasofens (von welchem noch fpäter die 
Sprache fein wird) zu jener gewaltigen Bedeutung gebracht, die fie heute unbe- 
ftritten befitzt. Ein, man kann fagen, noch längerer Stillftand als beim Raffiniren 
der Fritte und der Erzeugung der Platten herrfchte auf dem Gebiete der 
Belegung. Erft in jüngfter Zeit wird der alten Verfpiegelung mit Zinnfolien und 
Queckfilber durch neue Methoden, zunächft durch die chemifche Silberbelegung 
entfchiedener das Feld ftreitig gemacht. 
Wohl fchon feit 1840 ift man in Frankreich, immer aber noch ohne durch 
greifenden Erfolg bemüht, auch die Platinirung der Spiegel zu erzielen, ein Ver 
fahren, welches am billigften kommen follte, da das Platin hier auf der Vorder 
feite der Glasplatte aufgetragen den Spiegel bildet, das Glas alfo nur als Unter 
lage diente und defshalb nur auf einer Seite gefchliffen zu werden brauchte. 
Weiters fahen wir Verfuche mit Goldbelegung, die wohl Verfuche bleiben dürf 
ten, da gelbe Spiegel immer ein häfsliches Bild geben. 
Nach dem heutigen Stande der Dinge gewinnt die Silberbelegung, die 
weifser und fcjhöner ift, immer mehr an Verbreitung, nachdem fie immer dauer 
hafter hergeftellt wird, und man das früher nur zu häufig vorkommende nach 
trägliche Auftauchen brauner Flecken bereits zu vermeiden weifs. 
Die Queckfilber-Verfpiegelung wird hauptfächlich aus dem Grunde, weil 
fie bei der Verfendung und bei der Plantirung mit der Waare leichter zubefchä- 
digen ift, als jene mit Silber, anfcheinend bald aufser Gebrauch kommen, 
was fchon infofern fehr wünfchenswerth wäre, als fie für die dabei befchäftigten 
Perfonen fehr gefundheitsfchädlich ift. 
Einer grofsen Beliebtheit erfreuen fich in neuefter Zeit die Spiegeltafeln 
mit mehr oder minder reichen Verzierungen, theils ornamentale, theils natura- 
liftifche oder figurale, welche Verzierungen durch Aetzung mit Flufsfpathfäure 
[Fluor hydrique) in 3, 4 und mehr Tieflagen in verfchieden feinem Matt und auch 
mit Glanzlichtern hergeftellt werden und ziemlich plaftifch erfcheinen. 
Ganz vorzüglich erzeugt man folche Aetzungen in Paris; auch von Belgien 
wurden einige fchöne derlei Arbeiten gefendet; nicht minder hatte Deutfchland 
durch zahlreiche gelungene Leiftungen diefes Genres gezeigt, dafs es auf diefem 
Gebiete nicht zurückbleibt. 
Solche Arbeiten werden jedoch nicht von den Spiegelfabrikanten felbft, 
fondern von einigen Unternehmungen, fogenannten Kunftanftalten, ausgeführt, 
welche, da diefelben tüchtige Zeichner u. A. m. brauchen, was fie leichter in den 
Städten finden, meift auch dort ihren Sitz haben.
	        
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