Hohlglas.
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f) Lampenartikel,
In unferetn Jahrhundert, das durch die Erfindung fo vieler billiger und
überaus leiftungsfähiger Brennftoffe in der Beleuchtung fo grofse Fortfehritte
machte, fpielen auch die Lampenartikel in der Glasfabrikation eine bedeutende
Rolle. Sind auch die Oel-, Ligroine- und andere derlei Lampen nunmehr wieder
ziemlich verdrängt, fo finden jetzt die Gas- und Petroleumlampen eine nahezu
univerfale Anwendung und ungeheure Mafien von Petroleumbehältern, Cylindern,
Kugeln, Schirmen, Rauchfchalen kommen als wichtige Gegenftände des Bedürf-
niffes in den Handel.
Mehr als vielleicht bei manchen anderen Waaren zeigt fich bei diefen,
dafs in Oefterreich und Deutfchland ebenfo für den eigenen Bedarf diefer Län
der, wie für deren Export der billige Preis über die Qualität der Waare
geftellt wird.
Die franzöfifchen und englifchen derlei Erzeugniffe find die bellen und,
wenn auch koftfpieliger, doch kaum die theureren, weil fie fchöner und dazu
ungleich dauerhafter find.
Die öllerreichifchen Lampenartikel, und namentlich jene von J. Schreiber
und Neffen, find, wenn auch von minderer als die eben genannten, doch von
guter Qualität, darunter in Bezug auf Gröfse und gleiche fchöne Mache manche
fehr anerkennenswerthe Leiltungen und dazu weit niederer ira Preife gehalten. In
neueller Zeit liefern übrigens deutfehe Fabriken in der Laufitz und Sachfennoch
billigere, — freilich auch entfehieden mindere Produdle.
Verzierte Lampenkugeln oder dergleichen werden in Frankreich mittelll
Aetzung ebenfo fchön als preiswürdig gemacht, fo, dafs es mit diefen Artikeln
den Weltmarkt immer mehr dominirt und die früher in Böhmen maffenhaft
erzeugte Waare mit matten und polirten Schliffen völlig verdrängt.
In neueller Zeit haben J. Schreiber und Neffen und auch J. Zahn & Comp,
in Wien das Aetzverfahren in gröfserem Mafsftabe eingeführt, und dadurch die
irrige Meinung praktifch widerlegt, dafs unfer Kalkglas fich für diefe Technik
nicht gut eigne.
g) Geprefstes Glas.
Was in erller Linie Frankreich, dann England und Belgien mit dem
weichen Bleiglafe durch Preffung zu leiften vermag, kann in Oefterreich mit dem
ftrengflüffigen Kalkglafe nicht erreicht werden.
Jedoch auch in Frankreich, wo geprefstes Glas vor Jahrzehnten Mode
artikel war, hat dasfelbe an Bedeutung verloren, und wird wenigllens — ich
fehe hier von Lullerbehängen ganz ab — nur mehr auf kleinere Artikel wie :
Salzbehälter, Kerzenfchalen, Briefbefchwerer, Nippfachen oder derlei Maffen
waare verwendet.
In England mehr als in Frankreich und Belgien erzeugt man noch manche
fehr dicke Gafthausgläfer und Wirthsgefchirr mittelll diefes Verfahrens, nament
lich hat in letzterer Zeit E. Moore & Co. in South Shields eine neue Art geprefs-
ten Glafes auf den Markt gebracht, das mehr das fchwere gefchliffene Kryflall-
glas imitirt, jedoch im Vergleiche zum gewöhnlichen englifchen Glafe ausnahms
weife leicht und weifs, geradezu auffällig billig, aber auch wie man verfichert,
fehr gebrechlich ilt.
hj Kryllall-und Farbenglas.
Da es fich in diefem Fabrikationszweige zumeill um Leiftungen handelt,
welche bereits in das Gebiet der Kunftinduftrie gehören, fo erübrigen mir nur
wenige Bemerkungen.