Zum Schluffe fei es mir geftattet, dasjenige kurz nachzuholen, was bei
der gewählten Eintheilung nach Fabrikationszweigen nicht wohl einzufchal-
ten war.
Amerika, das fich mit eigenen Glaserzeugniffen auf der Ausftellung gar
nicht einfand, hat doch durch eine ganz neue Erfindung: „die Sandgebläfe-
Mafchine vonB. C. Tilghman in New-York“ auch auf unferem Gebiete nicht wenig
Epoche gemacht. Mittelft eines ftarken Gebläfes wird feiner, fcharfkantiger Sand
durch eine nicht zu grofse Oeft'nung auf das Glas getrieben, wodurch diefes
ungemein rafch, und je nachdem der Sand feinkörniger oder gröber ift, etwas
mehr oder weniger fein matt wird.
Um Zeichnungen zu erzielen, deckt man das Glas mit einer Schablone von
Eifen, Guttapercha oder aus einem fonft geeigneten Stoffe, ja, wie behauptet
wurde, felbft nur mit einer Wachs- oder Lackfchichte.
Es war lediglich eine kleine Mafchine aufgeflellt, die recht unvollkommen
arbeitete; die vorgezeigten anderwärts gemachten Proben waren jedoch iiber-
rafchend gelungen.
Es fchien im erften Augenblicke, als wäre hier das Ei des Columbus
wieder gefunden, fo einfach und fo wirkungsvoll zeigte fich die Sache; doch
war man bei eingehenderer Prüfung weniger befriedigt.
Man vermochte die Zeichnung nur ziemlich unrein, mit franfiger Contur
herzuftellen, denn felbft die beften Patronen, vollends Lackfchichten, wurden
eben fo gut angegriffen, wie das harte Glas und waren bald verdorben.
Die eigentliche Gravirung, welche ein plaftifches Ornament liefert, kann
das Sandgebläfe eben fo wenig wie das Aetzverfahren erfetzen.
Aber auch dieses Verfahren ift dagegen noch ungemein vorzuziehen, da es
eine viel freiere Ausführung, die Anwendung mehrerer Tieflagen, dann ein kräf
tiges und feineres Matt abgeftuft bis zum hellen Glanze zuläfst.
Ungeachtet fchon bald zwei Jahre vergangen find, feit jene Erfindung in
Wien bekannt wurde, ift von einer Weiterentwicklung derfelben doch nichts
mehr zu erfahren, ja die ganze Sache fcheint vielmehr wieder im Sande verronnen
zu fein.
Möglich, dafs es mit einer anderen, wohl unendlich mehr Auffehen erre
genden Erfindung, die vor Kurzem in Frankreich auftauchte, dem „Hartglafe“
oder „verre malKable“ ähnlich ergeht.
Diefelbe hätte eigentlich in diefem Ausftellungsberichte keine Stelle zu
finden, da fie erft Ende 1874 auftrat; doch bei der grofsen Bedeutung, welche
fie jetzt zu haben fcheint, bei der Möglichkeit, dafs fie eine ungeahnte Umwäl
zung auf diefem Induftriegebiete verurfacht, mag es wohl zu entfchuldigen fein
wenn ich das bisher Bekanntgewordene hier kurz zufammenfaffe :
Ein Private, Roger de la Baftie, der fich anfcheinend zu feinem Vergnügen
auf feinem Schlöffe Richmond bei Pont d’Ain, nahe der Schweizer Grenze, mit
Chemie etc. befafst, nahm in allen Ländern — in Oefterreich am 5. Ocftober 1874