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Volltext: Mineralische Kohle (Gruppe I, Section 1), officieller Ausstellungs-Bericht

Mineralifche Kohle. 
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Ungefähr die Hälfte diefes Quantums wird im Saarbezirke felbft verbraucht, 
deffen Eifenhüttenwefen, wie der Kohlenbergbau circa 150 Jahre alt, fich einer 
hohen Blüthe erfreut. Dreizehn theils auf preufsifchem, theils auf bayerifchem 
Gebiete gelegene Eifenwerke liefern gegen 100.000 metr. Tonnen Roheifen, zu 
deffen Darftellung thonige Sphärofiderite, in circa 100 Flözen in der Steinkohlen 
ablagerung der Saar vorkommend, dann Minette aus Luxemburg und Lothringen 
und Rotheifenftein von der Lahn verwendet werden. 
Obwohl nun ausser der Eisen- und Stahlfabrication noch andere Induftrie 
zweige an der Saar einen Sitz haben, wie namentlich die Steingut- und Glasfabri- 
cation und die auf das Vorkommen von vorzüglichem Thon begründete Erzeugung 
von feuerfeften Steinen, fo ift der Kohlenconfum im Saarreviere felbst doch ver- 
hältnifsmäfsig geringer, als in den übrigen Steinkohlenbecken Deutfchlands. Von 
der Produktion des Jahres 1871 wurden im Saarreviere nur 27 4% confumirt, 
wogegen das Ruhrbecken gleichzeitig 32-6«/ 0 , Waldenburg 33 5%, Oberfchlefien 
52-6%, Aachen 63-9% ihrer Förderungen felbft verbrauchten. In Tonnen aus 
gedrückt ftellte fich für die Saarkohle die Confumtion im Grubenbezirke felbft 
im Jahre 1860 auf 501.900 metr. Tonnen, 
„ 1862 „ - 544-OÖI „ » 
„ 1865 044-347 n » 
„ 1871 „ - 892.854 „ „ 
Die Saarkohle ift, Dank der glücklichen Lage ihrer Erzeugungsftätten, feit 
der Entftehung der jetzigen Communicationsmittel die Waare eines grofsen 
Marktes. Nun hat es hier freilich lange gedauert, bis eine Eifenbahn im Becken 
felbft gebaut wurde, da die Saarbrücker Bahn erft im Jahre 1850 theilweife eröffnet 
werden konnte, allein feitdem hat fich das dortige Communicationswefen gut ent 
wickelt und nach allen Richtungen hin Anknüpfungen gewonnen. Zu der Saar 
brücker Eifenbahn, welche, den produktivften Theil der Kohlenlager durchziehend, 
für den Bezirk immer die wichtigfte Verkehrsader bleiben wird, find fodann noch 
die im Jahre 1858 in Betrieb gefetzte Rhein-Nahebahn und die Pfälzische (Lud 
wigs-) Eifenbahn hinzugekommen. Letztere erschliefst die in Bayern gelegene 
Partie des Kohlenrevieres undfieht über ihre Linien den gröfsten Theil der nach 
Süddeutfchland und der öftlichen Schweiz beftimmten Kohlenmaffen abfliefsen. 
Sie verfrachtete im Jahre 1873 1,064.574 metr. Tonnen Kohlen, woraus für dieBahn 
eine Einnahme von i'6 Millionen Gulden öfterr. W. refultirte. (Die Einnahme der 
Saarbrücker Eifenbahn aus dem Kohlentransporte betrug im Jahre 1872 1,043.767 
Thaler.) Bedeutung für den Export kommt auch dem feit 1865 befahrbaren Saar- 
canale zu, der die Saar mit dem von Paris nach Strafsburg führenden Rhein-Marne - 
canale verbindet; jedoch find die übertriebenen Erwartungen, die man in Frankreich,, 
die Befürchtungen, die man in Deutfchland an feine Eröffnung knüpfte, nicht in 
Erfüllung gegangen. 
Frankreich war immer einer der vornehmlichften Confumenten von Saar 
kohle. Bei der verhältnifsmäfsig geringen Leiftungsfähigkeit der eigenen Kohlen 
lager ift dasfelbe, um dem Bedarfe feiner namentlich im Offen hochentwickelten, 
vielfeitigen Induftrie Genüge zu leiften, mitNothwendigkeit auf den Bezug fremder 
Kohlen hingewiefen. In Erkenntnifs der Wichtigkeit gerade auch des Saarbeckens 
hatte man fich franzöfifcherfeits bei Abfchlufs des Staatsvertrages über die Anlage 
des Saarcanales einen namhaften Theil der Produktion für das eigene Land fogar ver- 
tragsmäfsig gefichert. Durch die Ereigniffe der Jahre 1870 und 1871 ift jedoch eine 
grofse Wandlung in dem Verhältniffe des Saargebietes zu Frankreich eingetreten 
und der Kohlenexport dahin erheblich gefunken, was feine natürliche Begrün 
dung in dem Umftande findet, dafs diejenigen Diftrikte Frankreichs, von 
welchen die gröfste Nachfrage nach Saarkohle ausging, Elfafs und Lothringen, 
Deutfchland einverleibt worden find. Ueberdiefs hat die Saarkohle fich inzwifchen 
;*
	        
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