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J. Pechar, Dr. A. Peez.
Länge der Eifenbahnen, Kohlen- und Roheifenproduftion in
Oefterreich-Ungarn.
Im Jahre
Länge der
Eifenbahnen in
Meilen
Mineralkohlenj Roheifen
in Millionen Centnern
1819 bis 1828 ....
1829 bis 1838 ....
1839 bis 1847 • • • •
1848
1851
1861
1871 . . . .
Zunahme von 1848
bis 1871
15057
15540
216 89
652 09
1-53304
886-50%
2-8
47
1218
18778
23928
81-304
200960
97018%
1-45
2 06
3 - 22
3-365
4045
6318
8634
123-40%
Es ergibt fich hieraus, dafs einer Zunahme der Kohlenprodußion um
<570-18 Percent eine Vermehrung der Eifenbahnlinien um 886-50 Percent gegen-
überfteht, und dafs fich die Roheifenprodudlion in denselben Zeiträume mehr
als verdoppelte.
Zu Ende des Jahres 1872 betrug die Schienenlänge der öfterreichifch-
ungarifchen Bahnen 1812 03 Meilen (13.735 Kilometer), im Anfänge des Jahres
1874 2060-90 Meilen (15.622 Kilometer). Die cisleithanifchen Bahnen befafsen
mit Schlufs des Jahres 1872 2.369 Locomotiven und 54-H° haftwagen, daiunter
20.358 Kohlenwagen.
Die Eifenbahnen felbft verbrauchten in Oefterreich-Ungarn im Jahre 1869
14-35 Millionen Centner Kohle oder 11 Percent der ganzen Produdtipn. Seitdem
mag diefe Quote auf 25 Millionen Centner geftiegen fein. Zehnfach gröfser jedoch,
als der eigene Confum, war die indiredte Wirkung der Bahnen auf die Kohlen-
produdtion, indem durch fie eine Verfrachtung der mineralifchen Brennftoffe im
Grofsen erft ermöglicht, die Induftrie von den Wafferläufen emancipirt. die Ent-
ftehung grofser Binnenftädte erft denkbar ward. Der Auffchwung der Induftiie
aber wirkte wieder auf die Vermehrung des Verbrauches von Eifen und Mafchinen
hin, welche ihrerfeits grofser Kohlenmaffen zu ihrer Entftehung und fortdauernden
Ernährung bedürfen.
In Folge fortfehreitender Vermehrung der Eifenbahnen und fehr wefentlich
gefördert durch eine confequente und nachdrückliche Agitation, als deren
Träger wir an erfter Stelle J u 1 i u s H i rfch, dann den Induftriellen G. Sigl
nennen, ift auch in Oefterreich allmälig eine beträchtliche Ermäfsigung der Tarife
für die Kohlenverfrachtung eingetreten. Die Südbahn, Nordweftbahn, Franz -
Jofefs-Bahn, die Elifabeth-Weftbahn und auf längere Strecken auch die Staatsbahn
verfrachten jetzt die mineralifche Kohle zu Transportfätzen, die fich mindeftens
bei gröfseren Entfernungen dem Einpfennig-Tarife (0.416 Kreuzer Silber) nähern.
Aber auch der Gefetzgebung und Verwaltung der öfterreichifchen Monar
chie gebührt die Anerkennung, dafs fie dem Bergbaue eine alljährlich wirkfamer
werdende Förderung zu Theil werden liefs. Zwar hat das Berggefetz vom 23. Mai
1854 — allerdings neben unzweifelhaften Vorzügen — manche Mängel und Lücken,
allein man ift daran, diefelben auf legislatorifchem Wege zu befeitigen. Und auch
Ungarn, wo immer noch die alten Berggefetze beftehen, welche die unter-
irdifchen Schätze lediglich dem Eigenthümer der Oberfläche zuweifen, bereitet feit
dem Jahre 1871 ein neues Berggefetz vor.