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J. Pechar, Dr. A. Peez.
Maffenförderung im Pilfener Reviere nicht zu, — eine Anficht, die von den
neueften Auffchlüffen mehr beftätigt, als widerlegt wird. Eines namhaften Auf-
fchwunges fcheinen jedoch fähig: die Lager von Miröfchau und von Littitz,
letztere ein integrirender Beftandtheil des engeren Pilfener Beckens. Das
Miröfchauer Becken ift heute zum gröfseren Theile Eigenthum der „Steinkohlen-
Gewerkfchaft“ in Miröfchau und zum kleineren The le des Flirrten Füiftenberg,
welch’ letzterer die Kohle ausfchliefslich für den Betrieb feiner in der Umgebung
von Beraun gelegenen Eifenwerke gewinnt.
Die Miröfchauer Kohle ift eine der beften des Pilfener Beckens, indem
fie bei geringem Afchengehalte (io Percent) einen grofsen Gasgehalt von bedeu
tender Lichtftärke und hervorragendes Backvermögen befitzt.
Im Miröfchauer Becken find vorläufig zwei Flöze bekannt. Zum Abbaue
beftehen vier Hauptförder- und Wafferbaltungsfchächte, von denen einer jedoch
erft im Abteufen begriffen ift.
Die Förderung wird in nächfter Zeit auf 3 5 bis 4 Millionen Centner
(175.000 bis 200.000 metrifche Tonnen) Kohle jährlich gebracht werden können.
Von Miröfchauer Kohle werden gegenwärtig circa 200.000 Centner (10.000
metrifche Tonnen) jährlich vercokt.
Das engere Littitzer Feld verfügt gleichfalls tibfr zwei Kohlenflöze,
welche eine befonders fcharfbackende und auch als Gaskohle gefuchte Steinkohle
von aufserordentlich fchönem Ausfehen führen.
Tiefe Schächte wurden in jiingfter Zeit niedergebracht und mit kräftigen
Wafferhebe- und Förder-Dampfmafchinen erprobten Syftemes verfehen, wie über
haupt der Zuwachs an Dampfmafchinen im engeren Pilfener Becken (verglei che
Tabelle Seite 138) von 1871 auf 1872 grofsen Theils auf Rechnung der
Littitzer Mulde zu fetzen kommt.
Von der Littitzer Kohle werden jetzt circa 400.000 Centner (20.000
metiyfche Tonnen) jährlich vercokt, die reiflichen 300.000 Centner (15.000 metri
fche Tonnen) nach Bayern ausgeführt.
Schliefslich fei noch erwähnt, dafs durch die im Jahre 1873 eröffnete Eifenbahn
Pilfen-Priefen-(Komotau) nun auch der nördlichfte Theil des Pilfenef Kohlen
beckens nämlich Wobora, Tremosna, Kaznau und Manetin zu einer Erhöhung
feiner bisher geringen Leiftung angefpornt wird. Jedoch läfst fleh heute noch
nicht beurtheilen, inwiefern hiedurch die Gefammtleiftung des Pilfener Beckens
beeinflufst werden wird.
III. Das Steinkohlenbecken von Roffitz.
In ähnlicher Nähe, wie Prag das Becken von Kladno zur Seite hat, ftützt
fich Brünn mit feiner induftriereichen Umgebung auf das Kohlenrevier von
Roffitz Oslawan.
Dasfelbe bildet den kleinen abbauwürdigen Kern einer von der Nordgrenze
Mährens bis nach Mährifch - Krumau reichenden Steinkohlenformation. Das
nachgewiefene Kohlenvermögen wird mit 1500 Millionen Centnern (75 Millionen
metrifche Tonnen) beziffert. Der gefammte Maffenbefitz, der fich gegenwärtig
auf vier Unternehmungen vertheilt, beträgt 4,071.628 Quadratklafter (14,644.249
Quadratmeter).
In einer Tiefe von 74 bis 180 Klaftern (i40'3 bis 3413 Meter) liegen drei
Flöze mit einer Gefammtmächtigkeit von 26 bis 30 Fufs (8‘2 bis 9 5 Meter) in der
Mitte der Formation, von denen das zu unterft liegende mit einer Stärke von nur
20 Zoll (0 527 Meter) nur ftellenweife abbauwürdig ift. Das zweite oder mittlere
Flöz zeigt dagegen fchon eine Mächtigkeit von 3 bis 5 Fufs (0^95 bis 158 Meter),
während das oberfte oder Hauptflöz die fehr bedeutende durchfchnittliche Mäch
tigkeit von 10 bis 15 Fufs (316 bis 4 74 Meter) hat. Die Lagerung der Flöze ift
eine regelmäfsige, die Wafferzuflüffe find mäfsig und fchlagende Wetter feiten.