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Volltext: Mineralische Kohle (Gruppe I, Section 1), officieller Ausstellungs-Bericht

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J. Pechar, Dr. A. Peez. 
einen gleich grofsen Empfang nachweifen kann. Es ift diefs vorzüglich der Verbin 
düng durch die Elbe zu danken, die fich noch bei Weitem fegensreicher erwiefen 
hätte, wenn die Schifffahrt nicht gerade bei den beiden Aufgabshäfen Auffig und 
befonders Bodenbach auf grofse Schwierigkeiten ftiefse. Die Verfandung der 
Landeplätze dafelbft nimmt immer mehr überhand, ohne dafs die Staatsregierung 
den Bitten der Intereffenten um Vornahme von Baggerungen zu willfahren fich 
bisher geneigt gezeigt hätte. Zu einer vollftändigen Sicherheit und Wohlfeilheit 
diefes wichtigen Exportes böhmifcher Kohle nach Norddeutfchland ift jedoch die 
Canalifirung der Elbe nach Mufter der die amerikanifchen Kohlenreviere durch- 
fchneidenden FlüfTe erforderlich. 
Die Schiffsfracht von Bodenbach bis Magdeburg beträgt für I metrifche 
Tonne 3 bis 3 8 fl. Silber, je nach dem Wafferftande; nach Hamburg 4 bis 4 6 fl. 
Silber. Nach dem letztgenannten Platze hat der Kohlenverkehr gerade in dem 
Jahre 1873 trotz der im Allgemeinen ungünftigen Schifffahrtsverhältniffe fehr 
bedeutend zugenommen, was in erfter Reihe den ungünftigen Conjundturen zuzu- 
fchreiben ift, unter welchen die englifche Kohlenindultrie fo lange fchon leidet. 
Sollten diefelben nicht bald ihre Endfchaft erreichen, fo wird es der böhmifchen 
Braunkohle im Vereine mit der Ruhrkohle ohne Zweifel gelingen, den Hamburger 
Markt ganz an fleh zu reifsen. 
Berlin gewöhnt fleh mehr und mehr an die „Salonkohle“ von Dux und 
Karbitz, und gerade dort vorzugsweife weifs man diefelbe als Material zur Zimmer 
heizung zu würdigen. Wie an anderer Stelle fchon bemerkt wurde, dürfte in nicht 
ferner Zukunft in den Berliner Wohnungen nur noch die bohmifche Braunkohle, 
in den Berliner Fabriken und Werkftätten nur die oberfchleflfche Steinkohle und 
der Waldenburger Coke gebrannt werden. Kommt, woran bei dem allgemeinen 
Intereffe wohl nicht zu zweifeln, das Projekt des Elbe-Spree-Canales zur Aus 
führung, fo wird Berlin auch zu Waffer für die bohmifche Braunkohle leichter 
erreichbar werden, indem der jetzt 474-1 Kilometer lange Waflerweg zwifchen 
Dresden und Berlin auf 208 6 Kilometer dadurch abgekürzt würde. 
Im Inlande verbreitet fleh die bohmifche Braunkohle nach dem örtlichen, 
mittleren und füdlichen Böhmen und durch Mähren bis Wien und Prefsbui^. 
Im Jahre 1873 empfingen die Stationen 
metrifche 
Tonnen 
der Oefterreichifchen Staatsbahn 294.250 
„ Böhmifchen Nordbahn 209.290 
Bufchtehrader Bahn ... 150.435 
„ Prag-Duxer Bahn 90.700 
„ Pilfen-Priefener Bahn 40.000 
„ Oefterreichifchen Nordwert- und SüdnorddeutfchenVerbindungsbahn 18.960 
„ Turnau-Kralup-Prager Bahn 17.220 
„ Kaifer Franz-Jofef Bahn 2.100 
Die Urfache aber, wefshalb der Abfatz der böhmifchen Braunkohle 
in Oefterreich felbft grofse, der Leiftungsfähigkeit des Beckens entfprechende 
Dimenfionen noch nicht angenommen hat, wefshalb das Inland, trotz grofsen 
Bedarfes an foffilem Brennftoft'e und obwohl die Schwankungen der Valuta 
hier nicht in Betracht kommen, als Abnehmer der Braunkohle hinter dem Aus 
lande weit zurückfteht, liegt in den hohen Tarifen der Öfterreichifchen Eifen- 
bahnen. 
Eine Zufammenftellung der Frachtfätze (die Expeditionsgebühr einge 
rechnet) ab Station Dux nach den wichtigften Abfatzplätzen der böhmifchen 
Braunkohle möge die Höhe der inländifchen Kohlentarife, refpedlive das Mifs- 
verhältnifs zwifchen diefen und den Tarifen der ausländifchen Bahnen zeigen.
	        
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