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J. Pechar, Dr. A. Peez.
befonderer Kohlenbahnhöfe, die namentlich zur Verforgung Londons mit mine-
ralifchem Brennftoff energifch mitwirken. Sie liegen möglichft tief im Innern der
Stadt. Die Anlagen find wegen der enormen Koftfpieligkeit der Baufläche mög
lichft zufammengedrängt und, da die Bahnen auf Viadudten liegen, gleichfam in
die Hohe gefchichtet, ftatt in die Fläche ausgebaut. Die Viadudte find an den
Halteftellen durchbrochen, die Kohlenwagen mit Bodenklappen verfehen. Werden
letztere geöffnet, fo ftiirzt die Kohle durch die Durchläffe an den Viadudten in
grofse Kammern hinab, das heifst, fie fällt zuerft auf Siebvorrichtungen, von denen
fie fortirt und fofort in untenftehende Wagen mit offenen ledernen Säcken gefüllt wird,
welche dann fogleich behufs Kleinverkaufs in die Stadt abgehen. Die Kammern
können 300.000 Centner Kohle faffen, find aber felbftvei ftändlich keine Magazine,
fondern nur Abladeplätze, durch welche die Kohle ftets durchpaffirt. Die einzelnen
Kammern mit ihren zu Comptoirs eingerichteten Nebenräumen find an Kohlen
händler vermiethet, deren Zins um fo niederer bemeffen wird, ein je gröfseres
Quantum von Kohle fie jährlich bewältigen. Auch die Zufahrt und Abfahrt der
Wagen ift fehr finnreich geordnet. Nur durch folche Mittel wird es möglich, ohne
ftete Stockung folche Maffen zu überwinden.
London und Umgebung ift der gröfste Kohlenconfument, den die Erde
kennt. Die Zufuhr betrug im Jahre 1872 7 Millionen Tonnen, wovon circa %
per Bahn ankamen. Der wirkliche Verbrauch in den letzten vier Jahren war:
1869 . . 5,212.725 metrifcheTonnen, das ift per Kopf 1303 metrifche Tonnen
1870 . . 5,665.576 „ „ „ » i ! '4i6 „ »
1871 . . 5,900.275 „ „ „ „ » „ >'475 Jl it
1872 . . 5,991.561 „ „ „ „ „ „ i'49 8 » 11
In Folge der Kohlentheuerung war in 1873 der Verbrauch in den Haus
haltungen etwas geringer, als im Vorjahre : er überragte aber jenen des Jahres
1869 noch immer um i6‘9 Percent. Die Verwendung der Kohle betreffend, fo
verbrauchten im Jahre ^69 .im Jahre 187a
Millionen metrifche lonnen
Gaswerke, Ziegeleien, Wafferwerke und fonftige Induftrie 2 965 3 3^5
Hausbrand • 2 - i68 ^'535
F rankreich.
Die Steinkohlenreviere Frankreichs können fich zwar hinfichtlich ihreä"
Ausdehnung und Ergiebigkeit mit den englifchen, nordamerikanifchen und deut-
fchen Becken nicht meffen, doch ift Frankreich auch nicht fo arm an minera-
lifchem Brennftoffe, wie Manche glauben. Die Zahl der Kohlenreviere, ift grols,
ihre geographifche Vertheilung glücklich, ihr Abbau fehr einfichtsvoll organifirt
und die Verwerthung des Produktes bei der hohen Entwicklung der Induftrie
lehr günftig. Ein Bahnnetz, deffen Länge im Jahre 1873 18.340 Kilometer betrug
und deffen einzelne Abtheilungen durchwegs in der Hand gröfserer, geldkräftiger
Unternehmungen liegen, befördert fehr wefentlich die Circulation der Kohle.
Man unterfcheidet drei hauptfächliche Reviere, die im Norden, in der
Mitte und dem Süden des Landes liegen.
i Von der belgifchen Grenze bis gegen Boulogne zieht fich durch die
Departements des Nordens und des Pas de Calais das Revier von Valenciennes
mit den wichtigen Werken von Aniche, Douchy u. Anzin. Die Kohle liegt unter
einer für die Schachtanlage fchwer zu durchbrechenden Kalk- oder Kreidefchicht
von 80 bis 150 Metern Stärke und lagert in zahlreichen, aber unregelmäfsigen
und fchwachen Flözen ; bei Aniche kommen deren 12 mit einer Mächtigkeit von
zufammen 7-3 Metern vor, bei Anzin 18 Flöze mit einer Mächtigkeit von 10 Metern.
Im Mittel überfteigt die Flözftärke nicht 0-65 Meter. Die Förderungsverhältnifle
find ähnlich wie in Belgien, wovon unten noch die Rede fein wird. Die Kohle
kommt vorzugsweife in den blühenden Induftrie-Etabliffements des franzöfifchen