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J. Pechar, Dr. A. Peez.
Das Königreich Portugal befitzt grofse mineralifche Reichthümer,
welche fchon den Alten bekannt waren, doch ift die Montaninduflrie fall gänzlich
vernachläffigt worden, fo dafs Portugal in diefer Richtung weit hinter den übrigen
Staaten Europas zurückfleht und der Fortfehritt in diefem Zweige der Induflrie
fich erft aus unferen Tagen datirt. Was fpeciell die Kohlendiftridle anbelangt,
fo find diefelben hinfichtlich ihrer Ausdehnung befchränkt, die Ausbeutung ift
feiten gewinnbringend und daher oft unterbrochen gewefen. Die Gefammt-
produtflion des Landes an Kohlen betrug im Jahre 1866 nur 14.000 Tonnen und
ift im Jahre 1872 auf 21.000 Tonnen geftiegen. Hievon kommen 18.000 Tonnen
auf den vorzüglichen Anthracit des Dourobeckens und 3000 Tonnen auf die
Steinkohle vom Cap Mondego. Im Betriebe befanden fich im Jahre 1872 nur vier
Steinkohlengruben. Für den Confum des portugiefifchen Fefllandes und der
Azorifchen Infein nebfl Madeira wurden an Steinkohle aus England eingeführt:
im Jahre
Quantum in metri-
fchen Tonnen
1869
1870
1871
I42.747
187.023
166.381
Das wichtigfle Kohlengebiet Portugals ift das Anthracitbecken des
Do uro, welches fich zu beiden Seiten des gleichnamigen Stromes unweit
von deffen Mündung bei Oporto ausbreitet und eine Oberfläche von unge
fähr 1200 Hektaren einnimmt. Man zählt hier 8 Gruben, doch find nur 3 in
Betrieb, von denen jene von San Pedro da Cova wegen der ausgezeichneten Qua
lität des dort gewonnenen Anthracits am wichtigflen ift und bereits feit dem Jahre
1801 ausgebeutet wird. Die Totalproducflion der Gruben des Dourobeckens
betrug 1872 18.000 Tonnen und hatte in der Stadt Oporto, dem fall ausfchliefs-
lichen Confumtionsplatze der Kohle, einen Werth von 630.000 Francs. Die
Zahl der Arbeiter betrug 285. Die Kohle ift fehr hart und eignet fich ganz befon-
ders für den Hausgebrauch.
Nächft dem Dourobecken verdient noch das Steinkohlen-Gebiet am
Vorgebirge Mondego, Provinz Beira, erwähnt zu werden, welches 5 I^löze
ausweift, die fich theilweife auch unter dem Meere hinziehen. Nur eine Grube
bei Buarcos ifl im Betriebe und liefert jährlich ungefähr 3000 Tonnen etwas kieflger
Steinkohle, weiche aber nach vorhergegangener mechanifcher Präparation fich
zu einer grofsen Anzahl induftrieller Zwecke verwenden läfst, und einen leichten, :
doch genügend feilen Coke gibt.
Die übrigen Vorkommen an Kohle werden gegenwärtig nicht ausgebeutet
und find zum gröfsten Theil auch noch nicht näher unterlucht worden.
Mit dem Eifenbahnbau wurde in Portugal im Jahre 1854 begonnen. 1872
waren 863 Kilometer im Betrieb.
Was den Kohlenfeldern der pyrenäifchen Halbinfel einen befonderen
Werth verleiht, ifl die ungemein günflige Lage von mehreren derfelben hart
an der See — ein Vorzug, deffen fich fonfl nur die Kohlenreviere von Wales und
Nordengland erfreuen. Durch diefe Lage wären die fpanifchen und portugiefi
fchen Kohlenfelder befähigt, nicht nur mit billiger Küftenfahrt die Häfen der
Halbinfel zu verforgen, fondern auch das an Kohlen fo arme Mittelmeer, fowie
vermitteln des Canals von Suez die oflafiatifchen Länder und ihre Kohlenflationen
aufzufuchen und mit mineralifchem Brennfloffe zu verfehen.
Näher liegend noch wäre die Aufgabe, die Verhüttung der eigenen treff
lichen Erze vermitteln eigenen Brennnoffes in die Hand zu nehmen. Bekanntlich
in feit neuerer Zeit ein grofser Theil der englifchen Eifenindunrie auf fpanifche
Erze gegründet. Eigene Dampferlinien wurden ins Leben gerufen, um die Erze
von Bilbao nach England hinüberzubringen Die Einfuhr fpanifcher Erze nach
England betrug im Jahre 1872 nicht weniger als 600.000 Tonnen. Wie nahe