Mineralifche Kohle-
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ausfuhr im Jahre 1873 alfo nur als eine Folge der befferen Conjunftur in der
erften Hälfte diefes Jahres erfcheint.
Was die Verbrauchsländer angeht, nach welchen fich die belgifche Kohlen
ausfuhr richtet, fo vertheilten fie fich wie folgt:
Belgiens Kohlenausfuhr.
Bezeichnung des Landes
1872 1873
metrifche Tonnen
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Frankreich 4,100.000
Niederlande 309.000
Deutfchland 1 63 000
diverfe Länder j 136 000
3,900.000
124.000
31.000
116.000
Summa . • 4,608.000 1 4,171.000
Wie fich aus diefer Tabelle ergibt, richtete fich das Gros der belgifchen
Kohlenausfuhr nach Frankreich, deffen nördliche Theile bis gegen Rouen auf
Canälen und Eifenbahnen lieh mit belgifcher Kohle verforgen. Paris allein ver
brauchte davon (neben feinem Confum von franzöfifcher, englifcher und deutfeher
Kohle) die enorme Menge von 700.000 Tonnen oder 14 Millionen Zoll-Centnern,
welche vornehmlich aus Mons und Charleroi kamen. In der neueften Zeit ift
jedoch der belgifchen Kohle auf diefem bisher wenig beftrittenen Abfatzgebiete
in der englifchen und deutfehen Kohle eine gefährliche Concurrenz erllanden,
fo zwar, dafs im Jahre 1873, verglichen mit 1872, die Einfuhr an belgifcher Kohle
nach Frankreich um 200.000 Tonnen zurückging, während die Einfuhr aus Eng
land um 150.000 Tonnen und aus Deutfchland um 160.000 Tonnen zunahm.
Neben der Ausfuhr nach Frankreich war im Jahre 1872 die Ausfuhr nach Holland
bedeutend, mufste jedoch wieder den englifchen und deutfehen Zufuhren weichen.
Was die Ausfuhr Belgiens nach Deutfchland betrifft, fo befleht diefelbe vorzugs
weife aus Coken, die in einer Menge von 250.000 bis 300.000 Tonnen insbefon-
dere der mächtig auftretenden Eifeninduftrie des Luxemburger Landes zugeführt
werden.
Uebrigens war das Jahr 1873 durch die Harken Preisfchwankungen kein
normales und bot die feltfamften Verwicklungen dar. Während belgifche Kohle
nach England geführt ward, fchlofs ein aus Induftriellen von Lille beftehendes
Comite, ohne fich an die benachbarten Kohlengruben des nördlichen Frankreichs
zu wenden, mit englifchen Producenten grofse Lieferungen ab; gleichzeitig
brannte Lüttich deutfehe Kohle. Erft die nächfte Zukunft wird das Ergebnifs
diefer intereffanten Wettkämpfe klarlegen.
Dafs Belgien bei diefem Ringen kein leichtes Spiel haben wird, das ergibt
fich aus den oben angedeuteten Verhältniffen. Neue Kohlengebiete, ja felbft neue
Schächte find in Belgien feit Jahren nicht aufgefchloffen worden. Wenn auch die
belgifchen Ingenieure mit grofserGefchicklichkeit und von dem in langerFriedens-
zeit und durch forgfame Volkswirthfehaftspflege angefammelten Capitalreichthum
des Landes wirkfam unterftützt, der fchwierigen Verhältniffe ihres Bergbaues Herr
zu werden trachten, fo liegen doch in der fehr mäfsigen Mächtigkeit der Flöze, in
der ungewöhnlichen Tiefe der Gruben, welche fchon hierund da Spuren der
Erfchöpfung zeigen, fowie in dem aus allen diefen Umftänden refultirenden
ziemlich hohen Durchfchnittspreife der Kohle nicht unbedeutende Hinderniffe
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