Mineralifche Kohle.
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Mit welch’ grofsartigem Blicke übrigens die Amerikaner ihre Handeis
beziehungen und darunter namentlich auch den Kohlenhandel ihres Landes
betrachten, das ergibt fich aus einer Skizze, worin der C o m m o d o r e M au r y die
Zukunft des Golfes von Mexico fchildert. Was das Mittelländifche Meer, fo fagt
diefer wiffenfchaftlich hochgebildete Seemann, für die alte Welt,- das ift der Golf
für die neue. Wenn es wahr ift, dafs der Handel eines folchen Meerestheiles in
geradem Verhältniffe zu der Prodmftionsfähigkeit der Kiiften und zu der Länge
und Bedeutung der in das betreffende Meer lieh ergiefsenden Ströme fich ent
wickeln wird, fo kann die Zukunft unferes Golfhandels, in welchen der Miffiffippi
und der Amazonenftrom münden, kaum grofs genug angefchlagen werden. Beide
Ströme mit ihren Nebenflüffen befitzen eine Länge des Wafferlaufes, welche, in
Eine Linie zufammengefügt, einen Canal rund um die Welt bilden würde. Nun
bedenke man die Produdlionsfähigkeit diefer Stromgebiete, fowie der fruchtbaren
Küftenländer und der herrlichen Infelwelt im Golfe! Aufserdem kommt noch in
Betracht, dafs es nur die Landenge von Darien ift, welche den Golf von Oftafien
und Indien, das ift von einer Bevölkerung von 600 Millionen Menfchen, fcheidet.
Fällt diefe Zwifchenwand, was früher oder fpäter gefchehen mufs, fo wird der
Golf zur grofsen Heerftrafse zwifchen Europa und Afien. Zur Erfüllung aller die
fer Erwartungen gehört als materielles Subftrat Kohle. Das Transportwefen und
die fpäter dort zweifellos aufblühende Induftrie bedürfen ausgiebiger Kohlenlager.
Würde man die Kohle für den Golf aus England oder von der atlantifchen Küfte
der Vereinigten Staaten beziehen wollen, fo käme fie fehr theuer; auch wäre der
Bezug pennfylvanifcher Kohle unficher wegen der häufigen Störungen der Schiff
fahrt bei der vorfpringenden Landzunge von Florida. Glücklicherweife befitzen
auch das Miffiffippi-Thal und die öftlich angrenzenden Staaten reiche Kohlen
lager und befonders fcheint Alabama beftimmt, das Pennfylvanien des mexicani-
fchen Golfes zu werden.
Der weite Blick und die kühne, zuverfichtliche Auffaffung, die fich in diefen
handelspolitifchen Ideen derNordamerikaner ausfpricht, läfst deren Verwirklichung
als wahrfcheinlich erfcheinen.
Britifch-Amerikä.
Die englifchen Colonien Neu-Braunfchweig undNeu-Schottland enthalten
ausgedehnte Kohlenablagerungen, welche bei Pictou in Neu-Schottland einfchliefs-
lich einiger Zwifchenmittel von Schiefer- und Eifenftein eine locale Mächtigkeit
von 1127 Meter oder 36 Fufs erreichen.
Das Becken von Cape Breton hat noch gröfsere Bedeutung. Dasfelbe zieht
fich unter derSee hinweg bis nachNeu-Fundland und hat feine befte Entwicklung
bei der Stadt Sydney, in deren Nähe 34 Flöze, worunter einzelne bis vier oder
fieben Fufs Mächtigkeit, aufgefchloffen find.
Die günftige Lage an der See geftattet eine wohlfeile Verfendung diefer
Steinkohle, welche, wie bereits früher bemerkt, in ziemlich bedeutender Menge
nach Bofton, New-York und anderen nördlich gelegenen Seeftädten der Ver
einigten Staaten gebracht wird.
Die Förderung von Neu-Braunfchweig mag jetzt 20.000 Tonnen betragen.
Neu-Schottland dagegen förderte in 1870 568.276 Tonnen, wovon ein Theil für
die Umgegend, ein anderer für Zwecke der Dampffchifffahrt, die gröfsere Hälfte
aber für die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten verwendet wurde.
Auftralien.
Unter den Ländern, welche berufen find, in dem Kohlenhandel der Welt
eine Rolle zu fpielen, nimmt Auftralien eine wichtige Stelle ein. Die bis jetzt