Mineralifche Kohle.
55
bekannte Thatfache, dafs die Kohlenforten Indiens, befonders wegen ihres hohen
Afchengehalts (bis zu % des Gefammtgewichts), nur geringwerthig find und für
die Zwecke einer fchwunghaften Indultrie nicht ausreichend fein dürften.
An mächtigen Kohlenfeldern fehlt es in Indien nicht; das wichtigfte von
ihnen ift das Ranigandfchlager (Raneegunge) im Nerbaddathale, ungefähr 209
Kilometer oder 130 englifche Meilen nordweltlich von Calcutta entfernt, welches
bei einer Fläche von 500 englifchen Meilen mehrere abbauwürdige Flöze mit
einer gefammten Mächtigkeit von 100 bis 120 Fufs enthält. Das Kohlenvermögen
des Reviers wird auf 14.000 Millionen Tonnen angefchlagen. Wie bei den
meiften Kohlenfeldern Indiens ift die Kohle des Nerbaddathales nichtbackend,
bituminös und aus verfchiedenen Schichten von Glanzkohle und erdiger Kohle
zufammengefetzt. Der Afchengehalt ift durchfchnittlich 14 bis 15 Percent, wech-
felt aber auch zwifchen 8 bis 25 Percent. Das Becken wird von zwei Bahnlinien
berührt und ein altes Projedt will die Kohle auf einem Canale zu dem Huglifluffe
und von dort nach Calcutta bringen.
Allerdings gebrauchen die bengalifchen Bahnen jetzt die Kohle von Rani-
gandfch, allein he nimmt viel Platz ein, bedarf eines ftärkeren Heizperfonales und
erzielt mit dem gleichen Quantum nur die halbe Heizwirkung der englifchen
Kohle, wefshalb auch die Madras- und Bombay-Bahnen ihre Mafchinen nur mit
englifcher Kohle heizen.
Die Provinz Bengalen verbrauchte in den acht Jahren 1859 bis 1866 2737
Millionen Tonnen einheimifche und 0-332 Million Tonnen englifche Kohle,
alfo ein Verhältnifs wie 8 / 9 zu y 9 .
Bei einer Vergleichung von 7 2 indifchenKohlengattungen mit fünf bekann
ten englifchen Marken ergaben fich folgende Durchfchnitte:
Indifche
Kohlenftoff 52-2
Flüchtige Beftandtheile . . . .31-9
Afche 15-5
Englifche Kohle
6816
29-20
2-70
Obwohl hier, wie uns fcheint, fehr gute englifche Dampfkohlen zur Ver
gleichung gewählt find, fo geht doch die Inferiorität der indifchen Kohle unzwei
felhaft aus diefer Analyfe hervor, und es dürfte daher das Urtheil nicht ungerecht
fein, dafs die bisher bekannte befle indifche Kohle ungefähr der englifchen oder
deutfchen Mittelkohle nahe- oder gleichkommt.
Dagegen ift aber auch der Preisunterfchied fehr grofs. In der Nähe von
Calcutta koftete die Bahnen im Jahre 1871 die englifche Kohle 2 Pfd. St. per
Tonne, die einheimifche Kohle aber nur 7 s., folglich war letztere falt fechsmal
wohlfeiler. Je mehr man fich aber der Külte nähert und je weiter man fich von der
Nerbadda entfernt, um fo mehr gleichen fich die Preife aus.
Im Jahre 1873 bezog Indien aus England 540.118 Tonnen Kohle im Werthe
von 585.610 Pfd. St. Die gefammte einheimifche Förderung mag 4bis 5 Millionen
Tonnen betragen. Eifenbahnen find in Indien 8800 Kilometer oder 5518 eng
lifche Meilen in Betrieb.
China.
Die Ausbeutung der chinefifchen Kohlenfelder führen die Chinefen bis
in die grauelte Vorzeit zurück. Der Reifende Marco Polo berichtete fchon im
XIII. Jahrhunderte von den bedeutenden Kohlenlagern in den weltlichen
Gebirgen, doch ilt die Art und Weife der Gewinnung heute noch ebenfo primitiv
wie früher. Zum erlten Male wurden die reichen chinefifchen Kohlenlager näher
unterfucht von dem bekannten Geologen Baron von- Richthofen . welcher von
1868 bis 1872 falt alle Provinzen Chinas durchzog und geologifch erforfchte
Seine Mittheilungen über den unerfchöpflichen Reichthum Chinas an Eifen und