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Volltext: Mineralische Kohle (Gruppe I, Section 1), officieller Ausstellungs-Bericht

Mineralifche Kohle. 
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befferungen zeigte, wenn auch abfolut durchfchlagende neue Erfindungen nicht 
nachgewiefen wurden. Die zahlreichen Pläne und Karten bewiefen, dafs die Geologie 
und die bergmännifche Wiffenfchaft mit immer gröfserem Scharfblicke die Erdfchich- 
ten durchdringen und mit wachfender Sicherheit das Vorkommender mineralifchen 
Brennftoffe zu erkennen vermögen. Die zur Beibringung einer unwiderfprechlichen 
Evidenz erforderlichen Bohrungen erfolgen mit Anwendung von Apparaten, die 
ftetig vollkommener werden. Das Schachtabteufen wird zu einer Art verticalen 
Tunnelbaues, wobei Dampfkraft und comprimirte Luft mitarbeiten. Zur Durch- 
fenkung fchwimmender Gebirge beftimmt, wurden von einer belgifchen Firma auf 
der Weltausftellung Schächte, oder richtiger gefagt, Schachtverkleidungen vorge- 
führ't, die ganz oder theilweife aus Eifen beftehen. In Bezug auf Fördervorrich 
tungen, Fangapparate und Wafferhebungsmafchinen zeigte die Ausflellung im 
Einzelnen manche Verbefferung. Viel Beachtung fand die von der Gefellfchaft 
du Hafard zuMicheroux in Belgien angewandteunterirdifche Streckenförderung 
vermitteln Kette ohne Ende; die Bergtaucherei, das ift die Kunft, mit Hilfe 
von Apparaten, die der Waffertaucherei nachgebildet find, in Gruben voll böfer 
Wetter fich ungefährdet aufhalten zu können, wurde von einer franzöfifchen 
Firma (A. Galibert in Paris) und einer deutfchen Firma (von Bremen, Kiel) 
zur Ausflellung gebracht, und ift feitdem auch in Weflphalen praktifch erprobt und 
deren Einführung auf gemeinfchaftliche Koften befchloffen worden. 
Sehr zu bedauern war das Fehlen der zum Erfatze der eigentlichen 
Häuerarbeit in den Gruben beftimmten Schrämm-Mafchine (Kohlenhaumafchine, 
eiferner Mann). Bei dem Umftande, dafs die Häuerlöhne in England im Laufe 
des Jahres 1872 um 50 bis 70 Percent gefliegen find, gewann diefe Mafchine wefent- 
lich an Bedeutung. Wir haben daher aus anderen Quellen uns einige Mittheilungen 
über diefe Mafchine zu verfchaffen gefucht. Diefelbe ruht auf vier Rädern mit 
18 bis 24 Zoll Spurweite, ift 4 Fufs lang, über 2 Fufs (o"68 Meter) hoch und 
wiegt 15 Centner. Das Werkzeug, mit dem fie in den Kohlenkörper einfehneidet, 
ift eine doppelköpfige Keilhaue, welche in der Minute 60 bis 90 Hiebe macht. Sie 
wird getrieben durch comprimirte Luft, die, ober Tag comprimirt, in eifernen Röhren 
durch den Schacht in die Grube und nach Erfordernifs den einzelnen Schrämm- 
Mafchinen zugeleitet wird. Nach Mittheilungen des Hrn. W. Firth, welcher felbft 
acht diefer Mafchinen verwendet, kann eine folche unter günftigen Umfiänden 
20 Ellen (15-551 Meter) in einer Stunde bis zu einer Tiefe von 3 Fufs (0-948 Meter) 
durchfchneiden; jedoch find zehn Ellen fchon als eine gute Arbeit zu betrachten. 
Ueber die Koflen und folglich die Rentabilität der Mafchine lauten die Berichte 
noch immer widerfprechend. Soviel ergibt fich aus der Natur der Verhältniffe, 
dafs nur bei regelmäfsig gelagerten und nicht zu fchwachen Flözen die Mafchine 
mit Vortheil angewendet werden kann. Die Erfparung an Häuern foll in vielen 
Fällen durch vermehrtes Hilfsperfonal ausgeglichen werden, wefshalb man noch 
vor zwei Jahren ziemlich allgemein nicht in verwohlfeilterFörderung, fondern nur 
in vermehrtem Stückfalle der Kohle einen Vortheil bei Anwendung diefer Mafchine 
erblicken wollte. Seit der grofsen Steigerung der Löhne und feitdem der Verkehr 
mit den Arbeitern fo fchwierig geworden ift, fcheint die Kohlen-Schneidemafchine 
mehr zur Geltung zu kommen. In dem Kohlenreviere von Yorkfhire waren zu 
Anfang des Jahres 1873 im Gange. 
Auch in denVereinigten Staaten ward diefe Mafchine als „Brown’s Monitor- 
coal-cutter“ im Jahre 1873 in den Gruben der Herren Niblock, Zimmermann und 
Alexandre in der Nähe von Brazil (Indiana) praktifch erprobt. Sie fchneidet angeb 
lich 100 Tonen in 25 Stunden und koftete dort 7 bis 800 Dollars (1410 — 1611 fl.). 
In der Louifenglück- und Georg-Steinkohlengrube bei Rosdzin in Ober- 
fchlefien kommen gleichfalls Schlitz- und Schrämm-Mafchinen zur Anwendung. 
Ganz allgemein hat man bei den verfchiedenen Arten der Kohlenhau- 
Mafchinen die früher übliche Dampfkraft als Motor befeitigt und ift zur compri- 
mirten Luft übergegangen.
	        
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