Mineralifche Kohle.
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Nicht minder, als diefe, tragen zur Beeinträchtigung der Produktivität der dortigen
Kohlenlager die Grubenbrände bei, eine Folge des Auftretens von Schwefelkiefs
in den Zerklüftungen der Flöze; das Phänomen des feit zwei Jahrhunderten
brennenden „Berges“ bei Dudweiler ift ja allgemein bekannt. Auch an fchlagen-
den Wettern fehlt es nicht, fo dafs in Bezug auf die Mühfeligkeiten und Gefahren
des Bergbaues das Saarbecken mit Niederfchlefien obenan fleht unter den Stein
kohlenbecken Deutfchlands.
Die Saarkohle ift im Allgemeinen von guter Qualität und je nach ihrem
Vorkommen in dem liegenden oder hangenden Flözzuge fett und backend oder
Sinter-, refpektive magere Kohle. Die fetten Sorten verwendet man zur Keffel-
feuerung, dann zur Cokedarftellung, mit befonderem Erfolge aber zur Leucht
gas-Erzeugung. Auch die Sinterkohle zeichnet fich durch ihre flammende Eigen-
fchaft aus. Ueble Eigenfchaften der Saarkohle find: grofse Veränderlichkeit an
der Luft und ftarke Rufsbildung. Die chemifchen Unterfuchungen von Heintz, fo
wie die Heizverfuche von Dr. Brix, ergaben folgende Refultate:
Chemifche Analyfen von Saarkohlen.
Ort der Gewinnung
In 100 Gewichtstheilen ge
trockneter Subftanz
Nutzbare Ver
dampfungskraft
für i Pfund
roher Kohle
Kohlenftoff
Wafferftoff
Sauerftoff
und
Stickftoff
Afche
Gerhardgrube
Beuftflöz
Heinrichflöz
Heinitzgrube
Blücherflöz ....
Afterflöz
Dudweilergrube
Natzmerflöz
Beierflöz
72-38
70-20
80-53
78-97
83-63
87-29
4-46
4- 70
506
510
5- 19
530
15-05
13-27
11-91
13-22
9-66
854
8 ix
1183
250
2-71
1-52
487
70 3
682
7-74
7-73
7'95
7-46
Der Stückkohlenfall fchwankt bei der Fettkohle zwifchen 45 und 60 Per
cent, bei der mageren Kohle zwifchen 54 und 84 Percent.
Der Steinkohlen-Bergbau an der Saar datirt erft von der Mitte des
vorigen Jahrhundertes. Zwar wurden laut urkundlicher Mittheilung fchon im Jahre
1529 dort Kohlen gegraben, allein der eigentliche Bergbau, und zwar mit Stollen
förderung (wie heute noch vielfach) begann erft, als unter dem Fürften
Wilhelm Heinrich von Naffau-Saarbrücken in den Jahren 1750 bis 1754 fämmt-
liche Kohlenlager fiscalifch wurden. Seit 1815, das heifst, feitdem der überwiegende
Theil der Gruben in das Eigenthum des preufsifchen Staates übergegangen, war
die Entwicklung eine rafchere. 1830 wurde die erfte Dampfmafchine dem Stein-
kohlen-Bergbaue dienftbar gemacht, 1S38 die erfte Tiefbau-Anlage mit Waffer-
haltungs- und Förder-Dampfmafchine angelegt, 1861 die horizontale Seilförderung,
1867 die Gefteins- und Bohrmafchine eingeführt.
Noch beffer, als diefe Daten, läfst nachftehende Tabelle über die Produktion
den Auffchwung erkennen, welcher fleh in diefem Jahrhunderte, befonders aber
in dem letzten Jahrzehnte vollzogen.