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Volltext: Die bildenden Künste der Gegenwart

Die Werke der bildenden Kunst gemeinsam mit den Producten der 
Industrie zur Ausstellung zu bringen, ist bereits so sehr allgemeines, 
selbstverständliches Herkommen geworden, dass es zwecklos erscheinen 
muss, die mannigfachen Bedenken, welche schon wiederholt gegen die 
gefährliche Nachbarschaft oder wohl gar Vermengung der beiden 
Gebiete angeregt wurden, abermals anzuführen. Die Bedenken sind 
offenbar zu leicht befunden worden oder wenigstens nicht hinreichend 
in die Wagschale fallend, um die Vortheile der gemeinsamen Ausstel 
lung aufzuheben. Es lässt sich auch nicht leugnen, dass die Weltaus 
stellungen bis jetzt den besten Anlass boten, weiten Kreisen den gegen 
wärtigen Kunstbetrieb anschaulich zu machen und sie über die sonst 
selten zugänglichen Kunstrichtungen der anderen Völker zu belehren- 
wer aber die Verbindung der Kunstausstellung mit der Industrie 
ausstellung anstössig findet, vergisst, dass die Kunstindustrie, welche 
doch auf einer Industrieausstellung nimmermehr vermisst werden darf 
vielleicht ihren wichtigsten, jedenfalls ihren fesselndsten Bestandteil 
bildet, als natürlicher Vermittler dient, dass überhaupt nur durch die 
Gruppirung der Kunst unter die verschiedenen Arbeitskreise die Frage 
gelöst werden kann, welche Rolle jene in dem Haushalte unseres natio 
nalen Lebens spiele. Einzelne Bedenken lassen sich nicht zurückwei 
sen. Es hält schwer, in dem Getümmel einer Weltausstellung die 
Stimmung zu gewinnen und zu behalten, welche zu der Betrachtung 
eines Kunstwerkes erforderlich ist, dieses selbst kann nur selten der 
ihm angemessenen Umgehung, der richtigen Beleuchtung sich erfreuen. 
Die Masse der Eindrücke zerstört die Deutlichkeit und lässt bei der 
Mehrzahl der Besucher nur ein verschwommenes Bild übrig. Mit 
einem Worte: der ungetrübte, lautere Genuss eines Kunstwerkes wird 
sehr erschwert, wenn nicht gar ganz unmöglich gemacht. 
Kunstgenuss, so wird man entgegnen, ist überhaupt nicht Zweck 
und Ziel der Ausstellungen. Wie die Maschinen und die Producte des 
Gewerbfleisses hier nicht ihre endgültige Wirksamkeit entfalten, son 
dern nur als Proben dienen, um darnach den Stand und den Fortschritt 
der verschiedenen Industriezweige zu beurtheilen, so sind auch die Bild 
werke nicht ausgestellt, um einzeln genossen zu werden, sondern um
	        
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