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von Gestühl in diesem Genre sehen, ist weitaus in den meisten Fällen
neue Arbeit.
Unsere Ausstellung zeigt zahlreiche Beispiele dieser Marqueterie, be
scheidener und reicher in den Einlagen, kein Stück aber darunter ist
wirklich ersten Ranges. Zu den bescheidener verzierten und auch wohl
älteren gehören die commodenartigen Kästen Nr. 121 und 126, Eigenthum
des Herrn Zelebor. Desselben Eigenthum ist auch ein Tisch, Nr. 125,
der, nur geometrisch ornamental, sich mit Sternchen und Rosetten aus
dreieckigen Stückchen schmückt. Zu den reicheren und besseren gehört
der Cabinetkasten Nr. 107, Eigenthum des Grafen Nakö. Bemerkenswerth
ist auch Nr. iq3, weil sein zierliches sternförmiges Ornament im soge
nannten Stiftmosaik noch die ältere, im Mittelalter gebräuchliche Art re-
präsentirt, welche im siebzehnten Jahrhundert nach Indien hinüberging
und dort noch heute als Bombay-Arbeit blüht. Unser Gegenstand, Arbeit
des 17. Jahrhunderts, ist Eigenthum des Herrn von Rosenberg.
Wie schon ein flüchtiger Blick auf unsere Ausstellung lehrt, blieb
der Geschmack der »Cabinette« nicht bei Ebenholz und Elfenbein stehen,
sondern verwendete bald daneben bunte Steinarten (Nr. 106), insbesondere
lapis lazuli, dann den sogenannten Ruinenmarmor, der Felsenlandschaften
oderRuinen vorstellen sollte — davon Nr. io5, Eigenthum des Herrn
Grafen Nakö, ein bedeutendes Beispiel ist — oder verband verschiedene
Mosaikarten mit einander. Von letzterer Art, der Verbindung der Holz
intarsia mit der Florentiner Mosaik, in pietra dura, gibt Nr. 84, Eigen
thum des Herrn v. Falbe, ein gutes Muster. Im achtzehnten Jahrhundert
war es sodann das rothe Schildkrot, welches vor allem zu solchen Arbeiten
beliebt wurde, sei es in Verbindung mit Ebenholz (Nr. 77, Eigenthum des
Herrn v. Falbe), sei es mit der Holzintarsia oder mit Metall. Aus der
letzteren Verbindung gingen die berühmten Boule-Arbeiten hervor, davon
wir in einem Secretär (Nr. 161) und in einer Comtnode (Nr. 162) zwei
glänzende Repräsentanten auf der Ausstellung finden; beide sind Eigen
thum des Fürsten Friedrich Liechtenstein. Zu ihnen gesellt sich ein nicht
minder glänzendes Prachtstück, welches von dem Gemisch aller der vei-
schiedenen Arten, von der Verbindung von Schildkrot, Metall, Elfenbein,
Holzmarqueterie eine vortreffliche Idee gibt. Es ist Nr. 1 59, ein Cabinet
kasten mit kunstvoller innerer Einrichtung und gleichem prachtvollen
Untergestell, einstmals ein Geschenk der Königin Maria Leszinska von
Frankreich, gegenwärtig Eigenthum des Fürsten August Liechtenstein.
Eine Zeit, aus der solche Arbeiten hervorgingen, wir machen sie heute
wohl auch noch, aber nur als Nachahmung, — mochte sich rühmen, noch
etwas zu können und noch ihr Eigenes zu haben. Den letzteren Vorzug
wenigstens hat sich das neunzehnte Jahrhundert bis jetzt noch nicht zu
schreiben können.
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