Die Erfindung der Möbel aus gebogenem Holze.
Die ersten
Versuche.
Der Vor
gang bei
den
Proben.
frage nach seinen Möbeln sein Geschäft schon stark aus
dehnen können, wenn er nur mit seinen Werken so zufrieden
gewesen wäre, wie seine Kunden. Aber sein ruheloser
Erfindergeist trieb ihn auf die Suche nach neuen
originellen Methoden, und so hatte er vorerst keine Lust,
einen größeren Betrieb einzurichten.
Die Erfindung der Möbel aus
gebogenem Holze.
Im Jahre 1830 machte Thonet die ersten Versuche,
Möbelteile aus untereinander verleimten Furnieren herzustellen.
Furniere sind dünne Holzblätter, welche in der Tischlerei zum
Überziehen, Furnieren, der aus geringerem Holz, Blindholz, gefer
tigten Möbel dienen, um ihnen das Ansehen zu geben, als wären
sie ganz aus der edleren Holzart gefertigt. Man schneidet
Furniere besonders aus Mahagoni, Palysander, Jacaranda,
Nußbaum, Eiche, Kirschbaum, Ahorn, Eschenholz usw. und
bestrebt sich, sie so dünn wie möglich herzustellen, teils
um Material zu sparen, teils um eine mehrmalige Wieder
holung der Zeichnungen oder Figuren des Holzes, welche
sich oft schon in geringen Abständen innerhalb der Dicke
einer Bohle bedeutend ändern, zu ermöglichen. Bei besseren
Arbeiten verwendet man auch Unterfurniere (Blind
furniere) von minderem Holz, dessen Fasern sich dann mit
denen des Blindholzes und des äußeren Blattes kreuzen. Auch
aus Perlmutter, Elfenbein, Schildpatt werden dünne Blättchen
geschnitten und zu allerlei feinen Einlegearbeiten benützt.
Die ersten Proben wurden mit Sesselbestandteilen ge
macht, und zwar mit Kopf- und Mittellehnschwingen, welche
die Seitenteile verbanden und demnach 1 edle der Sesselrück
lehne bildeten. Der Vorgang war folgender: Anstatt die Kopf
schwinge, wie es früher immer geschah, aus massivem Holze
herauszuschneiden, dann in die richtige Form auszuarbeiten
und dann mit Edelfurnieren zu überziehen^ wurde sie von Michael
Thonet aus dicken Furnieren i n einer Holzform zusammengeleimt
Die Erfindung der Möbel aus gebogenem Holze.
und gepreßt, welche Form der zu erzielenden Biegung entsprechend
ausgearbeitet war. Diese gepreßten Kopfschwingen erforderten
deshalb eine geringere Holzmasse, wurden leichter und trotz
dem viel dauerhafter. Für die Außenseite konnte sehr schönes
Furnierholz verwendet werden, während zu den inneren Fur
nieren schlichtes Holz genommen wurde. Die Mittelschwingen
wurden ebenso in Holzformen geleimt und gepreßt. Bei
eleganteren Sesselsorten wurden die Stabverzierungen aus
dünnen Furnieren eigens in Metallformen hohl und rund ver
leimt und gepreßt, statt dieselben von Holzschnitzern aus
massivem Holze ausarbeiten zu lassen.
Gleichzeitig begann Michael T h o n e t auch Kopf- und
Fußteile für Bettstellen und Kanapees aus verleimten und
(in dazu bestimmten Holzformen) gepreßten Furnieren her
zustellen, wodurch elegante, leichte, geschweifte Formen
erzielt wurden, welche, aus massivem Holze hergestellt,
bedeutend schwerer ausgefallen wären.
Nachdem mit dem Formen der Sessellehnschwingen der
Anfang gemacht war, ging nun Michael Thonet daran, auch
die Seitenteile der Sessel aus Furnierbündeln herzustellen.
Diese waren so beschaffen, daß die Seiten, Hinter-und Vorder
füße ein zusammenhängendes Ganzes bildeten.
Die Kopf- und Mittellehnschwingen der zu jener Zeit
erzeugten gebogenen Sessel waren, wie schon bemerkt, aus
Furnieren in Holzformen geleimt und gepreßt worden, wobei
die Furniere vorher mit Leim getränkt und in erwärmten
Holzformen gepreßt wurden. Zu den Seitenteilen der Sessel
hingegen wurden dicke Holzschienen verwendet, welche zu
erst in einem Leimbade gekocht wurden, um das Holz bieg
samer zu machen.
Nachdem nun Sessel in verschiedenen Formen ganz aus
gebogenen Furnierbündeln geschaffen waren, wurden auch
Armsessel in derselben Weise hergestellt.
Damit war nun die Erfindung gemacht, Möbel aus
gebogenem Holze herzustellen. Die eleganten Formen,
verbunden mit Leichtigkeit, Haltbarkeit und Elastizität bei
verhältnismäßig billigem Preise gefielen dem rheinischen
Kopf- und
Fußteile
für bett
steilen und
Kanapees
aus ver
leimten u.
gepreßten
Furnieren.
Armsessel
aus gebo
genem
Holze.