I. Die Gründung der Anstalt.
Ls ist eine eigentümliche Erscheinung, dass ge
rade derjenige Stand, welcher im heutigen Gesellschaftsleben
durch seine Ihätigkeit und seinen Besitz die hervorragendste
Stelle einnimmt, was die fachgemässe Heranbildung seines
Nachwuchses betrifit, von den Staatsregierungen bisher ganz
ignorirt wurde. Für die Ausbildung des künftigen Gelehrten
und Beamten sorgen Gymnasien, für den Techniker Realschulen
und polytechnischen Anstalten. Der Forstmann, der Berg
mann, der Soldat, der Seemann, alle haben eigene. Fach
schulen, nur der zukünftige Kaufmann blieb auf Gymnasien
oder Realschule angewiesen. Sollte dies darin seinen Grund
haben, dass der Kaufmann keiner besonderen Vorbildung für
seinen Beruf bedürfe, dass die speciellen Kenntnisse nur
Fertigkeiten, welche ihm die Schule nicht zu geben ver
mochte, Dinge von untergeordneter Wichtigkeit seien, die er
sich durch die Praxis und private Thätigkeit leicht anzu
eignen vermöge? Fast scheint es so, und es mag diese Ansicht
in früheren Zeiten nicht unberechtigt gewesen sein; aber die
Neuzeit stellt höhere Anforderungen an den Kaufmann, wenn
er sich über die beschränkte Sphäre des „Krämers“ erheben
will. Er bedarf eines grösseren Ausmasses von Bildung und
Wissen, um auf der Höhe seiner Zeit zu stehen und die
Stellung im gesellschaftlichen und wirthschaftlichen Leben
auszufüllen, zu welcher er berufen ist. Wo aber soll er sich
diese Bildung aneignen ?
Dass die vorhandenen Lehranstalten hierzu nicht aus-
reichen, steht ausser Frage. Zwar hat die solide Gymnasial-