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Das nächste Streben des Vorstandes ging nun auf die Er
werbung eines eigenen Hauses. Hr. D. B. Frankl überliess
das in demselben Jahre von ihm gekaufte k. k. Versatzamt
gebäude, auf dem Fleiscbmarkt in der Altstadt gelegen, dem
Handelsvorstande um den Preis von 58.542 fl. 15 kr. und
schon am 13. Dec. 1855 hielt der Vorstand in den provi
sorisch hergerichteten Sälen seine erste Sitzung.
Am 31. Octoher hatte derselbe an den damaligen Mi
nister für Cultus und Unterricht Grafen Leo Thun, ein Pro-
memoria gerichtet, worin die Ueberzeugung ausgesprochen
wurde, dass „für den Handelsstand bei der wichtigen Stel
lung, die er in staatsökonomischer und socialer Beziehung
unter den übrigen Ständen einnehme, nicht allein gedie
gen e Fach k enntnisse, sondern auch höhere all
gemeine Bildung ein dringendes Bedürfniss sei, und dass
deshalb Se. Excellenz dem Handelsvorstande gestatten möge,
innerhalb der Mauern Prags ein in ganz Oesterreich
noch nicht bestehendes Institut ins Leben zu
ru fen.“
Der dem Promemoria beigegebene Lehrplan umfasste
folgende Disciplinen:
1. Deutsche Sprache und Literatur. 2. Französische,
englische und italienische Sprache. 3. Mathematik und kauf
männisches Rechnen. 4. Handels-, Wechsel- und Seerecht.
5. Nationalökonomie. 6. Geographie, Geschichte und Sta
tistik. 7. Naturgeschichte und Physik. 8. Chemie. 9. Zeichnen
und Kalligraphie und 10. Praktische Buchführung und Cor-
respondenz, „damit/ 1 — wie es in der Eingabe hiess, —
„der Schüler gleich nach seinem Austritte aus der Akademie
zum Eintritte in jede praktische kaufmännische Dienstlei
stung befähigt sei.“
Bis zur Erlangung der Genehmigung beschäftigte sich
das aus den Herren Pleschner, Brosche, Dotzauer,
Frankl und Bächer bestehende „Schulcomite* 1 mit den
nöthigen Vorbereitungen. Hr. Dotzauer leitete den Um
bau des Hauses und der Hr. Präses Pleschner erliess an
die Industriellen und Fabrikanten Böhmens ein von dem
besten Erfolge begleitetes Rundschreiben, in welchem er um