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Volltext: Die österreichische Musterschule für Landgemeinden in der Wiener Weltausstellung von 1873

des Dachbodens in dem verlängerten Bane. Die Halle ist innen und aussen mit 
kräftigen Sprüchen und passenden Emblemen geschmückt, darauf hindeutend, 
dass der Turnplatz auch ein patriotisches, schlagfertiges Yolksheer vorberei 
ten soll. 
Die Turnapparate sind auch hier mit wohlberechneter Oekonomie gewählt, 
dem Bedürfnisse der Landschule angepasst. Professor Hans Hoffer J ), der die 
Turnplätze im Anschlüsse an das Programm einrichtete, hat hier eingestellt, 
was zum geregelten Turnbetrieb bei übler Witterung und auf dem Lande für 
unentbehrlich angesehen werden muss. 
Die Turnhalle dient ferner zu Schul- und Gemeindefeierlichkeiten, da unsere 
Gemeinden selten einen genügend grossen Saal im Gemeindehause haben, und 
zur Aufnahme der kleinen Schulwerkstatt. Letztere schmiegt sich an das 
österreichische Reichs - Yolksschulgesetz an, welches die Kinder in der Schule 
mit den für das Leben nöthigen Kenntnissen und Eertigkeiten ausstatten 
will. Die sogenannte Schulwerkstatt will zunächst den Knaben bieten, was den 
Mädchen bereits in der weiblichen Arbeitsschule geboten wird: die für das Leben 
jedermann so wichtige Handfertigkeit. Ueberdiess wird sie Geschmack und 
Erfindungsgabe zum Gemeingut des Yolkes machen. Die Thätigkeiten in der 
selben können mit den Kindern der obersten Jahrgänge beginnen, welche be 
reits durch den Zeichenunterricht vorgeschult sind, aber auch mit jüngeren 
Kindern. Die grösseren Kinder haben das, was sie nach plastischen Yorlagen 
gut zeichnen gelernt haben mit der Laubsäge in Holz (z. B. in Brettchen von 
Cigarrenkistchen) auszusägen, später aber in Holz mit dem Schnitzmesser zu 
schneiden, oder in Thon und Gyps zu formen. Als Beispiele dafür liegen tadel 
los schöne Arbeiten vor, welche von dänischen Schulkindern nach der Anleitung 
des Herrn Klauson-Kaas in Kopenhagen ausgeführt worden sind. — Jüngere 
Kinder beginnen dagegen mit den elementarsten Holzarbeiten und schreiten zu 
solchen fort, welche die Anwendung des geometrischen Unterrichtes zum Gegen 
stände haben. Die Mannigfaltigkeit der Arbeiten, welche sich mit Rücksicht 
auf neue Erwerbsquellen für die Werkstatt wählen lassen, ist sehr gross. Doch 
ist das Formen und Gestalten der Kernpunkt. IJ ) 
Yon Werkzeugen sind vorhanden: eine Hobelbank mit Schraubstock und 
dem sortirten Werkzeug zur Hobelbank (Wertheim in Wien), Hobel- und Dreh 
bank in einem Stück, eine Universalbank, dann Hobelbänke für kleine Kinder 
an jedem Fensterbrett anzuschrauben (Klauson-Kaas). 
Die Arbeitstische, aus weichem Holz ohne Anstrich, sind theils Klapptische 
an der Mauer angebracht, theils freistehend. Interessant ist die Art, wie 
die Schnitzbrettchen angeschraubt werden. Die Sitze sind höchst einfach und 
1) Von Professor Iloffer wird eine kleine Schrift über den Turnbetrieb in Landschulen erscheinen. 
2) lieber alles Nähere s. „Die Arbeitsschule als organischer Bestandtheil der Volksschule. 
Ein Beitrag zur Lösung der Aufgabe unserer Volkserziehung.” Von Dr. Schwab. Wien bei Holzel 1873 
40 kr. ö. W.
	        
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