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den Körperverhältnissen angepasst wie die Schulbänke und die Sitze in der
weiblichen Arbeitsschule. — Die Arbeiten lassen sich übrigens selbstverständ
lich aus sanitären Gründen auch im Freien unter den grossen Bäumen, die den
Turnplatz beschatten, ausführen. 1 )
Wenn wir die Turnhalle verlassen, so gewahren wir in Symmetrie mit dem
Eingänge der Schulkinder eine zweite Thüre an der Schmalseite des Schul
hauses. Sie führt zu einem Abort für jene Kinder, welche den Turnplatz rasch
verlassen müssen. An der Turnhalle vorüber gelangen wir in den Schul
garten, ausgeführt von Obergärtner Heinrich in Mödling. 2 )
^ H **Yor~dem Schulhause dehnt sich eine Wiese mit Blumenbeeten aus, der
Platz zur künftigen Erweiterung des Hauses. Den relativ grössten Raum
nimmt der Obstgarten ein, in welchem die Lehrersfrau die Kinder des vor
schulpflichtigen Alters im Sommer gegen Entgelt in Obhut nimmt; der ganze
Raum zur Linken und eine Partie zur Rechten ist Uebungsgarten für die
Schulkinder, und zwar haben die Mädchen einen schönen Küchengarten zu besor
gen, ferner gehört jedem Mädchen unter den Maulbeerbäumen zur Rechten
ein kleines Blumenbeet, endlich halten die Mädchen die Blumen in Ordnung,
welche sonst noch zur Zier des Gartens vorhanden sind.
Die Knaben haben einen kleinen, aber reichhaltigen landwirthschaftlichen
Versuchsgarten zur Cultur der für das Heimatsland ökonomisch, technisch
und im Handel wichtigen Pflanzen, dann eine Baumschule lür Obst- und V ald-
bäume und (in Folge des südlichen Klimas) ein kleines Beet zur Rebenerziehung.
Im Hintergründe werden in freien, kleinen Anlagen unsere Nutzhölzer,
die wilden Bäume und wichtigsten Sträuchen der Heimat zu Zwecken des
Anschauungsunterrichtes gezogen.
Zwischen diesen Bäumen hat man sich die schönsten Frühlingsblumen und
die für jeden Monat charakteristischen Blumen der Flur und des Waldes zu
denken. Ein mit einem niedern Gitter umgebenes Beet veranschaulicht die wich
tigsten einheimischen Giftpflanzen. —
Zwei wohlfeile RÖhrbrunnen spenden das nöthige Wasser sowohl zum
Trinken, als auch für die Zwecke des Gartens geeignet; die stets gefüllten
Becken sollen aufmerksam machen, dass das abgestandene Wasser den Pflanzen
weit heilsamer ist, als das kalte, frischgepumpte. In Wirklichkeit wird ein sol
cher Garten sich selbst erhalten, denn die Obstbäume, besonders die Zwerg
obstbäume, werden jährlich einige 100 Gulden tragen. Lehrer, Garten und
Lehrmittel werden sich wohl befinden.
*) Nach der Ausstellung erscheint eine Schrift von Schwab: „Die Schulwerkstatt in der Welt
ausstellung” mit Abbildungen. Sie wird beweisen, dass man eine solche Werkstatt mit 20 fl. ö. W.
ins Leben rufen kann. Die erste Werkstatt errichtet Dekan Dr. Hörfarter in Kufstein.
2 ) Ueber die Einrichtung von Schulgarten s. „Der Volksschulgarten. Ein Beitrag zur Lösung
der Aufgabe unserer Volkserziehung.” Von Dr. Schwab. Wien bei Holzel. 2. Auflage 1873, mit 2 Plänen.
40 kr. ö. W. Die meisten Schulgärten nach diesem System hat k. k. Schlesien.