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Volltext: Die österreichische Musterschule für Landgemeinden in der Wiener Weltausstellung von 1873

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den Körperverhältnissen angepasst wie die Schulbänke und die Sitze in der 
weiblichen Arbeitsschule. — Die Arbeiten lassen sich übrigens selbstverständ 
lich aus sanitären Gründen auch im Freien unter den grossen Bäumen, die den 
Turnplatz beschatten, ausführen. 1 ) 
Wenn wir die Turnhalle verlassen, so gewahren wir in Symmetrie mit dem 
Eingänge der Schulkinder eine zweite Thüre an der Schmalseite des Schul 
hauses. Sie führt zu einem Abort für jene Kinder, welche den Turnplatz rasch 
verlassen müssen. An der Turnhalle vorüber gelangen wir in den Schul 
garten, ausgeführt von Obergärtner Heinrich in Mödling. 2 ) 
^ H **Yor~dem Schulhause dehnt sich eine Wiese mit Blumenbeeten aus, der 
Platz zur künftigen Erweiterung des Hauses. Den relativ grössten Raum 
nimmt der Obstgarten ein, in welchem die Lehrersfrau die Kinder des vor 
schulpflichtigen Alters im Sommer gegen Entgelt in Obhut nimmt; der ganze 
Raum zur Linken und eine Partie zur Rechten ist Uebungsgarten für die 
Schulkinder, und zwar haben die Mädchen einen schönen Küchengarten zu besor 
gen, ferner gehört jedem Mädchen unter den Maulbeerbäumen zur Rechten 
ein kleines Blumenbeet, endlich halten die Mädchen die Blumen in Ordnung, 
welche sonst noch zur Zier des Gartens vorhanden sind. 
Die Knaben haben einen kleinen, aber reichhaltigen landwirthschaftlichen 
Versuchsgarten zur Cultur der für das Heimatsland ökonomisch, technisch 
und im Handel wichtigen Pflanzen, dann eine Baumschule lür Obst- und V ald- 
bäume und (in Folge des südlichen Klimas) ein kleines Beet zur Rebenerziehung. 
Im Hintergründe werden in freien, kleinen Anlagen unsere Nutzhölzer, 
die wilden Bäume und wichtigsten Sträuchen der Heimat zu Zwecken des 
Anschauungsunterrichtes gezogen. 
Zwischen diesen Bäumen hat man sich die schönsten Frühlingsblumen und 
die für jeden Monat charakteristischen Blumen der Flur und des Waldes zu 
denken. Ein mit einem niedern Gitter umgebenes Beet veranschaulicht die wich 
tigsten einheimischen Giftpflanzen. — 
Zwei wohlfeile RÖhrbrunnen spenden das nöthige Wasser sowohl zum 
Trinken, als auch für die Zwecke des Gartens geeignet; die stets gefüllten 
Becken sollen aufmerksam machen, dass das abgestandene Wasser den Pflanzen 
weit heilsamer ist, als das kalte, frischgepumpte. In Wirklichkeit wird ein sol 
cher Garten sich selbst erhalten, denn die Obstbäume, besonders die Zwerg 
obstbäume, werden jährlich einige 100 Gulden tragen. Lehrer, Garten und 
Lehrmittel werden sich wohl befinden. 
*) Nach der Ausstellung erscheint eine Schrift von Schwab: „Die Schulwerkstatt in der Welt 
ausstellung” mit Abbildungen. Sie wird beweisen, dass man eine solche Werkstatt mit 20 fl. ö. W. 
ins Leben rufen kann. Die erste Werkstatt errichtet Dekan Dr. Hörfarter in Kufstein. 
2 ) Ueber die Einrichtung von Schulgarten s. „Der Volksschulgarten. Ein Beitrag zur Lösung 
der Aufgabe unserer Volkserziehung.” Von Dr. Schwab. Wien bei Holzel. 2. Auflage 1873, mit 2 Plänen. 
40 kr. ö. W. Die meisten Schulgärten nach diesem System hat k. k. Schlesien.
	        
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