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Volltext: Die österreichische Musterschule für Landgemeinden in der Wiener Weltausstellung von 1873

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In einem der rückwärtigen Theile des Gartens erhebt sich das Bienen 
haus. Seit Monaten tummelt sich daselbst das emsige Volk der Bienen (und 
war Krainer Bienen), ohne jemanden von den Tausenden der täglich Vorüber 
gehenden behelligt zu haber; sie sammeln erstaunlich viel Honig und haben so 
fleissig geschwärmt, dass heute statt der ursprünglichen 3 Stöcke deren 6 im 
Garten stehen. Die Bienenstöcke nach dem Systeme Dzierzon sind zugleich 
Ausstellungsobjecte für den Landmann. 
Kehren wir nach unserem Bundgange zu dem Schulhause zurück, so 
gewahren wir, dass die Rückseite mit guter Absicht sorgfältig gehalten ist. 
Aus der Mauer erheben sich zwei allegorische Darstellungen aus Terra cotta 
von Künstlerhand ausgeführt (Bildhauer Weyr in Wien), Fleiss und Lohn 
darstellend, mit passenden Votivtafeln. Unten zieht sich am Hause hin, gegen 
die Sonnenseite, ein Spalier für Obst und Wein. — 
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Gehen wir uns über das Geschaute Rechenschaft, so müssen wir gestehen, 
dass das Ganze und dessen Theile nett und zweckmässig sind, aber doch wenig 
theurer als ein unzweckmässiges und unschönes Object. Wohin wir auch 
blicken mögen, im Hause und um Haus und Hof, wir haben nirgend Luxus 
entdeckt, wohl aber athmet alles den Geist der Ordnung und Sauberkeit, und 
alles erweckt das Gefühl für das Schöne. „Für die Kinder ist nur das 
Beste gut genug.” 
Und auch für die Gesundheit der Kinder ist alle Sorgfalt aufgewendet.') 
Unser braves und empfängliches Landvolk soll hier in einem Beispiele sehen, 
wie man sich mit mässigen Mitteln ein gesundes, wohnliches Haus baut und 
eine anmuthige Umgebung schafft. Der Erwachsene hat in der Wohnung des 
Lehrers das Vorbild eines einfachen und doch bei aller Bescheidenheit anstän 
digen, geräumigen, gut geordneten Hauswesens, — das Kind aber empfängt 
hier nur freundliche, nur schöne Eindrücke. Wer aber wollte leugnen, dass 
veredelter Geschmack, zum Gemeingut geworden, bei einem tüchtigen Volke 
die heilsamsten Wirkungen auf materiellem und geistig - sittlichem Gebiete 
hervorzurufen vermag ? — In einer solchen Schule werden die Kinder das kost 
bare, für jede Arbeit unentbehrliche Gut der Heiterkeit des Geistes sich fürs 
Leben aneignen. Diese Schule wird zu Wohlstand und Sittlichkeit erziehen; 
hier wird sich das Herz des Kindes dauernd öffnen für die Schönheit der 
heimischen Natur; in einer so ausgestatteten Schule wird endlich die har 
monische Entwickelung sämmtlicher Anlagen des Kindes möglich werden. 
Die strenge Schuldiseiplin machte bisher aus Ordnung und Sauberkeit ein ver- 
t) S. Heber die Pflege der körperlichen und geistigen Gesundheit des Schulkindes. Von Dr. 
Bock, Leipzig bei Ked 1872. 20 kr. Bekanntlich sind durch eine neue Verordnung des Unter 
richts-Ministeriums in Oesterreich bereits ärztliche Schulinspectoren bestellt. 
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