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Volltext: Die österreichische Musterschule für Landgemeinden in der Wiener Weltausstellung von 1873

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net. Das Zimmer ist für 60 Kinder bestimmt. 30 zweisitzige Bänke nach 
Kunze s System stehen da, für die Kinder der verschiedenen Altersclassen und 
Grössen wohl gebaut und geben ein Bild musterhafter Nettigkeit, Ordnung 
und Behaglichkeit. Arzt, Schulmann, Vater und Mutter können sich mit dieser 
Bank befreunden. 1 ) Das einsitzige Pult der Amerikaner und Schweden ist 
wegen des Raumbedarfes und der Kosten für österreichische Schulen in der 
Regel nicht erreichbar. 
Das Licht fällt von links durch 4, von hinten durch 2 Fenster ein. 
Die höchst einfachen Rollvorhänge aus derber, ungebleichter Leinwand gehen 
^ aber nicht hinab, sondern hinauf; sie halten demnach, wenn nöthig, das gefähr 
liche, von unten eindringende Licht, das — ein wahres Gift — blendend auf 
die Arbeit, — von dem Fussboden zurückgeworfen, qualvoll in die Augen der 
Kinder fällt und Blindheit herbeiführen kann, gänzlich ab, sie lassen das wich 
tige Oberlicht ein und gestatten, dass eine ganze Seite der Schule bei grellem 
Sonnenlichte verhängt werde. 
Im Schulzimmer wird die Luft sehr rein sein und im Sommer keine ängstliche 
Schwüle verbreiten. Dafür wird die Ventilation sorgen. Ueber dem Erdboden 
führen vom Garten her schachtartige Kanäle durch die Mauer — die einen im 
Sommer, die andern im Winter — die frischeLuftinergiebigerMengezu. DieSommer- 
Ventilation lässt die reine Luft unter dem Katheder ausströmen; die Winter- 
\ entilation führt die frische Luft zum Fusse des Ofens und sorgt dafür, dass 
diese zwischen Ofen und dem denselben umgebenden Mantel vorerwärmt werde. 
An dem höchst einfachen Mechanismus (Klappen) ist nichts zu verderben. Die 
unbrauchbar gewordene Luft wird durch eine siebartige Oeffnung im Plafonde 
ab- und durch einen einfachen hölzernen Schlauch zu der Luftkammer fort 
geführt. Das Schulzimmer ist aber auch — als wirkliches Schulzimmer ge 
dacht — frei von Staub; der Fussboden ist, wie alle Fussboden im Hause, 
mit heissem Oele eingelassen; die Kinder haben das Fusswerk an einem 
grossen Kratzeisen vor dem Schulhause, sodann über dem im unteren Vorhause 
angebi achten, hohlen, mit Latten benagelten Raume und endlich an der grossen 
Strohschütte nebenan gründlich gereinigt. Nasse Oberkleider können im Schul 
zimmer nicht abgelegt werden, weil keine Kleiderhaken da sind, können 
somit auch die Luft nicht verderben; nasse Schuhe sollen — wie wir alsbald 
erfahren werden — gleichfalls nicht ins Schulzimmer gebracht werden. 
An der Einrichtung des Zimmers fällt uns die geschmackvolle Form, 
der schöne, praktische und dabei wohlfeile Anstrich vortheilhaft auf. Der ein 
fache Tisch des Lehrers, die Sessel, der zweckmässig verglaste Kasten, ent 
haltend die Lernmittel der österreichischen Landschule, der Spucknapf, die 
Holzkiste, der Korb für Papierschnitzel, kurz alles Nützliche ist zugleich nett 
und sauber gehalten. Ueberall soll diese Schule zugleich eine Schule des Ge 
ll nie Olmiitzer Schulbank von J. Schober. Wien Pichler’sche Buchhandlung 1873. Mit 
5 Tafeln Abbildungen und 1 Masstabelle. Preis 20 kr. ö W. (4 Silbergroschen).
	        
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