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Volltext: Die österreichische Musterschule für Landgemeinden in der Wiener Weltausstellung von 1873

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Wir wenden uns links und treten in eine ganz selbstständige Kleiderkammer 
in jenem Raume angebracht, der auf den Boden und zu den Aborten der 
Mädchen fuhrt. Auch diese Vorrichtung ist ganz einfach. Hier werden die 
Oberkleider abgelegt, die Schirme an einem Gestelle aufgestellt, die Kopf 
bedeckungen aufbewahrt, die nassen Schuhe gegen bereitgehaltene trockene, 
aus Stroh geflochtene ausgetauscht. Jedes Kind hat sein angewiesenes 
Plätzchen. 
Aus dieser Kleiderkammer gehen die Mädchen in ihren Abort; die kleinen 
Kinder und die Knaben dagegen treten unmittelbar aus dem Vorhause in ihr 
„Hier”, und zwar haben beide ihre völlig getrennten Räumlichkeiten. Selbst 
verständlich geht von den Aborten, wie aus dem Vorhause, ja sogar 
aus der Kleiderkammer eine besondere Ventilation auf den Dachboden. 
Wir steigen auf den Dachboden, und nun wird uns die Ventilation 
sogleich völlig klar. Wir sehen die 4 einfachen Schläuche aus Brettern ge 
zimmert, welche die verdorbene Luft zuerst horizontal fortführen, dann auf 
wärts in die Luftkammer entlassen. Ein grosser Plan an der Wand zeigt uns, 
dass das, was wir von unten, vor dem Hause' stehend, nur für einen mächti 
gen Rauchfang gehalten, doch etwas ganz anderes ist. Der breite hohle Raum 
enthält nämlich zwei eiserne Röhren, welche den Rauch aus der Küche des Leh- 
^ rers und aus dem Schulofen abführen, der übrige Raum aber ist eine Luftkam 
mer, durch welche die gesammelte schlechte Luft des Hauses abzieht. Die 
Zeichnung macht uns zugleich klar, dass jedes Feuermachen im Ofen oder auf 
dem Herde die Ventilation nach einfachen Principien kräftig anregt. 
Wir verlassen das obere Geschoss und begeben uns hinab in die Woh 
nung des Lehrers. Diese besteht aus einem Arbeitszimmer, einem grossen 
Familienzimmer, einer grossen Küche, so schön wie ein Wohnzimmer, einem 
besonderen Vorhause, das auf den Garten mündet (sich aber im Winter behei 
zen lässt) und einem Keller. Wände und Thüren sind so behandelt wie im 
Schulzimmer. Die Wohnung ist so freundlich und nett und geräumig, dass sie 
f. den besuchenden Landlehrer wohl mit Sehnsucht erfüllen kann. 
Gegenwärtig dienen Küche und Vorhaus dem Haus und Garten besorgen 
den Aufseher als Wohnung; die beiden Wohnzimmer aber sind verwendet zur 
Ausstellung der Lehrmittel der Schule. Das erste Zimmer enthält unter an 
deren einen sehr hübschen Schreibtisch, auch wieder aus eingelassenem weichen 
Holze, ein aus einfachen weichen Brettern geschnitztes Büchergestell, und ein 
Pianino. Auf letzterem sind von der Hand des Professors Rud. Weinwurm 
die Materialien für die musikalische Sammlung zusammengestellt; sie umfassen 
sowohl die Bedürfnisse der musikalischen Jugendbildung, als auch die bezüg- 
w* liehe Fortbildung des Lehrers selbst und dessen Wirksamkeit in der Gemeinde. 
Die Auswahl erstreckt sich auf Gesang, Clavier, Violine, Orgel und Theorie. 
Viele dieser Werke sind — wie viele Bücher der Bibliothek — über Ansuchen 
diesem Schulhause von den Verlegern in Oesterreich, Deutschland und der
	        
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