KUNST UND TECHNIK IM GEWERBE
gefcbeben, indem das Ob
jekt öfters an der Lampe
angewärmt wird. Man
wird oft finden, daß das
Pech überfprudelt und
der Gegenftand ficb nicht
ganz füllt. Man nimmt
dann weiches Pech und
preßt es mit einer Metall-
fpachtel oder mit dem
flachen Ende eines Treib
werkzeuges, indem man
das Metall von Zeit zu
Zeit anwärmt. □
MHRKEN UND MÜNZEN
u dem Preisausfcbreiben des Dürerbundes fcbreibt flVENHRIUS im
»KUNSTWflRT«: □
»Sehen wir von den Kranken, den Gefangenen, den Einfiedlem und
den Hrmften der Armen ab, fo dürfen wir fagen: zweierlei Kunftwerke
laufen tagtäglich durch jedes Erwachfenen Hand und nicht ein-, fondem
fünf- und zehnmal und öfter: Geldftücke und Briefmarken. Es gibt
kein Erzeugnis der plaftifcben Kunft, das ficb mit den gangbaren Münzen,
es gibt kein Erzeugnis der graphifcben, ja, es gibt kein Druckerzeugnis
überhaupt, das fich mit den Briefmarken an fluflagenböbe vergleichen
könnte. Alle Werke der gefamten übrigen Plaftik zufammengenommen
bilden ficher noch lange nicht den zehntaufendften Teil der Stückzahl,
mit der die Landesmünze auf allen Eifenbabnen, Strömen, Straßen,
Gaffen und Pfaden vom Meeresftrande durch alle Käufer aller Städte
und Dörfer bis zu den Alpengipfeln und wieder zurück und in taufend
Kreifen läuft. Millionen von Vaterlandsgenoffen bekommen überhaupt
ihr Lebtag nie andere Kleinplaftik zu feben, kein einziger Deutfcher
fleht andere öfter. Und die Briefmarken? Was werden die meiftgele-
fenen Lokalanzeiger und Tageblätter für Zwerglein an Verbreitung,
verglichen mit der Zebnpfennig-Marke! An der Grenze machen die
Münzen Halt, die Poftzeicben aber taufen an ihnen vorbei ins Weite.
Ich habe früher die Briefmarken Vifitenkarten genannt, die ein Land
bei dem andern abgäbe. Welch eine befuchsluftige Dame wäre dann
Frau Germania, wieviel Millionen Vifiten machte fie monatlich! Und
bis in welche Gegenden erftreckte fie bei Weißen, Gelben, Braunen,
Roten und Schwarzen ihre Befucbe! Nein, mein Vergleich trifft nur
nach einer Seite zu: die Vifitenkarte gibt den erften Anhalt dafür,
ob ihr Befitjer, wie der Bayer fagt, eine Bildung bat. Ob er ein Mann
von leidlichem Gefdbmadk ift. Aber Frau Germania fordert mit den
Briefmarken in jeder Minute häufiger zu folcber Prüfung auf guten
Gefcbmack heraus, als der reifeluftigfte ihrer Söhne mit Vifitenkarten
fein Leben lang. a
Man wird zugeben, daß diefe Gedanken nichts in irgend einer Weife
Geheimnisvolles oder Neues entfcbleiem. Was fie fagen, liegt, wie der
Schinken auf dem Butterbrot, jeglichem, der’s befeben will, offen. Und
febr viele Leute baben's auch fcbon befeben. Und fcbon wefentlich mehr
als einer bat getagt: Da Briefmarken und Münzen vom Staat ber-
geftellt werden, warum bemüht ficb der Staat nicht, hier das Beft-
möglicbe zu geben, das gegeben werden kann? Warum ruft er nicht
feine Künftler für diefe volkstümlicbften aller Aufgaben der bildenden
Kunft zum Wettbewerbe auf? Ach, während um ein Denkmal in irgend
einer kleinen Stadt, das nur einmal da ift und vielleicht nur zweimal
im Jahre von andern als Einheimifcben befeben wird, ein großer Apparat
willig in Szene gefegt wird, erhalten wir untere Münzen und Marken
mit ihren Millionen von Ausführungen fozufagen auf dem Verordnungs
wege. Weißt du etwa, Lefer, wer die verbreitetften deutfcben Klein-
kunftwerke, die den ftolzen Namen des Reiches führen, geftaltet hat?
Der Franzofe weiß es von feinen Marken und Münzen: Männer, die
er unter feinen beften Künftlem nennt. Aber wir in Deutfcbland?
Unfere Münzen und Marken - o, fie nebeln aus undurcbficbtigen
Höben gelegentlich auf uns herab, ohne daß irgendwer von uns ge
wöhnlichen Staatsbürgern vor dem Fall von ihren Urhebern wüßte.
Selb ft wenn fie da find, erfährt böcbftens bei den Münzen einmal der
eifrig Forfcbende Befcbeid, bei den Briefmarken bleibt des Erfinders
großer Name in ein wohltätiges Dunkel gehüllt. Denn daß man z. B.
für die jetzigen Marken aus dem Reicbspoftamt um die Ecke zum
näcbften Gefdbäftsmarkenladen gefcbickt habe, ift eine unerwiefene Be
hauptung, geeignet, einen tüchtigen Ladeninhaber in der Leipziger-
ftraße zu diskreditieren. □
Der Scherz verlebe nicht! Die Schuld trifft nicht einzelne Menfcben,
fie trifft eine Einrichtung, die hier Männer zwingt, über künftlerifcbe
Fragen zu entfcheiden, die weitab von ihren eigentlichen Arbeiten
liegen. Vielleicht fpielen auch noch andere Faktoren mit hinein - was
bätf es für Zweck, von ihnen zu fprechen, wenn es nicht Vorwürfe
und ärgerlich Blut zu machen, wenn es zu beffern gilt? Wollen wir
endlich Marken und Münzen bekommen, die des neuen Reiches Herr
lichkeit würdig find, fo muß man vor allem feben, wie folcbe fein
könnten. An der Anfcbauung wird der Wille erftarken, hierin nicht
länger felbft hinter kleinen Ländern zurückfteben. Und bat man den Willen
lebendig und emft, fo findet man nach dem alten Spruch auch den Weg.
Aus folcben Erwägungen heraus fcbreibt der Dürerbund jet)t einen
Ideenwettbewerb um Entwürfe für deutfcbe Briefmarken und Geld
münzen aus. Seinem Zwecke entfprecbend ift das Ausfcbreiben in jeder
Hinficht fo frei gehalten, wie uns irgend möglich fcbien. Es foll den
Künftlem im deutfcben Volke den weiteften Spielraum laffen, zu zeigen,
,wie fie ficb’s denken*. Auf, beginnen wir nun mit diefer Vorarbeit
zu einer künftlerifcben Münz- und Markenreform!« □
REMBRHNDTS RADIERUNGEN
a das Heft mit 38 Strichätzungen nach Radierungen Rembrandts,
das die »Zentralftelle für Arbeiter-Wohlfabrtseinrichtungen« vor
drei Jahren berausgegeben bat, trotz der febr hohen Auflage bereits
vergriffen ift, bat die Zentralftelle eine zweite Folge Rembrandtfcber
Radierungen berausgegeben, die nicht nur infolge befferer Ausftattung
(Druck auf Glattpapier und Zinkotypie) klarere Bilder gibt, fondem
auch eine größere Anzahl von Radierungen abbildet, denen fowobl ein
einleitender Text, wie eine genaue Befcbreibung beigefügt ift. Diefe
zweite, 50 Radierungen umfaffende Folge enthält andere Blätter als die
erfte Reibe, und fucbt gerade die weniger bekannten, aber nicht weniger
bedeutenden Blätter einem größeren Kreife näher zu bringen. Das
Dürerbaus, Berlin, Kronenftraße 18, bat den Vertrieb übernommen.
Im Einzelverkauf koftet das Heft bei den Buchhändlern Mark — ,75.
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