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Volltext: Hohe Warte - Illustrierte Halbmonatsschrift zur Pflege der künstlerischen Bildung und der städtischen Kultur, 3. Jahrgang 1906/07

fille neuen Möbel, die anzufcbaffen find, müffen aus Eichen* 
holz und einfach in der Zeichnung fein; es ift beffer, an Stelle 
von Seffeln Bänke zu verwenden, wenn kein Eichenholz gekauft 
werden kann. Weiches Holz läßt fich gewöhnlich am beften 
ftreicben; es follte nie gebeizt und gefirnift werden. Hartes Holz 
follte ganz unberührt bleiben. Öl verdirbt Eichenholz, Beize ift 
nicht notwendig, Wachs hindert es, feine fchöne natürliche Farbe 
zu erlangen und Lack fördert die Fäulnis, da es das Holz von 
der Luft abfcbließt. □ 
GLOCKEN UND GLOCKENSTÜHLE 
Die alten Glockenftühle aus Eichenholz find ein feines Stück 
Zimmermannsarbeit; es ift auch oft deutlich zu feben, daß ihre 
Schöpfer auf ihr Werk ftolz waren und es fchmückten. Das 
Charakteriftifche der alten Glockenftühle ift ihre Höhe. Das ift 
von großer Bedeutung, denn dadurch werden die Mauern des 
Kirchturms vor der Erfchütterung bewahrt, die durch das Glocken* 
geläute hervorgerufen wird. Ein zweiter Vorteil ift, daß ein 
Mann unter den Glocken ftehen und die Klöppel handhaben kann. 
Es ift nur feiten zu rechtfertigen, daß ein alter Glockenftubl 
zerftört wird; es ift gar nicht fchwierig, das alte Eichenholz dort, 
wo es fchadhaft ift, durch neues zu erfetjen. Häufig entftehen 
zwifchen den Mauern und dem Glockenftühle Spalten, wenn der 
Stuhl baufällig wird; er kann aber geftütjt und durch eiferne 
Schrauben und Keile befeftigt werden, denn die Spalten haben 
zur Folge, daß die Mauern und nicht der Glockenftubl unter 
Erfchütterungen zu leiden bat. Zweifellos find mehr Türme auf 
diefe Weife, als durch fcblecbten Hufbau oder die Witterung be* 
fcbädigt worden, fo daß, wenn ein Turm fchadhaft ift, zu allererft 
der Glockenftubl unterfucbt werden müßte. □ 
Es ift ftets der Mühe wert, mittelalterliche Glocken zu ftudieren. 
Die Biegungen an der Krone find gut modelliert und die In* 
fcbriften um die Glocken haben fchöne Bucbftaben und oft präch* 
tige Ornamente, in manchen find auch Silbermünzen aus der 
Zeit, da fie gegoffen wurden, zu finden. Die intereffanteften 
Glocken ftammen aus dem fecnzebnten, fiebzehnten und acht* 
zehnten Jahrhundert. □ 
Glockengießer verlangen oft, daß die Glocken an einem Glocken* 
fpiel befeftigt werden, wenn der Turm nicht groß genug ift, um 
fie zu halten. Sie entfernen oft die Balken aus Eichenholz und 
fetten eiferne an ihre Stelle. Es gibt Hutoritäten, die behaupten, 
die Glocken hätten nie einen fo guten Klang, wie nachdem dies 
gefchehen ift. Da Glockengießer keine guten Maurer fein können, 
ift es wünfcbenswert, daß ein Fachmann die Folgen diefer Ver* 
änderungen an der Struktur des Turmes beurteilt. □ 
Überdies verftümmeln die Glockengießer oft die Glocken, in* 
dem fie einzelne Teile entfernen, um eine Vierteldrehung der 
Glocken zu ermöglichen. Diefe Drehung ift oft febr wünfcbens* 
wert, da der Klöppel dann eine neue Stelle trifft, doch das kann 
gemacht werden, ohne daß die Glocken verftümmelt werden und 
es gibt zum Glück Glockenanmacber, welche die alten Glocken* 
ftüble aus Eichenholz zu würdigen wiffen. Die Gefellfcbaft ift 
ftets bereit, in diefen Fragen Huskünfte zu erteilen. □ 
DEKORIERUNG 
Man hält es manchmal für notwendig, die Kanzel zu deko* 
rieren und die Gefellfcbaft ift der Hnficbt, daß in folcben Fällen 
einfach drappierte Stoffe vorzuzieben find, die das Gebäude 
nicht verunftalten. □ 
GRABSTEINE UND GRABPLATTEN 
Grabfteine und Platten fotlten unverändert an ihren Plänen 
bleiben und wenn es notwendig ift, fie zum Zwecke der Reparatur 
fortzufchaffen, follten fie dann genau in derfelben Weife wieder 
aufgeftellt werden. Es ift manchmal notwendig, die Grabplatten 
auf dem Fußboden der Kirche zu fchü^en, da das Herumtreten 
fie fcbädigen könnte. Ein Blatt Gußblei oder eine Matte, die über 
die Platte gelegt werden, erfüllen diefen Zweck. □ 
EFEU 
Die Frage bezüglich des Efeus ift oft fchwer zu beantworten. 
Wenn Efeu an einer Wand wurzelt, ohne feine Nahrung aus 
dem Boden zu nehmen, fcbädigt er die Mauerftruktur und müßte 
durch beftändiges Zurückfchneiden vernichtet werden. Doch 
manche Zweige, die fich an die Mauer feftgefaugt haben, follten 
nicht entfernt werden, da die Mauer dadurch mehr gefchädigt 
wird, als durch das Wurzeln der Pflanze. In manchen Fällen ge* 
nügt es, den Efeu zurückzufchneiden, ohne ihn ganz zu vernichten. 
EJSENTEILE 
Alte Eifenteile follten repariert werden, und wo fie roftig find 
mit heißem Paraffinwachs übergoffen werden, das in das ver* 
roftete Eifen ganz eindringen muß. □ 
HOLZGEBÄUDE 
Kein Gebäude ift fo leicht zu reparieren, wie dasjenige, das 
Holzkonftruktionen enthält. Diefe können ganz leicht heraus* 
gehoben werden, die Balken werden mühelos verlafcht und unter 
allen Umftänden durch Eifenftreifen, Keile ufw. gefeftigt. Bevor 
man die Balken entfernt, follten fie erft gründlich geprüft werden, 
wenn fie auch fchadhaft erfcheinen, denn die Oberfläche des 
Holzes verfault häufig, während das Innere noch ganz gefund ift. 
DAS WIEDERHERSTELLEN VON RUINEN 
Die größten Schwierigkeiten bei dem Wiederberftetlen von 
Ruinen macht die Frage, wie der Efeu zu behandeln ift und wie 
die oberen Teile der Mauern zu fchütjen find. Es gereicht öfter 
eher zum Schaden als zum Nufjen, wenn Efeu entfernt wird, 
der fich fcbon an dem ganzen Mauerwerk feftgefetjt bat, denn 
er durchdringt oft die ganze Dicke der Mauer. Es ift meiftens 
am beften, den Efeu ganz kurz zurückzufchneiden und das immer 
zu wiederholen. Es wird zwar zuerft häßlich ausfeben, der Efeu 
beginnt aber bald wieder zu grünen. Es ift immer leicht zu 
verbindern, daß er fich über neue Flächen ausbreitet und manch* 
mal gelingt es, ihn auf einen geringeren Raum zurückzudrängen. 
Bei dem Stützen der oberen Mauerteite müßte man darauf 
bedacht fein, es fo vorzunebmen, daß das Auge nicht beleidigt 
wird. Das kann in den meiften Fällen dadurch erreicht werden, 
daß die Mauern von Schutt gereinigt und mit einer Schicht Afcbe, 
Steinkohlenteer oder anderem wafferdicbten Material bedeckt 
werden; diefe Schicht könnte dann mit Erde und Rafen über* 
deckt werden, damit die Wände oben grün bleiben, ohne daß 
die Baumwurzeln fie zu durchdringen vermögen. □ 
PREISAUSSCHREIBEN 
Z UR ERLANGUNG VON ENTWÜRFEN ZUM NEUBAU EINES PRO* 
GYMNASIUMS IN BERGISCH=GLADBACH wird unter den innerhalb 
der Regierungsbezirke Köln und Düffeldorf anfäffigen Architekten 
ein Wettbewerb ausgefchrieben. Die Wettbewerbs=Bedingungen= und 
Unterlagen, an welche alle Teilnehmer gebunden find, können durch 
das Stadtbauamt zu Bergifcb=Gladbacb gegen portofreie Einfendung von 
zwei Mark bezogen werden. Diefer Betrag wird bei Einreichung eines 
Entwurfes auf Wunfch des Verfaffers zurückvergütet. Das Preisgericht 
befteht u. a. aus dem Stadtbaurat Janfen in Mülheim a. Rh., dem 
Stadtbaurat Kgl. Baurat Laurent, Aachen, dem Stadtbaumeifter Dipl.* 
Ing. Neuhoff, Bergifch=Gladbach und dem Stadtbaurat Sdioenfelder, 
Elberfeld. Soweit wettbewerbsfähige Arbeiten eingegangen find, foll 
eine Summe von 2 400 Mark an die nach Befchluß des Preisgerichtes 
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