Haus- und Gemüsegarten aus der Parkanlage Plankenberg.
Gartenanlage und Gemälde von J. E. Schindler.
kann nun dabei herauskommen, wenn dieser Bürger das
Innere seines Hauses nach der Renaissanceschablone einrichtet,
der Außenseite eine Barockmaske anheftet und auf ein paar
Quadratklafter Gartengrund den Hydepark kopieren will?
Das ist ein Unsinn, nicht wahr? Und doch ist dieser Unsinn
so sehr System und Mode geworden, daß die kleinen Haus^
und Gartenbesitzer nichts Absurdes darin sehen, wenn sie
einen halben Morgen Gartengrund als Imitation einer ins
Unendliche sich aufrollenden Landschaft behandeln. Unsere
heutige Gartenarchitektur befindet sich in völliger Verwahr^
losung, obzwar sie von überall zu leihen nimmt. Sie hat
kein Prinzip ausgebildet, sie hat vielmehr zur Verkennung
der alten Gartengrundsätze geführt und den Untergang der
Gärten verursacht, die wir am dringendsten brauchen: nämlich
die zweckmäßigen Hausgärten.
Jene alten Hausgärten, Biedermeiergärten, die, mit Liebe ge
pflegt und bepflanzt, einer blühenden und duftenden Blumen
wildnis gleichen mit geraden Wegen zwischen den stein
umfaßten Rabatten und den großen Glaskugeln, die ein
Stück Himmel in den Garten legen, Reflexe verbreiten, ein
wahres Netz von Lichtstrahlen inmitten der Farbenpracht,
so daß jeder, der durch den Hausflur einen Blick davon er
hascht, eine unstillbare Hausgartensehnsucht mitnimmt —
man findet sie kaum mehr. Diese alten Hausgärten, die wir
mit Vorliebe auch Biedermeiergärten nennen, haben schon
im Anfang des XVIII. Jahrhunderts ihre Lösung gefunden.
Mit der Blumenfreude erwuchs auch eine intensive Garten
kultur, die bis zur Zeit des alternden Goethe anhielt, also
bis in die sogenannte Biedermeierzeit, da es eine vielver
breitete Sitte war, sich irgend ein Winzerhäuschen als
Sommerresidenz einzurichten. Nur vereinzelte, in ihrer
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