PREISAUSSCHREIBEN FÜR AMATEUR,
PHOTOGRAPHEN.
D ie Jahreszeit war für unser Preisausschreiben nicht günstig. Wir
verlängern daher den Termin bis zum 31. Mai 1905 und werden
die bisherigen Einsendungen für den neuerlichen Wettbewerb ver
wenden. Wir wiederholen die Bedingungen:
Der Verlag „Hohe Warte“ veranstaltet ein Preisausschreiben für photo
graphische Aufnahmen, an dem sich jeder Amateur beteiligen kann. Für
die Aufnahmen sind die weiter unten aufgestellten Gesichtspunkte maß
gebend ; in erster Linie ist der INHALT, „die Schilderung der Heimat“
betreffend, für die Preisrichter maßgebend; erst in zweiter Linie kommt
die technische Ausführung in Betracht. Zulässig sind alle Formate.
Es werden fünf gleiche Preise â K 20.— ausgesetzt. Die zum Wett
bewerb und hors de concours einlaufenden Bilder werden nicht retour
niert. Der Verlag behält sich das Recht vor, die prämiierten Bilder
und jene, die mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet sind, ohne
jedwede Verpflichtung zu publizieren. Die Einsendungen sind mit der
Aufschrift „Zum Preisausschreiben“ zu kennzeichnen und an den Ver
lag „Hohe Warte“, Wien, L, Wallfischgasse 4, zu richten. Die Bilder haben
ein Motto zu tragen und ein Separatkuvert mit demselben Motto als
Aufschrift, Name und Adresse des Einsenders sowie die nähere Be
zeichnung der Gegenstände mit Ortsangabe zu enthalten.
Letzter Einsendungstermin: 31. Mai 1905. Preisankündigung in einem
der Junihefte der „Hohen Warte“.
Für die Motive der Bilder sind die Gesichtspunkte maßgebend, die im
i. Heft der „Hohen Warte“ (Oktober 1904) in dem Artikel „Amateur
photographie und Heimatkunst“ dargelegt wurden. Zur Richtschnur
für die Wettbewerber, Amateure und Cameraklubs wiederholen wir
im nachstehenden die Hauptpunkte der neuen Aufgabe, die der Amateur
photographie zufällt:
Die neuen Kunst- und Kulturbestrebungen weisen der Amateurphoto
graphie eine wichtige Aufgabe zu, DIE SCHILDERUNG DER HEIMAT.
Durchwandert man die stillen Gassen, wo die Tradition zu Hause ist,
findet man einen ungeahnten Reichtum. Schöne alte Tore, Fenster
bildungen und Erker, wunderliche Dachformen, aufgestülpt wie eine
Großmutterhaube, phantastisch gebildete Schornsteine, die wie ein
Symbol gesteigerter Lebensfreude des Baumeisters in den Himmel
hineinragen. Von besonderem Zauber sind die alten Gärten, die Vor
gärten und Hausgärten mit dem anmutigen Laubenmotiv, das aus
unseren neuen Gärten leider ganz verschwunden, und den geradlinigen
Blumenbeeten und den Glaskugeln. Kaum ein Hof ist ohne ein Grünes.
Wein wächst an den Wänden, Oleanderbäume stehen in Kübeln, auf
Holzgestellen, staffelförmig übereinander blühen Blumen in Töpfen.
Die weißgetünchten alten Stuben enthalten gediegenen Hausrat, blitz
blanke nachgedunkelte Möbel aus Mahagoni oder Esche, zum größten
Teil wertvolle Beispiele gediegener Handwerksleistung. Außer den alten
Kirchen und Grabstätten gibt die Kunst in den Straßen, die Tür- und
Aushängschilder mit häufig kunstvoll getriebenen Metallformen, die
Zunftzeichen, die Hauszeichen und Torplastiken, die alten Laden eine
reiche Fülle von interessantem Material.
Dieser Hinweis betrifft mehr die alten Städte und Stadtteile. Aber auf
dem offenen Lande, im Dorfe ist das künstlerische Erbe des Volkes
womöglich noch größer. Lange bevor man das Dorf betritt, begegnet
man der bäuerlichen Kunst, zunächst geoffenbart an den Feldeinfrie
dungen, der Umzäunung, die in vielen Fällen Muster einer hochent
wickelten Flechtkunst darstellen.
Primitive, kindliche Kunstblüten sind auch die Bildstöcke und Marterln
aus Stein, Eisen oder Holz, mit Inschriften, Versen und Malereien be
deckt. Im Dorfe ist das größte und interessanteste Kunstwerk das
Bauernhaus selbst, sowohl in bezug auf seine Lage, Bauart und Durch
bildung im Innern wie im Äußeren. Jedes Detail mag irgendwie be
langreich sein. Außer den Hausformen sind der Hausrat, der Schmuck,
die Tracht, die Kunstarbeit im Hause, die Stickereien, Flechtereien,
Töpfereien u. s. w., das Werkzeug und sonstiges Arbeitsgerät sehr
beachtenswert als Beispiele einer uralten Tradition.
ZU DEN BILDERN UNSERES HEFTES. Die begonnenen Beispielsamm
lungen in bezug auf Wohnungen, gutes und schlechtes Bauen und Restau
rieren, Handarbeiten etc. etc., werden in den folgenden Heften fortgesetzt
und auf andere Teile der formalen Erscheinungswelt ausgedehnt.
II. PREISAUSSCHREIBEN
DER FIRMA NORBERT LANGER & SÖHNE.
VON NORBERT LANGER & SÖHNE.
I. Preis 1000 Kronen
IL „ 400 „
III. „ 200 „
Die Firma Norbert Langer & Söhne in Wien und Deutsch-Liebau in
Mähren veranstaltet in Anbetracht des günstigen Erfolges der vor
zwei Jahren veranstalteten I. Preiskonkurrenz, wodurch 20 Entwürfe in
deren Eigentum übergegangen sind, einen neuerlichen Wettbewerb zur
Erlangung von künstlerischen Entwürfen für Leinendamast und setzt
hiefür obige Preise aus.
Die Firma behält sich vor, auch weitere, nicht preisgekrönte Entwürfe
anzukaufen, und gehen sowohl die preisgekrönten als angekauften
Arbeiten in deren ausschließliches Eigentum über.
Zur Teilnahme an diesem Wettbewerb ist jeder Künstler berechtigt.
Bedingt ist folgendes:
1. Der Entwurf für ein Tafeltuch in Größe von 190 X i9o cm, davon
muß zumindest ein Viertel direkt verwendbar und in Naturgröße
ausgeführt sein.
2. Der Entwurf einer dazu passenden Serviette in Naturgröße.
Die Arbeiten sollen der gegenwärtigen Geschmacksrichtung angepaßt
und müssen noch nicht ausgeführte oder veröffentlichte Original
arbeiten sein.
Alle Zeichnungen sind ohne Nennung des Namens oder sonstiger Kenn
zeichen der Urheber einzusenden, aber mit einem Kennwort zu ver
sehen. Ein beiliegendes Kuvert, außen dasselbe Kennwort zeigend wie
der Entwurf, muß die genaue Adresse des Urhebers enthalten.
Sämtliche Arbeiten sind spätestens bis zum 15. März 1905 postfrei an
die Verkaufsstelle der ausschreibenden Firma Norbert Langer & Söhne,
Wien, I. Salvatorgasse 6, zu übermitteln.
Das Preisrichteramt haben nachstehende Herren übernommen:
OTTO WAGNER,
k. k. Oberbaurat, Architekt, Professor
an der Akademie der bildenden Künste
etc, etc. in Wien.
JOSEF HOFFMANN,
Architekt, k. k. Professor an der Kunst-
gewerbeschule des k. k. österreichi
schen Museums etc. in Wien.
JULIUS LEISCHING,
Architekt, Direktor des Mährischen Ge
werbe-Museums etc. in Brünn.
KOLOMAN MOSER,
Maler, k. k. Professor an der Kunst
gewerbeschule desk. k. österreichischen
Museums etc. in Wien.
ANTON KRANNER,
Chef der Firma Anton Kranners Sohn
in Wien.
HEINRICH KUNZ,
Kommerzialrat, Firma M. Beyer & Co.
in Wien.
OTTO LANGER,
Chef der Firma Norbert Langer & Söhne
in Wien.
Die Kuverts mit dem „Kennwort“ der preisgekrönten Arbeiten werden
sofort nach Bekanntgabe des Urteils der Preisrichter von Organen
des Kunstgewerbevereines geöffnet.
Das Preisgericht ist berechtigt, die Verteilung der ausgesetzten Summe
auch in anderer Weise vorzunehmen. Die Entscheidung dieses Wett
bewerbes wird innerhalb 14 Tagen nach dem Einlieferungstermin
bekanntgegeben werden.
Die Firma behält sich vor, die Entwürfe im Kunstgewerbeverein
(eventuell Gewerbeverein) auszustellen und in den maßgebenden
Kunstzeitschriften zu veröffentlichen. Die nicht prämiierten und nicht
angekauften Arbeiten werden den Einsendern postfrei zugesandt.
Mit vorstehenden Bedingungen erklären sich die Bewerber einverstanden
und sind eventuelle Anfragen an die ausschreibende Firma zu richten.
DEUTSCH-LIEBAU, im Dezember 1904-
NACHTRAG DER REDAKTION. Die begonnenen Artikelserien:
„DIE BESTIMMUNGEN DER ENGLISCHEN GESELLSCHAFT ZUR
ERHALTUNG ALTER BAUWERKE“
und
„DIE KUNST DES GARTENBAUES“
werden in den folgenden Heften fortgesetzt.
Alle Zuschriften und Sendungen Wien I. Wallfischgasse No. 4. Telephon 5461.
Verlag „Hohe Warte“ (Lux & Lässig). Für die Redaktion Joseph Aug. Lux.
Druck von Christoph Reisser’s Söhne, Wien V.
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