Instruktive Zeichnungen aus Douglas Cockerell: „Der Bucheinband und
die Pflege des Buches“ (Verlag Hermann Seemann Nachf., Leipzig).
aber verwendet wurde, weil es so leicht zu verarbeiten war
und nicht geschärft zu werden brauchte. Der Rücken war
oft reich vergoldet und die Seiten gesprenkelt oder marmo^
riert, wodurch das Leder noch mehr beschädigt wurde.
Die „WIENER WERKSTÄTTE“ (PROF. JOSEF HOFF-
MANN, PROF. KOLO MOSER) erzeugt Bucheinbände,
die wieder von den guten technischen und künstlerischen
Traditionen ausgehen, was insoferne möglich ist, weil dort
ein überaus geschulter, in allen von Cockerell behandelten
Fachffagen versierter Techniker, nämlich der BUCHBINDER
KARL BEITEL, und die genannten Künstler Hand in Hand
arbeiten. Die zurzeit in der Kunstgalerie Miethke (Wien) aus
gestellten Bucheinbände der Wiener Werkstätte weisen be
merkenswerte technische und dekorative Neuerungen auf,
vor allem z. B. die rahmenartige Vertiefung der Innendeckel
bei schweren Bänden, die dadurch fester eingeschlossen sind.
Die Anwendung von Bandflechtarbeit im Buchdeckel, sowie
die dekorative Verwendung besonderer Stoffe, wie Eidechsen-
und Schlangenhaut, Buntpapiere, die im Wege des Tunk
verfahrens hergestellt wurden. Aber der Hauptsache nach
empfängt die dekorative Behandlung des Einbandes ihre
Charakteristik von dem Werkzeug, dem Prägestempel, in
dessen Oberfläche Linien oder sonstige einfache Muster ein
geschnitten sind.
D
Durch das Eindrücken der erhitzten Metallstempel wird die
Oberfläche eines Leder- oder Pergamentbandes ornamentiert,
wobei durch Anwendung von einfachen und kleinen Stem
peln Freiheit und Lebendigkeit der Zeichnung und un
beschränkte Abwechslung erzielt wird.
Beim Entwerfen von Vergoldestempeln muß man daran
denken, daß sie auf dem Buche oft wiederholt erscheinen
und deshalb einfach in den Umrissen und ganz schablonen
mäßig sein müssen.
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Eine mehr oder weniger naturalistische Zeichnung einer
Blume, die die natürlichen Unregelmäßigkeiten aufweist,
mag reizend aussehen; wenn man aber den Stempel danach
schneidet, wirkt jede hervortretende Unregelmäßigkeit sehr
ärgerlich, wenn sie sich auf einer Decke öfter wiederholt.
Deshalb müssen von Blättern, die nicht ganz symmetrisch
sind, drei von jeder Form geschnitten werden, zwei, die
sich nach verschiedenen Richtungen krümmen, und das
dritte ganz gerade (s. F. i, 2 u. 3). Wenn man nur ein Blatt hat
und dieses ist gekrümmt, so erhält man ein sehr unruhiges
Muster. Das Wesen der Zeichnung für Handvergoldung ist,
Muster zu erfinden, die aus Wiederholungen von Stempel
eindrücken bestehen, und aus diesem Grunde müssen die
Stempel so entworfen werden, daß Wiederholungen angenehm
wirken. In der Praxis wird man finden, daß Formen, die
nicht ganz einfach sind, in der Wiederholung aggressiv wirken.
Die leichteste Manier, einen Band zu dekorieren, ist viel
leicht die, ihn mit einem kleinen sich wiederholenden
Muster zu bedecken. Ein einfaches Muster als Anfang wird
oben gezeigt.
Wenn der Lernende im Arrangement von Stempeln mit
Linien zusammen Übung besitzt, kann ein nur aus Linien
bestehendes Muster versucht werden. Dies ist schwieriger,
weil hier die Grenzen nicht so deutlich gezogen sind; aber
auch hier wird das Prinzip der Wiederholung befolgt.