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Volltext: Hohe Warte - Illustrierte Halbmonatsschrift zur Pflege der künstlerischen Bildung und der städtischen Kultur, 1. Jahrgang 1904/05

Instruktive Zeichnungen aus Douglas Cockerell: „Der Bucheinband und 
die Pflege des Buches“ (Verlag Hermann Seemann Nachf., Leipzig). 
aber verwendet wurde, weil es so leicht zu verarbeiten war 
und nicht geschärft zu werden brauchte. Der Rücken war 
oft reich vergoldet und die Seiten gesprenkelt oder marmo^ 
riert, wodurch das Leder noch mehr beschädigt wurde. 
Die „WIENER WERKSTÄTTE“ (PROF. JOSEF HOFF- 
MANN, PROF. KOLO MOSER) erzeugt Bucheinbände, 
die wieder von den guten technischen und künstlerischen 
Traditionen ausgehen, was insoferne möglich ist, weil dort 
ein überaus geschulter, in allen von Cockerell behandelten 
Fachffagen versierter Techniker, nämlich der BUCHBINDER 
KARL BEITEL, und die genannten Künstler Hand in Hand 
arbeiten. Die zurzeit in der Kunstgalerie Miethke (Wien) aus 
gestellten Bucheinbände der Wiener Werkstätte weisen be 
merkenswerte technische und dekorative Neuerungen auf, 
vor allem z. B. die rahmenartige Vertiefung der Innendeckel 
bei schweren Bänden, die dadurch fester eingeschlossen sind. 
Die Anwendung von Bandflechtarbeit im Buchdeckel, sowie 
die dekorative Verwendung besonderer Stoffe, wie Eidechsen- 
und Schlangenhaut, Buntpapiere, die im Wege des Tunk 
verfahrens hergestellt wurden. Aber der Hauptsache nach 
empfängt die dekorative Behandlung des Einbandes ihre 
Charakteristik von dem Werkzeug, dem Prägestempel, in 
dessen Oberfläche Linien oder sonstige einfache Muster ein 
geschnitten sind. 
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Durch das Eindrücken der erhitzten Metallstempel wird die 
Oberfläche eines Leder- oder Pergamentbandes ornamentiert, 
wobei durch Anwendung von einfachen und kleinen Stem 
peln Freiheit und Lebendigkeit der Zeichnung und un 
beschränkte Abwechslung erzielt wird. 
Beim Entwerfen von Vergoldestempeln muß man daran 
denken, daß sie auf dem Buche oft wiederholt erscheinen 
und deshalb einfach in den Umrissen und ganz schablonen 
mäßig sein müssen. 
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Eine mehr oder weniger naturalistische Zeichnung einer 
Blume, die die natürlichen Unregelmäßigkeiten aufweist, 
mag reizend aussehen; wenn man aber den Stempel danach 
schneidet, wirkt jede hervortretende Unregelmäßigkeit sehr 
ärgerlich, wenn sie sich auf einer Decke öfter wiederholt. 
Deshalb müssen von Blättern, die nicht ganz symmetrisch 
sind, drei von jeder Form geschnitten werden, zwei, die 
sich nach verschiedenen Richtungen krümmen, und das 
dritte ganz gerade (s. F. i, 2 u. 3). Wenn man nur ein Blatt hat 
und dieses ist gekrümmt, so erhält man ein sehr unruhiges 
Muster. Das Wesen der Zeichnung für Handvergoldung ist, 
Muster zu erfinden, die aus Wiederholungen von Stempel 
eindrücken bestehen, und aus diesem Grunde müssen die 
Stempel so entworfen werden, daß Wiederholungen angenehm 
wirken. In der Praxis wird man finden, daß Formen, die 
nicht ganz einfach sind, in der Wiederholung aggressiv wirken. 
Die leichteste Manier, einen Band zu dekorieren, ist viel 
leicht die, ihn mit einem kleinen sich wiederholenden 
Muster zu bedecken. Ein einfaches Muster als Anfang wird 
oben gezeigt. 
Wenn der Lernende im Arrangement von Stempeln mit 
Linien zusammen Übung besitzt, kann ein nur aus Linien 
bestehendes Muster versucht werden. Dies ist schwieriger, 
weil hier die Grenzen nicht so deutlich gezogen sind; aber 
auch hier wird das Prinzip der Wiederholung befolgt.
	        
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