senkrecht zu den Teppichwalzen steht, vor denen die Ar^
beiterinnen sitzen): Der neue Kettfaden wird (ungefähr
2 Zentimeter entfernt) auf der einen Seite des Loches mit
der Nadel in den Teppich eingeführt und behutsam durch
die Rippe durchgezogen bis zum Loch, das er überspringt,
um auf der anderen Seite desselben genau in der fort'
laufenden Rippe wieder zu verschwinden. Nach 2 Zentü
meter oder mehr, je nach Beschaffenheit der mürben Stelle,
kommt der Kettfaden wieder zum Vorschein. Je 5 Zenti'
meter lang bleiben sein Anfang und Ende einstweilen auf
der rechten Seite hängen, damit er hieran nach Bedarf ge'
lockert oder nachgestrammt werden kann. Bei der Führung
von Nadel und Kettfaden nimmt die Arbeiterin eine kleine
eiserne Zange zu Hilfe, die sicherer, als die Finger es ver'
mögen, die Nadel aus der engen Rippe herauszieht. Um die
Kette wieder ganz haltbar zu machen, ist es notwendig, daß
neuer und alter Kettfaden im Innern der Rippe nicht nur
Zusammenstößen, nein, sie müssen hier etwa i Zentimeter
lang doppelt liegen. Werden sie nachher, wie wir sehen,
rückseitig überstickt, so wachsen beide Kettfäden an der
Bruchstelle zusammen. Hat also die Arbeiterin alle erforder'
liehen neuen Kettfäden in das Loch eingezogen, hat sie
die Kettfäden gleichmäßig angespannt, so nimmt sie jetzt
einen festen und am Ende gut verkneteten Seidenfaden und
mit ihm durchsticht sie, gleichsam wie beim Perlenaufziehen,
der Reihe nach alle Kettfäden, die das Loch ausfüllen. Ist
das Loch groß, so wiederholt sie diese Hilfsfäden in unter'
einander folgenden Abständen. Hiemit wird schon für das
Besticken vorbereitet, das seinen Anfang nimmt, sobald die
Arbeiterin im Bereiche ihres Arbeitsfeldes alle Kettgarn'
Schäden, außer den Löchern noch die vielen Bruchstellen
in der Kette in der geschilderten Weise beseitigt hat.
Auf diese BEARBEITUNG MIT DEM SEIDENFADEN
(übersticken) ist schon als den wichtigsten umfangreichsten
Teil der Instandsetzung hingewiesen worden. Sie geschieht,
wie erwähnt, auf der Unrechten Seite des Teppichs, die jetzt,
nachdem er gewendet ist, oben liegt. Der Zweck genannten
Uberstickens ist allein der, dem umsichgreifenden Verfall
des Teppichs Einhalt zu tun, indem hiebei alle losen
Teilchen in der Wolle und in der Seide, die ausplatzen
wollen, wieder zusammengehalten werden.
Die Arbeiterin beginnt, indem sie von den vielen schadhaften
Stellen, die zu Anfang, wie bereits erzählt, im ganzen Um'
fang (meistens in rechtwinkeliger und auch rautenähnlicher
Form) umgrenzt worden sind, eine auswählt und hier in
der oben rechtsliegenden (nadelbezeichneten) ihren Seiden'
faden mit einem Stich befestigt. Nun führt sie Nadel und
Faden in wagrechter Richtung über die betreffende Stelle
hinüber und hier befestigt sie an der linken Ecke oben den
Faden zum zweitenmal, jedoch ohne ihn abzuschneiden.
Denn mit demselben Faden geht sie jetzt von links nach
rechts den Weg zurück, greift mit jedem Stich jede Rippe
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