Daß Harmonie in den Farben herrsche, wird ein weiteres
natürliches Ergebnis sein, wenn wir nur einmal wieder das
Paradies der Farben erobert haben, aus dem sich die städth
sehe Kultur unbegreiflicherweise selbst ausgewiesen hat. Die
weiblichen Handarbeiten müßten den Anfang dieser Wieder^
eroberung bilden.
Gewisse Arbeiten, wie Bändchen-- und Schnürlarbeiten, er^
geben die Muster aus der Nachgiebigkeit und Biegsamkeit
des Materials, was sich schon beim probeweisen Auflegen
zeigt, entweder als enge Aneim
anderreihung der Schnürchen, die
wieder in lange Linien sich auf-
losen, wiederkehren oder dasselbe
Spiel wiederholen, sich aber niemals
kreuzen dürfen. Hier wie überall
ist der reichsten und originellsten
Erfindung unbegrenzter Spielraum
gegeben.
Im Rahmen einer kurzen Ab--
handlung können selbstverständ^
lieh nur einige der wichtigsten
Anhaltspunkte für die Reform der
Handarbeiten, die zugleich die Re
form des Zeichenunterrichtes ein
schließt, gegeben werden; es ist
darum gebührlich, auf die über
raschenden Erfolge der Praxis hin
zuweisen, die nach diesen Grund
sätzen in den Schulen Professor
Roller, K. Moser, ferner in der
Kunstschule für Frauen und Mäd-
Zweige von heimatlichen Strau
ch ern,bekannt unter dem volks
tümlichen Namen „Schwarze
Vogelbeeren“.
chen bei Professor A. Böhm und jüngst im k. k. Stickerei
kurs unter Professor Czischek und G. Löffler erzielt werden,
zum Staunen der anfangs nur widerwillig und zögernd
sich anbequemenden Fachlehrerinnen, die gewohnt waren,
Storcks Vorlagen zu kopieren und in der Schablone ihr Heil
sahen. Durch diese Resultate ist der Nachweis gelungen,
daß es durchaus möglich ist, künstlerisches Leben in die
vollständig stagnierende häusliche Handarbeit zu bringen und
an Stelle einer geisttötenden geschmackwidrigen Mache
ein künstlerisch beseeltes, durch
aus eigenartiges und persönliches
Schaffen zu setzen und einen wich
tigen Zweig der Frauentätigkeit zu
retten, der nicht zu entbehren ist.
Kunst im Hause!
In der ganzen Tatsache bleibt nur
der Umstand verwunderlich, daß
Männer kommen mußten, um
diese spezifische Frauentätigkeit in
Schule und Haus zu reorganisieren
und daß alle Grundsätze, die
jedem Einsichtigen ohne weiteres
klar sind, oftmals auf harten Wider
stand stoßen. Von einer Gesun
dung und endgültigen Reform wird
man erst dann reden können, wenn
alle beteiligten Kreise von der Be
wegung ergriffen und gewonnen
sind, was noch eine ganze Herkules
arbeit erfordert, freilich aber im
Dienste Omphales.
Einzelne Zweige in Vasen ge
steckt als Zimmerschmuck.
Einzelne Zweige in Vasen ge-
o □ steckt. □ □
Zweige von heimatlichen Sträu-
chern, bekannt unter dem
volkstümlichen Namen „Para
diesäpfel“ u. „Pfaffenkapperin“.