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Volltext: Hohe Warte - Illustrierte Halbmonatsschrift zur Pflege der künstlerischen Bildung und der städtischen Kultur, 1. Jahrgang 1904/05

Daß Harmonie in den Farben herrsche, wird ein weiteres 
natürliches Ergebnis sein, wenn wir nur einmal wieder das 
Paradies der Farben erobert haben, aus dem sich die städth 
sehe Kultur unbegreiflicherweise selbst ausgewiesen hat. Die 
weiblichen Handarbeiten müßten den Anfang dieser Wieder^ 
eroberung bilden. 
Gewisse Arbeiten, wie Bändchen-- und Schnürlarbeiten, er^ 
geben die Muster aus der Nachgiebigkeit und Biegsamkeit 
des Materials, was sich schon beim probeweisen Auflegen 
zeigt, entweder als enge Aneim 
anderreihung der Schnürchen, die 
wieder in lange Linien sich auf- 
losen, wiederkehren oder dasselbe 
Spiel wiederholen, sich aber niemals 
kreuzen dürfen. Hier wie überall 
ist der reichsten und originellsten 
Erfindung unbegrenzter Spielraum 
gegeben. 
Im Rahmen einer kurzen Ab-- 
handlung können selbstverständ^ 
lieh nur einige der wichtigsten 
Anhaltspunkte für die Reform der 
Handarbeiten, die zugleich die Re 
form des Zeichenunterrichtes ein 
schließt, gegeben werden; es ist 
darum gebührlich, auf die über 
raschenden Erfolge der Praxis hin 
zuweisen, die nach diesen Grund 
sätzen in den Schulen Professor 
Roller, K. Moser, ferner in der 
Kunstschule für Frauen und Mäd- 
Zweige von heimatlichen Strau 
ch ern,bekannt unter dem volks 
tümlichen Namen „Schwarze 
Vogelbeeren“. 
chen bei Professor A. Böhm und jüngst im k. k. Stickerei 
kurs unter Professor Czischek und G. Löffler erzielt werden, 
zum Staunen der anfangs nur widerwillig und zögernd 
sich anbequemenden Fachlehrerinnen, die gewohnt waren, 
Storcks Vorlagen zu kopieren und in der Schablone ihr Heil 
sahen. Durch diese Resultate ist der Nachweis gelungen, 
daß es durchaus möglich ist, künstlerisches Leben in die 
vollständig stagnierende häusliche Handarbeit zu bringen und 
an Stelle einer geisttötenden geschmackwidrigen Mache 
ein künstlerisch beseeltes, durch 
aus eigenartiges und persönliches 
Schaffen zu setzen und einen wich 
tigen Zweig der Frauentätigkeit zu 
retten, der nicht zu entbehren ist. 
Kunst im Hause! 
In der ganzen Tatsache bleibt nur 
der Umstand verwunderlich, daß 
Männer kommen mußten, um 
diese spezifische Frauentätigkeit in 
Schule und Haus zu reorganisieren 
und daß alle Grundsätze, die 
jedem Einsichtigen ohne weiteres 
klar sind, oftmals auf harten Wider 
stand stoßen. Von einer Gesun 
dung und endgültigen Reform wird 
man erst dann reden können, wenn 
alle beteiligten Kreise von der Be 
wegung ergriffen und gewonnen 
sind, was noch eine ganze Herkules 
arbeit erfordert, freilich aber im 
Dienste Omphales. 
Einzelne Zweige in Vasen ge 
steckt als Zimmerschmuck. 
Einzelne Zweige in Vasen ge- 
o □ steckt. □ □ 
Zweige von heimatlichen Sträu- 
chern, bekannt unter dem 
volkstümlichen Namen „Para 
diesäpfel“ u. „Pfaffenkapperin“.
	        
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