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Volltext: Hohe Warte - Illustrierte Halbmonatsschrift zur Pflege der künstlerischen Bildung und der städtischen Kultur, 1. Jahrgang 1904/05

Derartige Festtage bieten dem gastfrohen Egerländer immer 
erwünschte Gelegenheit, die alten Tisclv und Eßgeräte, die 
das ganze Jahr in der Bodenkammer in einer Glaskommode 
verwahrt sind, hervorzuholen. (Siehe den schönen Beitrag 
von Alois John in der Zeitschrift österreichische Volkskunde.) 
Ein Blick auf die Egerländer Bauernhausansichten belehrt, 
daß ein tiefer Sinn für Schönheit und Kunst in dieser Bauern^ 
haustradition lebendig ist. Dieser wertvolle Natur- und Kunst 
instinkt ist heute leider von Fremdsucht und Modesucht 
und vielleicht von noch Schlimmerem erstickt. Was heute 
auf dem alten Heimatboden entsteht, zeigen wir in einer 
Ansicht, als Gegenbeispiel. Keine Spur an dem neuen Hause 
verrät uns eine Beziehung zu dem alten Kulturboden, auf 
dem es steht. Es ist nicht der Heimatscholle entsprossen, 
mit der Art und Sitte und dem Formgefühl der alten Ein 
wohnerschaft organisch verbunden, es ist von irgendwo herein 
geschneit, als eine modesüchtige, fremde Architekturschablone. 
Man kann sicher sein, daß ein solcher, sich protzig und neu 
modisch gebärdender Bau nichts enthält, was sich mit den 
gediegenen Formen des, auf alter Volkskunst beruhenden 
Hausrates annähernd vergleichen läßt. 
Vergebens würden wir dort die ausgezeichneten großen Zinn 
teller und Zinnschüsseln suchen, die heute nur mehr als 
Zierde der Museen gezeigt werden. Vergebens wird man die 
Dokumente einer wirklichen Egerländer Volkskunst suchen, 
den einstig schönen Inhalt der Kommoden- und Glasschränke 
der Bauernhäuser; die buntfarbigen und geschnitzten, oft bis 
an die niedrige Decke reichenden Schränke, mit den hohen, 
massiven Läden, die einst die Leinwandschätze der Hausfrau 
bargen. Was ist mit der autochthonen Volkskunst geschehen? 
Hat der Staat nichts getan, diesen großen und wirtschaftlichen 
Faktor zu ernähren? Und ist zu diesem Zweck immer das 
Rechte geschehen? Wir werden auf diese Fragen die rechte 
Antwort nicht schuldig bleiben. 
Aufnahmen vom Archi 
tekten Hans Stubner. 
Drei Ansichten des Eger- 
länder Bauernhauses. 
Als GEGENBEISPIEL 
das vierte Bild: Ansicht 
eines „modernen“ Land 
hauses im Egerland. 
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