Derartige Festtage bieten dem gastfrohen Egerländer immer
erwünschte Gelegenheit, die alten Tisclv und Eßgeräte, die
das ganze Jahr in der Bodenkammer in einer Glaskommode
verwahrt sind, hervorzuholen. (Siehe den schönen Beitrag
von Alois John in der Zeitschrift österreichische Volkskunde.)
Ein Blick auf die Egerländer Bauernhausansichten belehrt,
daß ein tiefer Sinn für Schönheit und Kunst in dieser Bauern^
haustradition lebendig ist. Dieser wertvolle Natur- und Kunst
instinkt ist heute leider von Fremdsucht und Modesucht
und vielleicht von noch Schlimmerem erstickt. Was heute
auf dem alten Heimatboden entsteht, zeigen wir in einer
Ansicht, als Gegenbeispiel. Keine Spur an dem neuen Hause
verrät uns eine Beziehung zu dem alten Kulturboden, auf
dem es steht. Es ist nicht der Heimatscholle entsprossen,
mit der Art und Sitte und dem Formgefühl der alten Ein
wohnerschaft organisch verbunden, es ist von irgendwo herein
geschneit, als eine modesüchtige, fremde Architekturschablone.
Man kann sicher sein, daß ein solcher, sich protzig und neu
modisch gebärdender Bau nichts enthält, was sich mit den
gediegenen Formen des, auf alter Volkskunst beruhenden
Hausrates annähernd vergleichen läßt.
Vergebens würden wir dort die ausgezeichneten großen Zinn
teller und Zinnschüsseln suchen, die heute nur mehr als
Zierde der Museen gezeigt werden. Vergebens wird man die
Dokumente einer wirklichen Egerländer Volkskunst suchen,
den einstig schönen Inhalt der Kommoden- und Glasschränke
der Bauernhäuser; die buntfarbigen und geschnitzten, oft bis
an die niedrige Decke reichenden Schränke, mit den hohen,
massiven Läden, die einst die Leinwandschätze der Hausfrau
bargen. Was ist mit der autochthonen Volkskunst geschehen?
Hat der Staat nichts getan, diesen großen und wirtschaftlichen
Faktor zu ernähren? Und ist zu diesem Zweck immer das
Rechte geschehen? Wir werden auf diese Fragen die rechte
Antwort nicht schuldig bleiben.
Aufnahmen vom Archi
tekten Hans Stubner.
Drei Ansichten des Eger-
länder Bauernhauses.
Als GEGENBEISPIEL
das vierte Bild: Ansicht
eines „modernen“ Land
hauses im Egerland.
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