GRAMMATIK. Die Formenlehre und das Wichtigste der
Syntax wird wiederholt. Es werden Extemporalien geschrieben.
Jede zweite Woche eine deutsche Aufgabe.
MATHEMATIK. Nach der Ansicht der Schule muß der
Mathematik in dieser Klasse große Aufmerksamkeit zu'
gewendet werden. Der reif gewordene Verstand ist jetzt
ziemlich schweren Gedankenaufgaben gewachsen und die
Lösung dieser kommt dem Unterricht auch in anderen von
der Mathematik abhängigen Fächern zu gute.
Der Unterrichtsverlauf selbst ist sehr reformbedürftig. Man
überzeugt sich immer mehr davon, daß der Lehrplan der
Mittelklassen der öffentlichen Lehranstalten eine Änderung
erfordert, und zwar müßte das Hauptgewicht auf die prak^
tischen Aufgaben gelegt werden und müßten verschiedene
theoretische Abhandlungen in die höheren Klassen verlegt
werden. Aber in vielem sind auch die Ansichten der Refomv
freunde geteilt. Eine wichtige Frage ist z. B. die betreffs
des Geometrieunterrichts, wo noch nicht entschieden wurde,
ob das Euklidische Lehrbuch oder die neueren Versuche
vorzuziehen sind.
Die Schule hat für sich selbst eine neuere Methode auszu^
probieren gewünscht.
GESCHICHTE. Die Hauptsache für die höheren Mittel'
Schulklassen sollte die neuere Geschichte sein. Im Zusammen'
hang mit den historischen Erscheinungen des Mittelalters
und der römischen Weltherrschaft erfordert das jedoch eine
ziemlich umfassende Darstellung als Einleitung. Das ist im
Laufe dieses Jahres geschehen und die Geschichte des Mittel'
alters erscheint somit als abgeschlossen. Die Abschnitte von
kulturhistorischem Wert erfuhren eine sehr eingehende Be'
Handlung. Es wurden zusammen mit den Schülern Versuche
gemacht, den historischen Zusammenhang zwischen den Er'
scheinungen zu finden und darzustellen.
Die Geschichte des Nordens ist in die allgemeine eingefügt
worden. Man hat, wo es möglich war, Urschriften gelesen,
teils gemeinsam, teils lasen die Schüler allein unter Leitung
des Lehrers. Auf diese Weise wurden Abschnitte aus
„Tacitus“, „Amaler und Germania“, „Das Leben Karls des
Großen“ von Einhard, „Der Rolandsgesang“, „Der Koran“
Joinvilles, „Ludwig der Heilige“, Kirchengeschichte u. s. w.
gelesen. Auch historische Kritik wurde geübt, und zwar in
der Weise, daß die Schüler schriftlich einige moderne histO'
rische Streitpunkte entwickelt haben.
DIE MUTTERSPRACHE. Die Hauptaufgabe ist Aufsatz'
schreiben gewesen. Jede zweite Woche wurde ein Aufsatz
geschrieben. Bei jedem dritten Aufsatz durfte das Thema
frei ausgewählt werden. Außerdem wurden Vorträge gehalten
und die schwedische Formenlehre durchgenommen.
Es wurde vorläufig vom Prinzip der Lehranstalt, die neuere
Literatur möglichst zu pflegen, Abstand genommen und man
befaßte sich mit dem Lesen der älteren Literatur und zugleich
mit einer literarhistorischen Darstellung der Literatur des
nordischen Mittelalters in Island und Schweden bis Olavus
Petri. Gegen Ende des Frühlingstermines wurde Shakespeares
„Julius Cäsar“ gelesen.
Folgende Aufsätze wurden von dem Lehrer aufgegeben:
Warum wurde der römische Staat ein Kaisertum? — Das
Lebensschicksal eines Pferdes. — Wohin willst du fahren? —
Die Wanderung unserer Vorfahren nach dem Norden und
ihr Leben während des Steinalters. — Ein „Luciafest“ in
der höheren Samschule in Gotenburg. — Wilhelm Teil
(deutsche Aufgabe). — Eine Heidekrautfeuersbrunst in
„Landalabergen“ (von der Klasse angeschaut). — Verkehrs'
mittel. — Die Renaissancezeit. — Das Vandalenreich. —
Theoderich der Große. — Die Hauptzüge der germanischen
Völkerwanderung. — Das Ritterleben. — Gotenburg. —
Wie bindet man ein Buch ein? —
Von den Schülern selbst ausgewählte Themata: Die Berech'
tigung des Krieges. — Die Geschichte der Juden. — Die
Insel und der Badeort Särö. — Die Gotteslehre des ägyptischen
Altertums. — Engelbrecht. — Der Rhein. — Ein Skiausflug.
— Der Winter. — Der Kampf zwischen Heiden' und Christen'
tum in Schweden. — Wie ich meine Ferien zubrachte. —
Mein kleiner Bruder. — Skansen. — War es gut, daß die
Franken bei Poitiers 732 den Sieg gewannen? — Freiheit.
— Das Leben auf „Kungspatsavenejen“. — Arbeit. —
Stockholms Schloß.
RELIGION. Der Religionsunterricht in dieser Klasse sollte,
in Übereinstimmung mit der Richtung der Schule, ein durch
und durch historisches Gepräge annehmen. Es wird die
Bibel (die Apostelgeschichte) und die vier letzten Haupt'
abschnitte aus dem Katechismus durchgenommen. Von diesen
verschiedenen Teilen des Faches wurde die Bibelkenntnis
als die Hauptaufgabe betrachtet.
Die historische Methode beim ßibellesen besteht in der
Darstellung der Bücher des Alten und Neuen Testamentes
vom Standpunkt der bibelkritischen Untersuchungen der
neueren Zeit. Dies ist geschehen und das Alte sowohl
als das Neue Testament wurden auf diese Weise durch'
genommen.
Das Anwenden der historischen Methode beim Durchnehmen
des Katechismus besteht in der Erklärung derjenigen Um'
stände, unter welchen die Begriffe der Lutherischen Lehre
entstanden und in katechetische Form zusammengefaßt
wurden.
Die kirchengeschichtliche Darstellung sollte als Grundlage
für die Erklärung des Katechismus dienen. Dieser Teil des
Programmes wurde jedoch bis zur VI. Klasse verschoben.
Der Kursus des Lehrjahres ist folgender gewesen: Die
historischen und prophetischen Bücher des Alten Testaments
in bezug auf die Zeit ihrer Abfassung und ihrer Entstehung. —
Übersicht über die religiöse Entwicklung der Juden auf
Grund dieser Bücher. — Die Entstehung, die Ausbreitung
und der Sieg des Christentums im römischen Reich. — Die
Verhältnisse in Palästina zu der Zeit Christi. — Die drei
ersten Evangelien mit Rücksicht auf deren Abfassungszeit
und Entstehungsweise. — Übersicht über das Leben und
die Lehre Christi nach diesen Evangelien.
Dabei wurde kein Lehrbuch, sondern nur die Bibel und kurzes
Diktat verwendet.
ENGLISCH. Da die Sprachkenntnisse der Schüler zu Beginn
des Frühlingstermines, als der Unterricht dieses Faches be'
gann, sehr verschiedenartige waren und eines der Kinder
sogar ein Anfänger war, mußte mit den allerersten Grund'
lagen des Sprachunterrichtes angefangen werden. Der Kurs
ist folgender gewesen: Laut' und Formenlehre, Lesen, über'
setzen und mündliches Wiederholen von Dialogen und
Erzählungen.
Wörterverzeichnisse und Schreiben, teils zu Hause, teils im
Schulzimmer. Der Unterricht wurde in der fremden Sprache
selbst erteilt.
CHEMIE. Elementarkurs mit Hilfe von Experimenten. Die
Lehre von der unorganischen Natur. (Sauerstoffe, Salze, die
Verbrennung; die Darstellung von Metallen.)
ZEICHNEN u. s. w. Freihandzeichnen. (Der Unterricht
wurde während des Frühlingstermines manchmal in Museen
abgehalten.) Malen mit Aquarellfarben, Modellieren. —
Konstruktionszeichnen: Flächige geometrische Figuren im
Zusammenhang mit der Geometrie und Projektionen von
flächseitigen Figuren.
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