zu versetzen und mich auf die anmutigste Weise mit den
damaligen Blumenliebhabern in Verbindung zu bringen, denn
sie erweckt in mir mit dem lieblichen rosigen Kelch ihrer
zarten, halboffenen Blüten und dem süßen Duft das volle
Gefühl der tief wurzelnden Liebe der Engländer für ßlumem
Schönheit und der reinen Freude an ihren Gärten.
Die nächste Rose der Art, die am kräftigsten erscheint und
bald darauf zur Blüte gelangt, ist die gefüllte weiße. In
ihrem Wachstum erinnert sie am meisten an ihre Vorfahren,
die wilden Burnet-'Rosen, die dichte Büsche bilden und eine
Fülle hübsch geformter Blüten tragen. Dann folgt die gefüllte
gelbe Rose, die am langsamsten und schwächsten wächst,
aber große, lose Blüten von einem sehr zarten und schönen
blassen Gelb besitzt. Ich halte sie für eine von den gelben
österreichischen Rosen abstammende Hybridenart. Die eim
fache und gefüllte Abart der österreichischen Heckenrose
befindet sich in einer Gruppe mit ihrer wundervoll gefärbten
Verwandten, der österreichischen kupferroten Rose; sie starm
men jedoch aus dem Orient und es ist am besten, sie vor eine
schützende Mauer zu pflanzen. Bei der österreichischen kupfer--
roten Rose bildet das lebhafte Scharlachrot auf der Innern
Seite des Blütenblattes eine dünne Schicht über gelbem Grunde.
Der Maler müßte genau dasselbe Mittel anwenden, um einen
ebenso wirkungsvollen roten Ton zu erreichen. Ich bemerke,
daß Kapuzinerkresse auf dieselbe Weise getönt ist, bei den
Rosen ist die Farbenschicht jedoch noch zarter aufgelegt;
denn man kann bei dem Rosenblatt die rote Oberfläche
herunterschälen und den gelben Untergrund zeigen, was bei
der Kapuzinerkresse nicht geschehen kann. Das Gewebe des
Blütenblattes ist hier nicht so dicht und die zarteste Berührung
mit einer feinen Nadel hebt das dünne Häutchen ab und
läßt eine nasse, farblose Wunde zurück. Die obere Färbern
Schicht scheint leicht aufgetragen zu sein, und wenn man
eine nicht zu dunkle orangefarbige Blume betrachtet, kann
man an den unteren Blättern, wo der Farbenton gegen den
ausgefransten Rand zu heller wird, sehen, wie die leuchtende
Oberfläche nach und nach abnimmt und wie der gelbe Unter
grund hie und da dort hervortritt, wo die obere Schicht der
Blume irgend eine so leichte Abschürfung erlitten hat, wie
sie mit der Hand gar nicht hervorgebracht werden kann, so
zum Beispiel durch die gegenseitige Berührung der Blüten
blätter beim Wind. Bei den schottischen Rosen habe ich einen
Busch der Rosa altaica stehen, die von der Burnet-Rose kaum
zu unterscheiden ist, nur sind die blassen, gelblich-weißen
Blüten etwas größer, die Blätter um einen Ton bläulicher
und das ganze Wachstum kräftiger.
Auch die Hybridenart der immerblühenden Stanwellrose befin
det sich hier. Sie verdient die Bezeichnung „immer blühend“
eher als jede andere Rose, die ich kenne, denn sie trägt außer der
herrlichen Blütenpracht Anfang Juni auch während des ganzen
Sommers stets eine Fülle wohlriechender, blaßrosa Blüten.
Die Blätter der Rosa rugosa machen sie zur Gruppierung
mit den Heckenrosen geeignet. Ich liebe nicht die Färbung
der Art rugosa und ich ziehe deshalb nur die lichtrosa und
weißen. Sie befinden sich auf dem Gipfel der Anhöhe und
neben ihnen steht jetzt ein großer, sieben Fuß hoher Busch
der schön und lange blühenden Hybridenart, Madame Georges
Bruant. Sehr lieblich ist auch die neuere gefüllte Art der
weißen Blanche de Coubert. Das ist das reinste und kühlste
Weiß, das ich bei Rosen kenne, und man ist es so gar nicht
gewohnt, eine Rose mit deutlich blauen Schattierungen zu
sehen, daß ihr erster Anblick draußen, als sie in Blüte stand,
mich angenehm überraschte, da ich den Eindruck erhielt, das sei
bei einer Rose etwas ganz Neues. Auch die gewöhnliche Dünen
rose und die schönen Penzance-Hybriden würden in dem von mir
erträumten Rosengarten Platz finden: es müßte sich im Hinter
grund ein ganzes Dickicht davon befinden, das nach Herzenslust
wuchert und sich an Dornen und Stechpalmen emporrankt.
Die schottischen Heckenrosen haben als Gartenpflanzen das
wohl kaum bei irgend einer anderen Rosenart zu findende
Verdienst, das ganze Jahr über in irgend einerWeise schön
zu sein; im Herbst tragen die Abarten der Burnet-Rose große
schwarze, schöne Früchte, die sich sehr gut ausnehmen, und
das Laub erhält eine reiche, satte, rauchige, bronzerote Färbung
und im Winter haben die dichten, buschigen Massen eine
angenehme warme Tönung.
Wenn ich zum Anbau des gewöhnlichen Heidekrauts für
den Heckenrosengarten riet, geschah es nicht, weil ich an
die Blüte dachte, die erst im August zu erwarten ist, sondern
mit Rücksicht auf die ruhige Färbung der Blätter, die während
der Blüte der Rosen graugrün ist und später dunkel rost
farben wird; die Veränderung in den Farbentönen entspricht
derjenigen der kleinen Rosenbüsche. Diese Nachbarpflanzen
ahmen einander in keiner Weise nach und wetteifern auch
nicht in bezug auf die Farbe, sondern beide schreiten mit
den Jahreszeiten in einer solchen Folgerichtigkeit von ruhigen
Harmonien fort, daß jede davon in allen Stadien des Wachs
tums durch die Nähe der andern gewinnt.
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