e Billigkeit und Massenhaftigkeit die Möglichkeit eines leicht
erhältlichen Scheinluxus, der den Sinn für Schlichtheit,
Sachlichkeit und vornehme Gediegenheit vollend verdirbt.
Die Schönheit und der Wert der japanischen Kunst wäre
’’ sofort ins Lächerliche übersetzt, wenn man daran ginge, sie
n maschinenmäßig herzustellen. Und wir sollten für diese
r Lächerlichkeit in unserer Kultur kein Empfinden haben?
Die weitere Wirkung dieser Produktionsweise ist die Ver^
y minderung der Erwerbskraft und daher der Kaufkraft,
weshalb die Billigkeit immer mehr den Ausschlag geben
soll, auf Kosten der Qualität. Diese, wenn auch in vielen
^ Fällen notgedrungene Sparsamkeit, die alsbald allgemeine
Lebensnorm geworden ist, erscheint, wie bereits erwähnt, als
lt die schlimmste Art der Verschwendung. Ihr ist alles geopfert
, r worden, was im Volke an wertbildenden Kräften ruht, die
Fähigkeit, Talente zu entfalten und zur Geltung zu bringen,
* die Fähigkeit, die Hervorbringungen des Genius zu würdigen
und dem Leben als Notwendigkeit zu gründe zu legen, die
Fähigkeit zur Freude an der Arbeit und am Leben, und
folglich die Fähigkeit, Reichtümer hervorzubringen, die allen
ein der Kultur angemessenes Dasein ermöglichen, den so'
r " Zusagen kommunistischen Anteil an den Offenbarungs-
£ möglichkeiten der Menschheit, Reichtümer also, die Leben
sind.
Es ist höchste Zeit, diese Art von Verschwendung zu ver^
meiden und jene früher erwähnte Sparsamkeit, das heißt
:r die edle Anwendungsart der Mittel zur Geltung zu bringen.
Alle Mittel müssen angewendet werden, das Talent zu pflegen,
1 ’ um ) ene soziale Kunst zu gewinnen, die Gebrauchswerte
r j hervorbringt. Wir haben heute nur Tauschwerte, die nicht
nähren, weder im materiellen noch im immateriellen Sinne.
n Die schlechte Mittelmäßigkeit, die in allen Produktionen
e ’ hervorgebracht wird, ist Tauschwert, denn sie gibt für den
n Gebrauch keine Nahrung; sie ist nur gut genug, den Um
verstand des Käufers zu täuschen und die Hilflosigkeit oder
e ’ Unfähigkeit des Herstellers auszunützen. Dann gibt es noch
n andere Arten von Tauschwert, die nur deshalb keinen Ge^
ai brauchswert abgeben, weil die Fähigkeit sie zu gebrauchen,
:n abgeht; es sind die Hervorbringungen erlesener Kunst. Die
ie erlesensten sowohl als die schlechtesten Erzeugnisse sind es,
in die ob ihres spezifischen Wertes und Unwertes unerkannt,
als Tauschwert im Interesse des Gelderwerbes durch die
ie Hände gehen und keine Bedeutung als Gebrauchswert er^
:n langen können. Nur wenn ein Volk im Besitze von Gebrauchs-'
ig werten ist, steht es um die Wohlfahrt des einzelnen und
m der Gesamtheit günstig. Darum wird die rechte Sparsamkeit
ie verschwenderisch mit allen Mitteln sein müssen, die Fähigkeit
ie des Gebrauchens zu entwickeln, weil von dieser Fähigkeit
et die Entwicklung des Talentes und seiner'wertbildenden Kraft
rt abhängt. Die entwickelte Fähigkeit des Gebrauchens wird
ie das Antlitz der Welt und die Grundlagen unserer Wirt-
id schaftszustände gänzlich umwandeln helfen. Diese Fähigkeit
es wird die Sinne empfänglich machen für die feine Lehre, die
ie jedem echten Kunstwerk liegt und die nicht versagt bis
[lt zu den letzten und anscheinend geringsten Verrichtungen
le un d Handreichungen, damit auch diese im Einklang mit
er dem beglückenden Geiste stehen, der in jeder Äußerung
g. e hoher Kunst liegt. Diese Fähigkeit wird alsdann auch den
•.T' Schmutz, die Unwürdigkeit und das Joch, darin viele Menschen
n t verharren, unerträglich und belastend finden und die Ge^
re bundenheit lösen. Sie wird das Talent in den Mittelpunkt
in ihrer Fürsorge setzen und durch die Erkenntnis des Menschen
:et a ^ s die wahre Wertquelle eine soziale Kunst als Grundlage
he der Volkswirtschaft entwickeln, die in keiner Diskussion
ch mehr steht, weil sie als die notwendige und selbstverständ^
liehe Funktion des Volkes erkannt sein wird. Mag auch
der höchste und äußerste Gipfel der künstlerischen Offen-
barungskraft nicht im Verstandes- oder Gefühlsbereich aller
Menschen liegen, so wird immerhin in einer Volkswirtschaft
des Talentes, da die soziale Kunst die Grundlage der Volks
betätigung bildet, jedes Ding und jegliche Gestaltung des
Alltags das Verlangen nach Schönheit, Trefflichkeit und
künstlerischer und menschlicher Gesittung verkörpern, so
daß auch das Nächstliegende und Alltägliche eine Stufe bildet
auf der Leiter zur höchsten Offenbarung des Genies.
Die Kräfte, die solchen Umschwung herbeiführen, liegen im
Schoß auch unserer Zeit, wie unfruchtbar sie scheinen mag.
Die wahre Wertquelle ist eine so elementare Naturgewalt,
daß sie auch die stärksten Widerstände nicht hemmen,
sondern ihre Explosivkraft eher noch verstärken wird. Die
Zeichen mehren sich.
III. INDUSTRIE UND HANDEL.
„Der Beweis ist erbracht, daß die Entwicklung unserer Volks
wirtschaft in erster Reihe vom Wohlbefinden der Industrie
und des Handels abhängt.“
Seit zweihundert Jahren pflegen die Volkswirte das zu
behaupten und jüngst habe ich diesen Satz in einem
amtlichen Bericht über Handel und Gewerbe, nebst einer
umfangreichen Begründung, gelesen.
Es wäre ganz herrlich, wenn dieser Beweis gelingen würde.
Denn er kann nur dann gelingen, wenn sich zeigen läßt,
daß Handel und Industrie wetteifern, die wertbildende Kraft
des Talentes zu fördern, indem die Industrie einerseits bestrebt
ist, das Nützliche in der vollendetsten Weise hervorzubringen
und zu diesem Zwecke bedacht ist, immer neue Talente heran
zuziehen, den bestehenden Arbeiterstand geistig, sittlich und
sozial zu heben, der Kultur unserer Zeit angemessen, weil
seine Leistungsfähigkeit nur mit der Freude am Schaffen
zunimmt; ferner indem der Handel anderseits bedacht ist,
immer nur das Beste auf den Markt zu bringen, mit dem
geläutertsten Verständnis für die Leistungen des Talentes
das Bewußtsein verbinden würde, eine verantwortungsreiche
Vermittlung von Kulturwerten zu bilden und es vorzöge,
die Ware lieber zu verbrennen, denn mit tadelhaften Gütern,
die entweder dem Hersteller Zwang und Schaden verursachten,
oder dem Käufer Enttäuschung bereiteten, einen betrügerischen
Gewinn zu erzielen. Wenn sich das zeigen läßt, dann ist
sicher, daß die wahren Wertquellen einen wunderbaren Strom
von Gütern über die Erde verbreiten, daß die Schönheit und
das Wohlbefinden im Bereich aller, auch der geringsten
Menschen und selbst in der bescheidensten Hütte aufgeht,
daß der Geist der Hersteller und der Genießer erhoben und
veredelt wird von der Schönheit und Vollkommenheit der
Dinge, die das nackte Leben umkleiden, und dann wird man
ernsthaft sagen können, daß sich eine wahre Volkswirtschaft,
nämlich die Wohlfahrt des ganzen Volkes und aller seiner
einzelnen Glieder, nicht nur der Unternehmer und Händler,
entwickle.
Da ich aber fast nirgends in der heutigen Welt die Anzeichen
eines solchen glücklichen Wandels, sondern fast überall nur
Schmutz, peinigendes Elend, Gewinnsucht und den Unrat
einer geschmacklosen und schlechten Produktion erblicke,
so hoffte ich, den versprochenen Beweis wenigstens in einem
Zukunftsbild erbracht zu finden, indem der amtliche Bericht
mitteilen würde, Handel und Industrie hätten sich heute
entschlossen, das bisherige schlechte System aufzugeben und
von morgen ab sein Fortkommen und Wohlbefinden auf
den wahren Wert, von dem dieses Buch handelt, zu gründen.
(Fortsetzung folgt.)
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