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Volltext: Hohe Warte - Illustrierte Halbmonatsschrift zur Pflege der künstlerischen Bildung und der städtischen Kultur, 2. Jahrgang 1905/06

Modell für ein belgisches Schloß, 
Prof. Joseph Hoffmann. Der Garten mit geschorenen Laubwänden von der Terrasse aus. 
künstlerische und sehr witzige Einfälle ausleben. Als solche 
Formen sind sie ganz anders zu bewerten; Bauernspielzeug, 
soweit es nicht ausgestorben und daher Rarität und Sammeh 
gut oder Studienmodell ist, mag man in die Kinderstube 
geben; jene wird man als Originalarbeiten in die Vitrine 
stellen. Wir werden nächstens auch davon einige Illustrationen 
bringen. 
Sogar große Plastik enthält der Saal, weibliche Akte vom 
Bildhauer LUKSCH für das vom Professor Hoffmann erbaute 
Purkersdorfer Sanatorium. Durchaus im Material empfunden, 
sind sie dennoch bewegt und von Leben erfüllt, und bei 
aller Strenge sozusagen von femininer Grazie umschlossen. 
Es ist nichts Unedles in den Linien. Kontrastwirkungen 
sind in diesen \C^erken mit großem künstlerischem Feingefühl 
verdichtet; es ist ganz überraschend, welchen beschleunigten 
Entwicklungsgang der Künstler einschlägt. 
In den zahlreichen Vitrinen befinden sich Edelmetallarbeiten, 
vor allem Schmuck von den Professoren HOFFMANN, 
MOSER, CESCHKA entworfen und von dem außerordentlich 
tüchtigen und geschulten Arbeiterstand der Wiener W^erk^ 
Stätte hergestellt, davon die Leser der „Hohen Warte“ treffliche 
Beispiele kennen. Was die Vereinigung von Künstlern und 
Arbeitern hervorzubringen im stände ist, gehört zu den wert' 
vollsten und feinsten Dingen einer künstlerischen Kultur, 
die in der heutigen Gesellschaft leider nicht Gemeingut ist. 
Was die Leute heute am Schmuck schätzen, ist nicht die 
schöne, edle Arbeit, auch nicht das, was künstlerisch daran 
ist, denn beides entzieht sich ihrem Verständnis und darum 
ihrem Interesse; sie schätzen viel eher den rohen Material' 
wert und nehmen maschinenmäßige Pressungen für Juwelier' 
kunst hin. Die Goldschmiedekunst ist darum so auf den 
Hund gekommen. In früheren Jahrhunderten hat sie Wunder' 
volles hervorgebracht; daß ihr künstlerischer Geist und, von 
diesem untrennbar, ihre Technik, die uralt und bei allen 
Völkern übereinstimmend ist, nun heute eine Pflegestätte 
gefunden hat, sollte uns eigentlich freuen. 
Die Leistungen zu schätzen, sind immerhin nur jene im stände, 
die Achtung vor der Arbeit haben und namentlich vor einer, 
die sich mit so viel Liebe und Kunst verbindet. Diese Arbeit 
ist der höhere Wert des Schmuckes, vor dem der bloße 
Modell 
für ein 
belgisches 
Schloß 
Professor 
Joseph 
Hoffmann
	        
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