0 Dem k. k. Unterrichtsministerium wird, in allen Ton=
arten vorgeworfen, daß es die Secession übermäßig begün=
stigt und verwöhnt habe. Diese Angriffe datieren aus der
Zeit der Ausstellung von Klimts „Philosophie”. Die öffent=
liehe Meinung, durch die Neuheit der Erscheinung er=
schreckt, forderte Annullierung des Auftrages. Das Mini=
sterium wies dieses Ansuchen zurück, als gerechter Hüter
geschlossener Verträge. Seitdem war derUnterrichtsmini=
ster Exzellenz Dr. Ritter von Hartei als „Auftraggeber“ und
„Parteigänger” der Secession den ärgsten Angriffen aus=
gesetzt. Dabei ist abermals zu konstatieren, daß der Auftrag
für die Universität über Beschluß einer Kunstkommission
im Jahre 1894 vom Minister Exzellenz Ritter von Madeyski
erteilt wurde und daß Seiner Exzellenz Grafen Latour,
dem damaligen Kunstreferenten, die Ehre zufällt, gele«
gentlich eines an sich verfehlten Kunstauftrages die Anre=
gung zum Entstehen der Meisterwerke Klimts gegeben
zu haben. ©0©
© Nicht genug zu würdigen ist die Tatsache, daß die ge=
genwärtige Verwaltung des Ministeriums für Kultus und
Unterricht, von den besten Intentionen beseelt, ein erhöh=
tes Interesse den Kunstverhältnissen Österreichs zuwendet,
f|daß sie schützend und fördernd den rege gewordenenKunst=
bestrebungen zur Seite steht und bemüht ist nachzuholen,
was frühere Zeiten verschlafen haben. Allerdings glaubt
die Vereinigung als nicht geringe Triebkraft bei dieser leben=
digeren Entwicklung mitgewirkt zu haben. Die Secession
war es, die den schläfrigen Kunstzuständen Wiens neues
Blut zuführte. Die Isolierung wurde aufgehoben, der Kon=
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