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Lage verurteilt, weil die Sonne für die Wohnräume notwendiger ist als für sie.
Schließlich kann doch nur die Hälfte des Hauses die Sonnenlage haben. So wird man
dazu gelangen, dem Eingang, dem Vorraum, der Kleiderablage, den Aborten, den Putz
räumen, dem Treppenhause, den Korridoren die Nordlage zuzuweisen. Bei der Küche
war bisher die starke Erhitzung des Raumes durch das Küchenfeuer Grund genug, sie
ebenfalls nördlich zu legen. Der Ersatz des Küchenfeuers durch die Gasfeuerung ändert
dies, jedoch bleibt die Forderung bestehen, für die Arbeitsverrichtungen in der Küche
ein möglichst gleichmäßiges und ruhiges, nicht blendendes Licht zu haben, und das
ergibt sich am besten an einem Nordfenster. Speisekammer und Vorratsräume liegen
nach Norden, um die Vorräte kühl halten zu können.
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Über die Anlage des Gartens an sich wäre viel zu sagen, es seien hier jedoch
nur die leitenden Gesichtspunkte dargelegt. Unbedingt muß daran festgehalten werden,
daß Garten und Haus eine Einheit sind, deren Grundzüge von demselben Geist ersonnen
sein müssen. Die Beziehungen zueinander sind so intimer Natur, daß es eine blanke
Unmöglichkeit ist, daß zwei einander fremde Personen, der Architekt und der Gärtner,
wie es bisher der Fall war, das Haus und seine Umgebung gestalten. Erst ganz neuer
dings hat man in Deutschland dies zu erkennen begonnen. Und erst in ganz vereinzelten
Fällen sind bisher Haus und Garten demselben künstlerischen Gestalter anvertraut
worden. Denn erst seit wenigen Jahren haben wir eine Bewegung im Gartenbau. Wie
es in der Regel zu sein pflegt, ist sie nicht von den Berufsleuten, sondern von Außen
stehenden, nämlich den Architekten ausgegangen. Die Gärtner haben sich aufs heftigste
gegen die Neuerung gewehrt und auf ihren Versammlungen durch ganz Deutschland
Proteste auf Proteste gegen die neue Bewegung aufgestellt. Um so erfreulicher ist es,
daß im Laufe des letzten Jahres auch unter den Gärtnern einige Stimmen laut geworden
sind, die wenigstens zur Besinnung mahnen und die Ansicht auszusprechen wagen, daß
die Bestrebungen der Künstler doch wohl einige Berechtigung haben könnten. Es läßt
sich erhoffen, daß im Verlauf einiger weiterer Jahre der Gedanke der Einheit von Haus
und Garten allgemeiner geworden sein wird, und daß auch die Gärtner dann sich
bemühen werden, sich dem Gedankenkreise der Künstler dienstbar zu machen.
Das Ziel, um das es sich handelt, ist, beim kleineren Hausgarten an Stelle des
Landschaftsgartens den regelmäßigen Garten zu setzen. Der Gedanke des Landschafts
gartens ist aber dem gärtnerischen Berufe so in Fleisch und Blut übergegangen, daß
niemand im entferntestem an seiner Richtigkeit zweifelt. Man ahmt Szenerien der Natur
nach, und der Willkür sind nicht einmal im Maßstabe Grenzen gesetzt. Der „Garten
künstler“ hat die bekannte Freude, die die künstlerisch Harmlosen an der Imitation
des Natürlichen haben, dieselbe Freude, die auch der Malermeister hat, wenn er Holz
oder Pappe wie Marmor anstreicht. Bei der absoluten Ungebundenheit und Stillosig-
keit des Gebildes, das er gestaltet, kann sich der Landschaftsgärtner so leicht als Künstler
Vorkommen. Liest man seine heutige Fachliteratur, so trifft man Vergleiche an zwischen
dem Landschaftsmaler und dem Gärtner; wie jener in Öl auf Leinwand malt, so malt
dieser mit Pflanzen auf dem Erdreich. Man findet in dieser Literatur auch Erörterungen
über die moderne Richtung in der Gärtnerei. Verstanden wird darunter aber das An
bringen von Schnörkelornamenten van-de-Veldescher Art in den Blumenbosketts, die
der Landschaftsgärtner in seine Rasenflächen einstreut. Das allgemeine Niveau der
deutschen periodischen Gartenliteratur ist deprimierend. Selbst in der ernster zu
Muthaelus. Landhaus
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