MAK
XXVIII 
Hecke allgemein. Der alte Gärtner gefiel sich darin, sie in den wunderlichsten und oft 
kapriziösesten Formen zu schneiden. Heutzutage wird man es lieber bei der einfachen, 
geraden Hecke bewenden lassen, es sei denn, daß der Wunsch vorläge, durch rhythmisch 
wiederkehrende Rundungen oder Bogenanordnungen eine besondere Wirkung zu erreichen. 
Der Nützlichkeitssinn des modernen Menschen wird dazu drängen, dem Nutz 
garten den Vorzug vor dem lediglich der Zierde dienenden Garten zu geben. Und in 
der Tat liegt kein Grund vor, warum man nicht den Obstgarten oder selbst den Gemüse 
garten so ausbilden sollte, daß er einen erfreulichen Eindruck bietet. Der Obstgarten 
erhält schon durch die heute vielgebrauchte Form des Pyramiden- und Spalierobstes 
etwas Architektonisches, und diese Wirkung kann man durch geeignete Mittel leicht noch 
steigern. Der Gemüsegarten kann wenigstens durch die Anlage breiter, eingerahmter 
Wege, vielleicht von Laubengängen, zu einem erfreulichen Gartenteile gemacht werden. 
Dagegen haben bisher alle Mittel fehlgeschlagen, dem in Deutschland üblichen Lawn-tenms- 
Platze seine Häßlichkeit zu nehmen. Ersetzt man den in England allgemein üblichen 
Rasen (das Wort „lawn“ selbst bezeichnet Rasen) durch einen Kies- oder Betonplatz, 
den man zum Überfluß noch mit einem hohen Drahtzaun umgibt, so ist ein fremdes, 
häßliches Element in den Garten getragen, mit dem man nichts Besseres anzufangen 
weiß, als es zu verstecken. Sollte es wirklich ausgeschlossen sein, den Platz auch in 
Deutschland als Rasenplatz anzulegen, so bleibt nichts übrig, als ihn durch Beiseiteschiebung 
aus dem Organismus des Gartens auszuscheiden. 
Selbstverständlich ist eine Abscheidung vom Garten auch beim Wirtschafts o 
des Hauses nötig. Der Wirtschaftshof bildet einen außerordentlich wichtigen Bestandteil 
von Haus und Garten, der trotzdem zurzeit der Herrschaft des Landschaftsgärtners fast 
stets vergessen wurde. Beim regelmäßig gestalteten Garten ergibt er sich aber fast von 
selbst. Der Wirtschaftshof ist erwünscht für tausend Verrichtungen des Haushaltes: 
Teppichklopfen, Kistenöffnen, das vorläufige Abstellen von Hausabfallen usw. Ist er nicht 
vorhanden, so müssen sich alle diese Dinge auf den Kieswegen des Gartens abwickeln. 
Die regelmäßige Gestaltung des Gartens führt auch zu einer regelmäßigen Ge 
staltung des Zugangs von der Straße her. Beim Vorhandensein eines größeren Geländes 
wird von selbst nicht mehr davon die Rede sein, daß das Haus an der Bauflucht der 
Straße zu stehen habe. Aber auch beim kleineren Gelände ist die Lage an der Straße, 
wie weiter vorn erwähnt, nicht immer die richtige. In allen Fällen aber, in welchen 
das Haus zurückliegt, ist ein Zufahrtsweg nötig, der vor dem Hause derart enden muß, 
daß das Kehren von Wagen möglich wird. Der dazu nötige Raum ergibt den regelmäßig 
gestalteten Vorhof. Der Gedanke eines solchen Vorhofes ist so alt wie die menschliche 
Behausung und die menschlich-architektonische Tätigkeit überhaupt. Er hat neben seinem 
praktischen stets auch einen ästhetischen Grund gehabt, indem eine gewisse Vorbereitung 
auf die Hauptsache, das Bauwerk selbst, geschaffen wurde. Der Vorhof spielt die Rolle, 
die die Ouvertüre in der Oper spielt. Eine effektvolle Umgrenzung des Vorhofes ergibt 
sich beim Landhause leicht dadurch, daß man die Umgebung des Einganges durch Ge 
bäudeflügel einrahmt oder die Küche und Wirtschaftsräume eine oder zwei Seiten des Vor 
hofes bilden läßt. Die noch freibleibenden Seiten lassen sich durch eine Mauer abschließen. 
Es liegt auf der Hand, daß, wenn es sich um eine Umgebung des Hauses von 
der erwähnten Art handeln soll, die Disposition nur in der Hand des Architekten liegen 
kann. Indessen ist der Architekt selten in der Lage, den zweitwichtigsten Punkt in der 
Gartenanlage, die Bepflanzung, selbständig zu bearbeiten. Da die Bepflanzung nun auch 
schon in der ersten Grundidee der Anlage ein Wort mitzusprechen hat, so folgt die 
Notwendigkeit des Einvernehmens zwischen Architekten und Gärtner. Das Zusammen-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.