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Volltext: Die Wiener Spitzenausstellung - 1. Teil

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kaiserlichen Galerie kann man an 
einem der Linnentücher reichere 
(Näh-)Zacken mit symmetrischen Vo 
lutenformen erkennen; eine Weiter 
bildung stellen dann etwa die Zacken 
am Kragen und an den Manschetten 
der „Marie Luise von Tassis“ von 
van Dyck in der fürstlich Liechten- 
steinschen Galerie zu Wien dar. 
Später rückt die, auch sonst in 
der Renaissancedekoration so be 
liebte Vase als Mittelpunkt in ein 
symmetrisches Gebilde von Voluten 
oder auch schon von deutlicheren 
Ranken und Blumenformen ein; in 
den Spitzenvorlagen des Bart. Danieli 
(Bologna, bei Agostino Parisini, ohne 
Jahr) finden wir sie schon vielfach; 
auf Bildern des Rubens, van Dyck, 
Frans Hals oder Rembrandt (ver 
gleiche die Abbildung 12), oder auf 
Stichen des W. Hollar, aber auch bei 
italienischen oder selbst spanischen 
Meistern der ersten Hälfte des XVII. 
Jahrhundertes erkennen wir diese 
Formen nicht selten; 1 die Originale 
waren anscheinend sowohl in Näh- 
als in Klöppelarbeit ausgeführt. 
Bemerkenswert ist bei dem Spät 
renaissancetypus auch das nicht sel 
ten hervortretende Streben, die inne 
ren Durchbruchstreifen, die sonst 
noch deutlich getrennt geblieben sind, 
mit den äußeren Zacken zu einem 
freien Gebilde zu verschmelzen. Aber 
nicht auf diesem Wege wurde die 
eigentliche Weiterentwicklung her 
beigeführt, sondern durch die reichere 
Ausgestaltung der kurzen, symmetrischen Voluten und Ranken (in den ursprünglichen Durchbruchstreifen der 
Leinwand) zu immer kräftigeren und stärkeren Formen, wobei, wie gesagt, die eigentlichen freien Zäckchen 
oder Bogenendigungen oft auf einer viel früheren Stufe der Entwicklung stehen blieben. Als Übergang zu den 
späteren Arbeiten mag etwa das unter Nummer 6 wiedergegebene Stück angeführt sein, das bereits eine 
durchlaufende Ranke zeigt; auch haben die Blumen hier zum Teile bereits kräftiges Relief, doch ist es ganz 
anders ausgeführt als später. Bemerkt sei, daß sofort mit der Ausbildung der größeren Ranken auch Versuche 
technischer Änderungen vor sich gehen: man bemüht sich nämlich vielfach, zur Vereinfachung der Arbeit die 
durchlaufenden Linien aus eigens geflochtenen, geklöppelten oder gewebten Bändern herzustellen und bereitet 
so schon die „Litzenspitzen“ oder die spätere „Point-lace-Spitze“ vor (man vergleiche die Abbildung 13). 
III. DIE BAROCKSPITZE. 
A. Die großzügige Barockspitze. 
Die auf Tafel 17 abgebildete Spitze, eine Schenkung des Erzbischofs Paris Lodron an die Kirche von Villa 
Lagarina, stellt sowohl in der Zeichnung als in den erhöhten Umrissen und den gemusterten Durchbrechungen 
der Hauptformen einen Übergang zur eigentlichen Barockspitze dar. Da diese Spitze vor 1653, dem Todesjahre 
des Schenkers, angefertigt sein muß, so ist hierein nicht unwichtiger Anhaltspunkt zur Beurteilung der historischen 
Entwicklung geboten. Ganz ohne tieferen Grund werden Spitzen dieser Art vielfach als spanisch bezeichnet; 
es liegt hier gegenüber den uns bekannteren, sogenannten venezianischen, Reliefspitzen, über die noch gesprochen 
werden soll, kein Unterschied nationaler, sondern zeitlicher, Entwicklung vor. 
1 Man vergleiche etwa die „Gesellschaftliche Unterhaltung“ von Don Antonio de Pereda in der Münchener Pinakothek. 
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Abb. 22. Nie. Largilliere, Jakob und Luise Stuart, Uffizien, Florenz. (Nach einer Photographie von 
G. Brogi in Florenz)
	        
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