22
Wiederholte
Pläne der Ver
einigung der
Akademie mit
der
>ormttlseliule.
Die n. ö. Regierung trat auf seine Seite und rühmte
seine ganz besondere Gabe sich mit Deutlichkeit aus
zudrücken und seinen Vortrag den Zuhörern angenehm
zu machen: „Fast alle Stände hätten solche Vorlesun
gen nöthig; insonderheit aber der Handelsstand, bei
welchem die meisten der sich ereignenden Banqueroten
daher entstehen, weil die Kaufleute in ihren Fächern
zu ungebildet seien.“ Nachdem in ähnlichem Sinne
auch der Hof-Commercienrath sich geäussert, insbeson
dere der Freih. v. Reisach, der Präsident dieser Be
hörde und der eigentliche Curator der Handels-Akade
mie auch Brand für die Juristenschule an der Savoyi-
schen Akademie empfohlen hatte, resolvirte die Kaise
rin, dass Brand vor Allem Vorträge an der Hand
lungs-Akademie und an der Savoyischen Akademie zu
halten habe.
Waren so die Geistlichen begreiflicherweise Geg
ner der Handlungs-Akademie, deren Thätigkcit sie wie
eine Erwerbsstörung auffassten, so gesellten sich ihnen
auch von anderer Seite Bundesgenossen. Schon 1771,
kurz nach dem Entstehen der Normalschule tauchte
ein Vorschlag auf, die Akademie mit der Normalschule
zu vereinigen I8 ). Dieser Vorschlag wurde abgelehnt,
aber 1773 erneuert' 9 ) und abermals abgelehnt.
Erst 1791 taucht ernstlich der Plan der Vereini
gung wiederum auf, die n. ö. Regierung aber rieth der
Hofkanzlei ab, weil das Institut mit seinem Namen,
wie nach seinem Lehrplan eine Hochschule für
Kaufleute sei —der Besuch wurde sogar unentgeltlich
gestattet 20 ).
Die Selbstständigkeit der Handlungs-Akademie, als
einer staatlichen Fachschule zu erhalten, war nur mit
grossen persönlichen Opfern der Professoren und des
Directors möglich geworden. Alle Bitten um Zuschüsse
18 ) Vgl. Joh. Engel: Zur Geschichte der Realschule Wiens.
Jahresbericht der Schottenfelder Oberrealschule vom Jahre 1852.
'*) Nieder-österr. Statthalterei-Archiv Nr. 34, Fase. Nr. 2.
*°) Beacht des v Hess vom 31. December 1791 a. a. 0.