Zeitverliü’lt-
nisse.
Wien als Han
delsplatz.
Die Wiener Handels - Akademie.
I.
Fast gleichzeitig sehen wir in den Hauptstädten
Oesterreichs das Bedürfhiss höherer kaufmännischer
Lehranstalten sich fühlbar machen und der Oesterrei
cher, dem man damals den Vorwurf machte, dass ihm
die Reife für die Selbstverwaltung fohle, wagte auf
diesem Gebiete einen Versuch, der an die schönsten
I rüchte des Selfgovernements erinnert, in einer Zeit des
starrsten Bureaukratismus. So ist die Gründung der
Wiener Handels - Akademie aufzufassen. Es ist schon
früher dargelegt worden, dass die Alles bevormundende
Regierung, welche gerade auf dem Gebiete des Schul
wesens einen unermüdlichen Organisations-Eifer an den
1 ag legte, für die Errichtung von Handelsschulen kei
nerlei Interesse zeigte. Um so lebhafter war das Be-
dürfniss darnach in den kaufmännischen Kreisen. Was
in den 1 rovinzen schon als dringend anerkannt wurde,
musste in Wien um so unabweisbarer erscheinen. Durch
das politische System der Centralisation, auf welchem
die Neugestaltung Oesterreichs beruhte, hatte Wien in
seiner Entwicklung grosse Fortschritte gemacht. Es
war zum Herzen dos Reiches geworden und in un
mittelbarer Wechselbeziehung zu den Provinzen ge
treten. Die Fabriksindustrie hatte sieh auf die ver
schiedensten Zweige der gewerblichen Production aus
gedehnt, weniger durch die Billigkeit und den inneren
Gehalt als vielmehr durch das Agio der Valuta ge
schützt. Wien war der Sammelpunkt der bedeutenden
Kapitalkräfte, der massgebende Factor aller Fluctua-
tioncn nn Börsenverkehr geworden, die hervorragenden