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Industriellen der Provinzen brachten in Wien ihre Pro
dukte zu Markt, Kaufleute machten häufiger als früher
ihre Bestellungen in der Reichshauptstadt. Bei der
natürlichen günstigen Lage übte die Stadt eine an
ziehende Kraft in Bezug auf Handel und Verkehr
und die reichlich zufliessenden Quellen der Bildung
und des Geschmackes sicherten einen bedeutenden
Absatz, wie die in Wien einmündenden Communi-
cationen dem Unternehmungsgeiste neue günstige
Chancen eröffneten. Die Börse war ein grosser, be
achteter Geldmarkt geworden, stand im innigsten Ver
kehr mit auswärtigen Geldmärkten, namentlich mit der
jener Zeit die Welt beherrschenden Pariser Börse, die
TV eltausstellung hatte Massen österreichischer Industriel
ler nach dem europäischen Westen geführt und liess
den Wunsch nach grösserem Handelsbetrieb aufkom-
incn. Das Beispiel fremder Länder wirkte bestimmend.
Der englische Unternehmungsgeist schüttete das Füll
horn productiver Kapitalanlagen auf alle Länder der
Erde aus, Frankreich überstrickte sich mit einem Netze
von Eisenbahnen und griff Oesterreich mit seinen Ka
pitalkräften unter die Arme, Deutschland entwickelte
sein Eisenbahnnetz in früher kaum geahntem Umfange.
Das Kapital brach überall hervor. Der Krimkrieg war
zu Ende, ohne Oesterreich aus dem Frieden gerissen
zu haben.
Die wirthschaftliche Thätigkeit steigerte sich,
österreichische Eisonbahnactien wurden auf allen Börsen
des Continents im Spielgeschäft gehandelt, nicht minder
brachte die Speculation auf dem Waarenmarkte die
Oesterreicher in stets innigere internationale Bezie
hungen, eine Reihe von Missernten hatte mit dem
Jahre 1856 ihr Ende erreicht, starke Ausfuhren von
Rohproducten hatten in den letzten Jahren Oesterreich
auch auf diesem Felde neue Absatzgebiete eröffnet.
So waren die Zoitverhältnisse, als der Bürger und
Waffenfabrikant Bernhard Wilh. Ohligs in der nie
der-österreichischen Handels- und Gewerbekammer den
lt. W. Ohligs
und der Antrag:
in der nied.-ü.
Handelskam
mer