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Aufmerksamkeit zugewendet. 4 ) Dem Formalismus der
überwuchernden lateinischen Bildung arbeitete eine rea
listische Bewegung entgegen, welche die Erziehung
eines gebildeten Handels- und Gewei’bestandes zum
Ziele hatte. So wurde z. B. nach Erlass des Gewerbe-
Patentes zom 10. Jänner 1751 das Land-, Gewerb- und
Fabriken-Amt im Markgrafenthum Mähren beauftragt,
dass eine pro bono publico so nothwendige „mechanische
Lehrschul“ mit Unterricht in der Muttersprache so bald
als thunlich eingerichtet werde. Der Manufacturen-
Amts-Inspector Ludw. Ferd. Pr o cop von Rabstein wurde
beauftragt, seine „Gemtithsmeinung darüber abzugeben“,
wie eine „Gewerbschul’“ zu errichten sei. 5 ) Schon in
den hierauf gemachten Vorschlägen für eine Industrie
schule wird der kaufmännische Unterricht berücksich
tigt. Der Unterricht soll neben Zeichnen, Mechanik
und Statik (Physik), Mathematik, Buchhaltung, kauf
männische Correspondenz, Wechsel- und Handels-Nego
tium, Historie und Geographie mit Berücksichtigung
des Gewerbes und Commerzes umfassen. Der Plan
Procops wurde am 20. August 1751 von der Kaise
rin in allen Stücken genehmigt, jedoch wurde befohlen,
mit der Ausführung einstweilen inne zu halten und
vorerst die Abfassung guter Schulbücher, als der er
forderlichen Lehrmittel, in’s Auge zu fassen. In rich
tiger Erkenntniss dessen, was Noth that, resolvirte die
Kaiserin, dass für die Anstalten des Handels und Ge
werbes „nicht überall Geistliche zu Lehrmeistern an
gestellt“, sondern die zu' creirenden Institute „mit welt
lichen professoribus so viel als thunlich versehen werden
möchten.“ Allein alle diese wohlgemeinten Bestrebun
gen gelangten nicht an das gewünschte Ziel thatsäch-
licher Verwirklichung ‘und die sorgfältig ausgearbeite-
*) Das Nachfolgende beruht durchwegs auf toii dem Ver
fasser aus Acten, alten Drucken und Theresianischen Zeitschriften
gesammelten Materialien.
*) Vgl. Frh. v. Helfert- Die österreichische Volksschule etc.
I. Band.