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Herrschaft des
derus in der
Schule.
Der Clerus war consequent fortschreitend zur Herr
schaft über den Staat und zumal über die Schule ge
langt.
In allen Zweigen der Staatsverwaltung nisteten die
Römlinge. Die Deputirten aller katholischen Vereine
aus ganz Deutschland hatten im September 1853 in der
kaiserl. Hofburg sich versammelt; einer der ersten
Würdenträger am Hofe, Graf O’Donnel, der Vorsitzende
des Severinus - Vereins präsidirte, Jesuiten - Missionen
wurden in ganz Oesterreich abgehalten, die Schüler
der Lehranstalten zogen in Processionen einher, die
Universitäten erhielten zahlreiche Lehrer der prononcirt
ultramontanen Richtung aus Süd- und Südwest-Deutsch
land, mehrfach wurden Lehrer wegen ihrer „destructi-
ven Tendenzen“ enthoben, bei den Akatholiken wurde
ausschliesslich die orthodoxe Richtung gepflegt, endlich
kamen in hellen Haufen die Jesuiten und errichteten
Schulen (Tyrnau, Cremona, Padua, Pressburg, Linz,
Baumgartenberg, Innsbruck, Ragusa etc.), die Clasgiker
der Alten wurden selbst nicht verschont und aus ihnen
„geeignete Lehrbücher“ gemacht, die Gymnasien wur
den (Februar 1854) unter Aufsicht bischöflicher Or
dinariate gestellt. Zu Ende des Schuljahres 1854—55
war bereits die Schule so sehr dem Clerus ausgeliefert,
dass auf 181 geistliche nur 85 weltliche Gymnasial-
Dirqptoren kamen, den 1411 weltlichen Lehrern 1380
geistliche gegenüberstanden.
Die Kirchenväter sollten die Lectüre der Jugend
werden. Dazu kam erst das Concordat vom 18. Au
gust 1855 und erklärte den Realien den Krieg. Art. V
des berüchtigten Vertrages erklärte: „Die Gesammtheit
des Unterrichtes für die kathol. Jugend in den öffent
lichen wie in den Privatschulen wird der Doctrin
der katholischen Religion angemessen sein ; die Bischöfe,
in ihrer Eigenschaft als Hirten, werden die religiöse
Erziehung der Jugend in allen öffentlichen und Privat
schulen leiten und darüber wachen, dass in keinem
Gegenstände des Unterrichtes etwas vorkommt,