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Jahresberichte
so fortgesetzt kamen wiederholte, stets umgearbeitete
Ausgaben an die Oeffentlichkeit, bis es 1870 in 20.
Auflage ausgegeben wurde. Ein Erfolg eines Schul
buches seltenster Art. Mit der Uebernahme der Di-
rection der Akademie begann jedoch die segensreichste
Epoche seines Wirkens 41 ).
Mit Recht wurde von dem Direktor sowie vom
Verwaltungsrathe jede Ingerenz des Staates vermieden,
der sich mit seinem Schulwesen in den Dienst der
herrschenden Kirche begeben hatte. Nach freiesten
Grundsätzen wurde gelehrt, und die Verbindung von
Gegenständen der allgemeinen mit denen der kaufmän
nischen Bildung kam in dem Lehrplane dieser Anstalt
zum vollen Ausdruck. Schon das erste Schulpro
gramm , ausgegeben am Schlüsse des Studienjahres
1859, in welchem Abhandlungen „über die Bedeutung
der kaufmännischen Buchführung nach österr. Rechte“
von Dr. Moritz v. Stuben rauch und „über Arbi-
tragen-Rechnung von Simon Spitzer“ enthalten waren,
zeigte, dass die neue Anstalt, nicht bloss in der kauf
männischen Lehre, sondern auch in der Fortbildung
der kaufmännischen Wissenschaften ihren Beruf er
blickte. Von dieser Zeit angefangen erschienen in den
Jahresberichten anerkannt werthvolle, heute noch ge
suchte wissenschaftliche Abhandlungen mit welchen die
Handels-Akademie ihre bestimmte Stellung in den Han
delswissenschaften einnahm, und gewissermassen der
Ausgangspunkt einer merkantil-literarischen Produktion
wurde. So brachte der Jahresbericht von 1860 wis
senschaftliche Abhandlungen : „Ueber das Staatslotterie-
Anlehen vom J. 1860 von Simon Spitzer;“ ferner
„Ueber Verbuchung von Conto-meta Geschäften im
Bankfache, von Ferdinand Kitt;“ und „Ueber das
Muster - Comptoir und dessen Geschäftsordnung, von
Pelopidas Garabella“; das Jahr 1861 wissenschaft
liche Abhandlungen: „Ueber Prämien, Nochgeschäfte
”) Vgl. Franz Hauke. EinNackruf von Dr. H. M. Richter
Jahresbericht der Wiener Handels-Akademie. Wien 1871.