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Volltext: Die Juwelen- & Goldwaaren-Industrie der Welt-Ausstellung in Wien 1873

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ju befprecbett uiib bargutegen mie ftd) in ihnen bie Scanntcfgegenftänbe 
geftaftet höben. 
SBenn nun ein Siabent nach beni SSorbitbe griedgifd)er Stntife in 
ftrengen regelmäßigen gönnen gemacht mirb, fo merben mir anerfennen, 
baß eS im griedüfchen Stit ttnb ftilgerecfjt fei itnb merben eS atS ftittoS 
beneid)neu, rnenn ptöhtid; ein mitber fRoccocofdjnörfef irgeubmo äuge* 
hängt mirb. 
SU'er mer fann uns benn nun gmittgen ein Stitd btirchauS in 
griedüfdfem Stil 31t machen? SBtr finben eine beftimmte gried;tfd;e gönn 
bie mir fet;en, hübfd;, nermenben fie, finben aber bie fraufen S3 (unten 
hübfdter als bie fteifen unb feigen baljer bie fraufen ein. SBarum foll 
uns baS nidft erlaubt fein? 
©emiß fann SJiemanb forbern, baß nur gried;ifd;e gönnen bie 
richtigen fein fetten, unb gemiß finb SBeiterbifbungen unb SSerbittbungen 
möglid). 
Slber babei ift SitteS 31t bebenfen. Sitte gute $uitftrid;tuug, ein 
auSgebilbeter Stit, mie ber griecf>ifd)e, ift uid;tS 3 u f^fligc« in bem 
man beliebig gufetj.cn unb auStaffeu fann. Sie gönnen finb affe mit» 
einanber unb aus einem ©eifte heraus erfunben morbett. Siefen ©eift, 
bie Settfmeife einer fiuitft muß man terfteljen, rnenn man in ihrem 
Stile arbeiten miff. 
©S ift fet;r mot;t möglid;, aber red;t fd;mer, in biefem ©elfte 
etmaS dleueS 31t erfinbeu. 8eid;ter ift cS fd;ou, baS ©egebene 
mannigfad; 31t bermeubcn, abguteiteu umgugeftalten. Situ fcbmierigften 
ift aber gerabe baS, maS am (eid;teftcn auSfief;t unb am ffäufigften in 
finnfofer SÖJeife gefd;ief;t, baS SSerbinben ocrfd;iebener gegebener gor» 
tuen attS Derfd;iebeitett Stiteu. Sind; f;ier finb 9Jiögtid;feiten gegeben. 
Sie gute griifjretiaiffattce ftef;t ber gried;ifd;en Stntife fo nahe, baß 
fid) allenfalls gönnen beiber bereinigen (affen, ebettfo finb 9ioccoco unb 
Shiuefentbum U)af;(bermanbt, aber um in biefer SBeife 31t ßcrfihmetgeu, bas« 
gehören fefjr gettane fieuntniffe unb ein äußerft feingebifbeter ®efd;mad, 
fo baß bor gar nichts mehr 31t martten ift a(S bor bem S3erfttd;e, burd; 
berartige 5D(ifd;nttgett 9feueS 31t ergiefen. 3>tt faft atten gaben fiihr't es 
31t gehtern gegen beit Sti( ttnb ber Suuftgefehrte f;at :lted;t rnenn er 
über Stittofigfeit ffagt. 
Sarnad; fönte es affo nur barattf an, fich ftrcug an bie gönnen 
einer beftimmten 3 e ü 31t hätten, 11111 ftitgeredd 31t fein? -Laim brand;te 
matt affo nur gemiffenffaft bie Slrbeiten einer beftimmten tßeriobe ttad;» 
31t ahnt eit um bie Aufgabe gefcft 31t X^rften? 
O nein! So (eid;t fommett fie nid)t babott (sperr ^ttmefier! Stuf 
biefe SBeife läßt fid; ja atterbingS fef;r ©uteS ergieteu. d)iand;e öftere 
Sfrbeitcn finb fo muftergüftig, baß mir fie afferbingS nur nad;3itaf;mett 
brauchen. SBaS Saftet (an i £ertfid;eS macht, finb birefte Kopien grie» 
d;ifd>»autifen Sd;mucfeS, unb (i X; r iftefen in Sopenhageu copirt mit 
gfängenbent (Srfotge bie Slrmff'aitgeti, me(d;e fid; in uraft heibnifd;en 
^Htuettgräbern finben. Iber baS finb nur SfttSnahmen, getegentlid;e düög» 
(id;feiten, bie 31t bübfd;en Srgebniffett führen mögen aber niemals bie 
eigene Sr finb tut g auf bie Satter erfefjett föntten. 
Sie gried;ifd;en tDtarmorbitbmerfe, bie SßenttS Sott SÜfi(0, berStpott, 
bie Siatta tt. f. m. finb ja auch, baS miffen mir S(((e, unenbXid; riet 
fd;ötter ttnb f;oheitSOo((er als a((e ntobenien Scutpturen, aber trotjbem 
merben mir uns niemals mit Gopiett berfefben abfpeifett (affen, fonbertt 
mir forbern sott nuferen Sünfftern felbftftänbige Slrbeiten, in betten ber 
' fpnXs nuferer 3eit fd;(ägt, bie ein Stiicf sott nuferem Sehen finb. llnb 
ebettbaffeXbe forbern mir sott uttferem Suufthanbmerf. Seme an beit aften 
Sad;eu aber fei nicht ifjr Sctaoe. (Beuutje fie, aber arbeite fe(bft|tönbig. 
Unb mo bleibt nun ber Stil? Oft er nur baS brof;ettbe ©efpenft 
fo tauge id; beattfprnc(;e gried;ifd; ober SReuaiffattce ober Oioccoco 31t 
arbeiten ttnb bin id; frei fobatb ic(; hierauf bergidfte unb fefbftftänbig 
erfinbe? 
D nein, fperr ^nmefier, erft red;t nicht! Sen funfthiftorifd;en Stit 
. mit feinen ©efetjen föntten mir mof;l bei Seite taffen aber tttttt tommen 
bie Stitgefefse, bie fich a11 ^ ^ cm SDcaterial ber Sedtnif, aus ber Sieftim» 
muitg ttnb SSermettbittig beS ©egetiRattbeS ergeben ttttb mit bem fid> 
Sfiemanb, fein S3ott unb feine 3eit anberS abfittbett fann, als baß matt 
fie ftrengftenS befolgt. Sßetttt eS oort;er X;ief?, eS fei nid;t ftitgerecht, 
chinefifd;e S3tunten in antife Siabeme 31t feljctt, fo t;eißt eS jept, gang 
gteid;, ob gried;ifch ober d;inefifd;, eS ift nid;t ftitgerecht, menn 
SStumen au einem Siabem ttad; unten f;öugen, fonbertt fie höben 
rid;tauf 31t ftef;eu meit fie frei enbigettb als S3efrönung unb SluSftrah» 
fttttg beS |)auptfd;mucfcS 31t erfd;einen haben; unb ttoeb ein ganges tpeer 
oott ©efefsen ähntid;er Strt bie alte äußerft eittfad; ttnb fetbftberftänbtid; 
finb, gegen bie aber bod; grabe fo biet unb oft gefünbigt mirb, baß 
man fie gar nid;t briugtid; genug ciitfcbörfett fann. 
33ott biefem Stit atfo merben mir gunächft 31t rebett haben, 
(gortfepmnq folgt.) 
be$ nädjftfotgenkn ^Tußedjeffes ber „^erfe”. 
II. Safitgattg 4. §eft. 
(Staffelte gelangt am 15. Slpril jttr StuSgate.) 
Utifer 1. ftitgereddeS SJortagenbtatt entf;ätt atS Siorbitb ein 
fpatsbaub, »01t ßaftettani in 9fom nach antifem ®tufier gefertigt. 
Sie Strt ttnb SSJeife, mie Saftettaui feine dRufter fammett, ittbetn 
er bott oft menigen, X;afbgerbr0d;etteit, in irgenb einem alten ©rabtnaf 
attfgefunbenen Stiideu feine fd;ötten Slrbeiten abteitet, berbient bie bo.ifte 
Sltterfennung. 
93ei näherer (Betrachtung beS §atSbanbeS faitben mir an bemfetben 
eine große SOteuge ber präct;tigften SOiotibe, meteße fid; auf bie utoberne 
gabrifation übertragen taffen. Sas .ftetauSttehntett anberer Schmitd» 
gegenftänbe jebod; aus einer gegebenen gönn bebiugt eben bie genaue 
^enntniß ber ftitrid;tigen Slbtehnuug fomie ber organifd;en 3nf 11111111 Cllä 
fehungen. 
3ft aber ber Sinn für mirftide gormcnfd;önheit erft einmal 
gemedt, fo empfinbet man fet;r batb bie große 8üde, metd;e bie bis» 
ßerige moberiie gabrifation in biefer Ofichtuug offen faßt, ©inige 
practifcße S3cifpicte merben Singettttjeiteu beffer ertautern. 
Sic fatfd;e Slnmenbitng einer StrabeSte, als Defc an einem f;äu» 
gettbem ©egenftanbe geigt gigttr 1, bie richtige Strt jeboch gigttr 2. 
Siefetbe gönn in richtiger Slnmettbuttg anfred;tfteX;ettb geigt gigttr 3, 
für Sfabetu, Siabeme :c. i'ermettbbar, ittbetn bie eingefnen Sheite, ber 
gorm augemeffen, aitsftrömen, ttnb fid; orgattifd; oerbinbett. Sie §ar» 
monie berfefben StrabeSfe mit beut ©egenftanbe, in quertiegenber gorm 
geigt gigttr 3 auf Statt 1 beS näd;ften SpefteS ber „ißerfe", bort bitbet 
ber bitrd;laufcube Stab bie natürtid;e SSerbittbitug, aus metd;er t;eiuuS 
bie gönnen ber SlrabeSfen quetteu. So geringfügig oft bergteid;cn fteine 
9tegetn erfd;einett, fo £;oh eit Söertt; h a &cu betutod; biefelben, meit fie 
in ben ituabüitberfid;ett ©efehett ber SteffX;etif, beS Schö]iI;eitSgefühtS 
begrüntet liegen ttttb teiber fo fet;r oft nubead;tet bteiben. SBir haben 
häufig ©etegeuf;eit gef;abt 31t beobadden, mie attfc(;einenb gang reigettbe 
Sd;mud'fad;en ber mobernen gabrifation ttad; fttrger 3t li: t e11 Säufern 
ober S3efit3eru nicht mehr gefatteu unb unbeachtet bteiben, fo fchr fie 
and; anfänglich grettbe gemacht hatten. SBenn mir auf beit ©ritttb ber 
Sad;e gehen, fo motit'irte fid; baS urfprüngtid;e ©efatteu meift burd; 
gute Strbeit, fd;öne Steine unb gärbtrftg, baS fpätere SOfißfatten burd; 
Unfchönheiten ber gorm, beim fetbft im ungefd;ntten Singe, im iuttern 
S£4 - . 
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