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sich der Gläser zu diesem Zweck bedient haben sollte, würde das die Ar
beit erheblich erleichtert haben, da derjenige, welcher die einzelnen Stücke
zusammenfügte, das Werk seiner Hände immer vor sich sah. Mit höchst
seltenen Ausnahmen wurden Gefässe benutzt, deren Innenfläche ein Heraus
stürzen des geformten Objects ermöglichte, weshalb denn auch die Ge-
fässbäuche und andere Stücke von annähernd sphärischer oder sphäroidaler
Gestalt immer aus zwei Theilen zusammengesetzt sind. Wo aber ein
nicht derart zusammengesetzter Th eil über die Halbkugelform hinausgeht
(u. dgl. finden sich namentlich an Leuchtern), wurde vermuthlich das
als Hohlform dienende werthlose Gefäss zerschlagen, um das geformte
Stück herauszubekommen; denn es wäre höchst seltsam, wenn für so
kleine Stücke Stückformen benutzt worden sein sollten, welche man für die
grösseren nicht anwenden wollte oder konnte. Sind wir einmal auf dieser
Spur, so verwandeln sich uns auch die complicirtesten Stücke, der Blu
menständer im Besitz des Baronet Anth. Rothschild, die Leuchter, die
Kannen etc., in Combinationen von Abdrücken aus gewöhnlichen Näpfen,
Schalen u. dgl. m., Einzeltheilen, die wieder auf ganz dilettantische, naive
Weise aneinandergefügt worden sind. Um die Stelle, wo zwei solche Näpfe
zusammengesetzt sind, ist gewöhnlich ein Thonstreifen herumgelegt, als
einfacher Wulst, oder um seine eigene Achse zu einer Art Strick gedreht,
oder auch zwei Streifen, in spitzem Winkel aneinandergepasst und ab
wechselnd von unten und von oben mit Eindrücken versehen, welche
diesem Verbindungsgliede ungefähr das Ansehen einer gefältelten Hals
krause geben. Wo ein Mittelstück in eine grössere undecorirte Fläche ein
gesetzt ist, z. B. in das Innere einer Schüssel oder flachen Schale, zeigt sich
das Bemühen, die Trennungsfuge durch regelmässige, nahe an einander
gerückte Eindrücke in der Umgebung des Mittelstückes zu verbergen.
Dahin gehören die von Delange mit Bienenzellen verglichenen rundlichen
Eindrücke, welche wohl einfach von der Fingerspitze herrühren lü ).
Plastische Verzierungen bestehen im Wesentlichen aus zweierlei Arten:
i. Voluten und ähnliche architektonische Formen, welche, 'ebenso wie
verschiedene Henkel, aus der ornamentirten Thonschwarte herausge
schnitten wurden; 2. Figuren.
Die Art, wie manche von den letzteren angebracht sind, hat schon
längst zu der Ansicht geführt, dass diesen Theil der Arbeit ein Künstler
nicht geleistet haben könne. Die Figuren, die als Henkel dienen, machten
es insbesondere sehr wahrscheinlich, dass dieselben aus der Form in
wesentlich anderer Gestalt hervorgegangen und dann erst gerichtet, gereckt
und ausgerenkt worden sein möchten, mit mehr Rücksicht auf ihre Bestim
mung als auf die Anatomie; wenn nicht die Körper in diesen Fällen frei,
aber nicht von Künstlerhand, modellirt und an die aus der Form gedrückten
Köpfe angefügt sein sollten. Beachten wir ferner, wie oft ganz dieselben
Satyr- und Terminusfiguren, Köpfchen und Masken sich in der verschie
densten Anwendung wiederholen, so haben wir Grund anzunehmen, dass