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Volltext: Die Faiencen von Oiron (Henri-Deux) : Vortrag gehalten im k. k. österr. Museum für Kunst und Industrie

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sich der Gläser zu diesem Zweck bedient haben sollte, würde das die Ar 
beit erheblich erleichtert haben, da derjenige, welcher die einzelnen Stücke 
zusammenfügte, das Werk seiner Hände immer vor sich sah. Mit höchst 
seltenen Ausnahmen wurden Gefässe benutzt, deren Innenfläche ein Heraus 
stürzen des geformten Objects ermöglichte, weshalb denn auch die Ge- 
fässbäuche und andere Stücke von annähernd sphärischer oder sphäroidaler 
Gestalt immer aus zwei Theilen zusammengesetzt sind. Wo aber ein 
nicht derart zusammengesetzter Th eil über die Halbkugelform hinausgeht 
(u. dgl. finden sich namentlich an Leuchtern), wurde vermuthlich das 
als Hohlform dienende werthlose Gefäss zerschlagen, um das geformte 
Stück herauszubekommen; denn es wäre höchst seltsam, wenn für so 
kleine Stücke Stückformen benutzt worden sein sollten, welche man für die 
grösseren nicht anwenden wollte oder konnte. Sind wir einmal auf dieser 
Spur, so verwandeln sich uns auch die complicirtesten Stücke, der Blu 
menständer im Besitz des Baronet Anth. Rothschild, die Leuchter, die 
Kannen etc., in Combinationen von Abdrücken aus gewöhnlichen Näpfen, 
Schalen u. dgl. m., Einzeltheilen, die wieder auf ganz dilettantische, naive 
Weise aneinandergefügt worden sind. Um die Stelle, wo zwei solche Näpfe 
zusammengesetzt sind, ist gewöhnlich ein Thonstreifen herumgelegt, als 
einfacher Wulst, oder um seine eigene Achse zu einer Art Strick gedreht, 
oder auch zwei Streifen, in spitzem Winkel aneinandergepasst und ab 
wechselnd von unten und von oben mit Eindrücken versehen, welche 
diesem Verbindungsgliede ungefähr das Ansehen einer gefältelten Hals 
krause geben. Wo ein Mittelstück in eine grössere undecorirte Fläche ein 
gesetzt ist, z. B. in das Innere einer Schüssel oder flachen Schale, zeigt sich 
das Bemühen, die Trennungsfuge durch regelmässige, nahe an einander 
gerückte Eindrücke in der Umgebung des Mittelstückes zu verbergen. 
Dahin gehören die von Delange mit Bienenzellen verglichenen rundlichen 
Eindrücke, welche wohl einfach von der Fingerspitze herrühren lü ). 
Plastische Verzierungen bestehen im Wesentlichen aus zweierlei Arten: 
i. Voluten und ähnliche architektonische Formen, welche, 'ebenso wie 
verschiedene Henkel, aus der ornamentirten Thonschwarte herausge 
schnitten wurden; 2. Figuren. 
Die Art, wie manche von den letzteren angebracht sind, hat schon 
längst zu der Ansicht geführt, dass diesen Theil der Arbeit ein Künstler 
nicht geleistet haben könne. Die Figuren, die als Henkel dienen, machten 
es insbesondere sehr wahrscheinlich, dass dieselben aus der Form in 
wesentlich anderer Gestalt hervorgegangen und dann erst gerichtet, gereckt 
und ausgerenkt worden sein möchten, mit mehr Rücksicht auf ihre Bestim 
mung als auf die Anatomie; wenn nicht die Körper in diesen Fällen frei, 
aber nicht von Künstlerhand, modellirt und an die aus der Form gedrückten 
Köpfe angefügt sein sollten. Beachten wir ferner, wie oft ganz dieselben 
Satyr- und Terminusfiguren, Köpfchen und Masken sich in der verschie 
densten Anwendung wiederholen, so haben wir Grund anzunehmen, dass
	        
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