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Volltext: Die Faiencen von Oiron (Henri-Deux) : Vortrag gehalten im k. k. österr. Museum für Kunst und Industrie

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Frankreichs und Englands, Basilewski, Hamilton, Andrew Fountaine etc. 
sich befinden. Und sollten einzelne käuflich werden, so werden die Mu 
seen der ganzen Welt einander überbieten, da abgesehen von einem dem 
Fürsten Galizin gehörigen Stücke noch keines über Frankreich oder 
England hinausgekommen ist. 
Aber nicht blos selten, viele von ihnen sind in der That von grosser, 
ganz eigenthümlicher Schönheit. Die Masse ist Pfeifenthon mit bleihaltiger 
Glasur, die Farbe ein mattes Gelb, an die jetzt so beliebte Elfenbein 
masse erinnernd. Diejenigen, welche man für die ältesten hält, sind ein 
fache Schalen mit Ständer und Fuss, gewöhnlich auch mit einem Deckel, 
ferner Kannen, eine Schüssel mit Rundfalten; deren Ornamentation be 
steht einzig in bräunlichen Arabesken unter der Glasur. (Nur die Schüssel 
ist ausserdem mit einfachen plastischen Zierrathen belegt.) Diese Arabesken 
hat man von jeher als Einlagen, Incrustationen bezeichnet, eine Bezeichnung, 
deren Unrichtigkeit wir jetzt glauben nachweisen zu können. Dieselben 
wiederholen sich auch an den anderen Gefässen, Giesskannen, Saugflaschen, 
Leuchtern, Salzfässern etc., welche complicirter in den Formen und ausser 
dem gewöhnlich noch mit plastischen Zierrathen ausgestattet sind, mytho 
logischen Gestalten, Hermen, Eidechsen, Wappenschilden, Mascarons u. a.m., 
diese stets ganz rund modellirt, frei angesetzt und grossentheils bemalt. 
Der Aufbau der Gefässe ist in der Regel elegant, von schönen Verhält 
nissen, dabei durchweg originell in der Combination und in dem Profil 
der einzelnen Glieder. Ganz auffallend ist an manchen die Plumpheit der 
Henkel gegenüber der Zierlichkeit des übrigen Details. Sowohl die Eigen- 
thümlichkeit der Construction wie dieses Missverhältniss in der Durch 
bildung einzelner Theile wird uns in der Folge erklärt werden. 
Endlich wohnte den Gefässen bis vor Kurzem der Reiz des Geheim- 
nissvollen in zweifacher Beziehung bei. Man wusste weder wo, wann, 
von wem, noch auch wie diese Gefässe gemacht worden seien, von denen 
jedes Stück trotz der allen gemeinsamen Charakterzüge ein Individuum 
ist, von denen man bisher noch nie zwei völlig übereinstimmende Exem 
plare gefunden hat. Der Schleier, welcher ihre Herkunft bedeckte, ist im 
Jahre 1864 von einem Franzosen, Benjamin Fillon, so ziemlich gelüftet 
worden. Die Thonmasse war schon früher von berühmten Fachmännern, 
wie Brongniart und Salvetat untersucht worden. Auch über die Art ihrer 
Fabrication waren verschiedene Hypothesen aufgestellt worden, zum Theil 
von Technikern, welche Imitationsversuche gemacht hatten; doch war es 
allgemein anerkannt, dass keine jener Hypothesen völlig befriedigt. Dieses 
Räthsel glauben wir jetzt lösen zu können. 
Zunächst aber wollen wir kurz die wirklich merkwürdige Geschichte 
der Entdeckung ihrer Heimat skizziren. 
Dass man es mit Arbeiten zu thun habe, welche in Frankreich ent 
standen, galt frühzeitig schon deshalb als ausgemacht, weil sie fast ohne 
Ausnahme in Frankreich und zwar innerhalb eines mässigen Umkreises
	        
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